Der Streit zwischen den Berner Besetzern und der der Polizei eskalierte am Samstagabend: Die dritte Kundgebung der linksautonomen Szene endete mit einem brennenden Lieferwagen und mindestens einem Dutzend verletzten Personen.
Während der neue Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried sowohl den Einsatz der Polizei verteidigt als auch die erneut heftig kritisierte Reitschule in Schutz nimmt, sparen Politiker, Polizeivertreter und Presse nicht mit reisserischen Worten.
Für «Bund»-Kommentator Patrick Feuz zeigen die Ausschreitungen nichts anderes als die «Lust am Krawall und Freude an der Action». Es gebe keine Lehren aus diesem «Gewaltwochenende» zu ziehen, es sei zudem absurd, in einer rot-grünen Stadt wie Bern, wo die autonome Reitschule ein etablierter Kulturbetrieb sei, alternative Wohnformen möglich seien und Beamte bei der Zwischennutzung leerstehender Häuser behilflich seien, Gewalt mit dem Wunsch nach mehr Freiraum zu legitimieren.
Die Krawalle in Bern besetzen sowohl Titelseite als auch die Doppelseite 2/3 des «Blick». Besonders prominent: Die Stimme des Polizeiverbandes. Dieser spricht von einer «neuen Dimension von Gewalt». Im Artikel kommen Politiker und Polizeivertreter zu Wort, Überschrift: «Krawallhauptstadt Bern». Zitiert wird auch der städtische Sicherheitsdirektor Reto Nause, der, was solche Einsätze anbelangt, als Hardliner bekannt ist: «Das ist kein Berner Problem.»
Adrian Zurbriggen, stellvertretender BZ-Chefredaktor benutzt weniger martialische Worte: Der Schaden habe sich, zumindest geografisch, in Grenzen gehalten, schädlich sei das Ganze vor allem für die Reitschule, deren Vorplatz als ein «Abenteuerspielplatz für wohlstandsverwahrloste Spätpubertierende» sei. Von der Regierung fordert Zurbriggen, eine klare Grenze zu ziehen zwischen illegalen Besetzungen und legalen Zwischennutzungen. Ersteres sei in jedem Fall zu ahnden.
Auch die Forderung der Jungen SVP, die Reitschule müsse nun definitiv geschlossen werden, liess nicht lange auf sich warten: Am Sonntag veröffentlichte die Jungpartei unter der Ägide von Nationalrat Erich Hess ein Pamphlet gegen die Kulturinstitution. Die Krawallmacher bezeichnet die JSVP als «linksextreme Terroristen», die die Gewaltspirale in Bern weiterziehen würden.
Schützenhilfe erhält die JSVP von Gregor Rutz. Rutz geht noch weiter: Dass sich bei den Ausschreitungen auch Demonstranten verletzt haben, ist dem SVP-Nationalrat egal: «Mitleid zu haben mit verletzten Krawallanten fällt mir irgendwie schwer – sorry.» Angehängt: ein Artikel, in dem es heisst, ein verletzter Demonstrant habe durch ein Gummischrot-Geschoss ein Auge verloren. Auch in Reitschulkreisen sei diese Version bekannt.
Die Angriffe gegen Polizisten würden «immer brutaler» werden, schreibt 20 Minuten und zitiert die Präsidentin Verbands Schweizerischer Polizeibeamter. Was sich in Bern derzeit abspiele, sei ein Skandal, wird Johanna Bundi Ryser zitiert.
Der «Tages-Anzeiger» lässt Alec von Graffenried in einem grossen Interview Stellung beziehen. Der Berner Stadtpräsident verteidigt das Vorgehen der Polizei und nimmt gleichzeitig die Reitschule in Schutz. In einem weiteren Artikel nimmt der TA Bezug auf ein Geschäft, das heute im Ständerat diskutiert wird: Die SVP fordert eine strengere Bestrafung bei Aggression gegen Beamte und Behörden. Zudem die Prognose der Zeitung für Bern: Noch mehr Gewalt.