Diese Woche macht der Dalai Lama auf seiner Reise durch Europa Halt in Bern. Am Mittwoch wird er das Haus der Religionen besuchen. Am Donnerstag hält er im Kursaal einen Vortrag. Wie immer, wenn das Oberhaupt der Tibeter in der Schweiz zu Besuch ist, begeben sich die Behörden auf dünnes Eis. China ist ganz und gar nicht entzückt, wenn offizielle Vertreter sich mit ihm treffen. Prompt ging denn auch eine Beschwerde ein.
«Ihre Unlust haben die chinesischen Vertreter vor allem beim EDA deponiert», sagt Regula Buchmüller, Abteilungsleiterin Aussenbeziehungen und Statistik Stadt Bern, gegenüber der «Berner Zeitung». Der Grund: Der Berner Gemeinderat hat den Dalai Lama ins Haus der Religionen eingeladen und will diesen auch treffen.
Das EDA habe die Beschwerden entgegengenommen. «Wir wollen keine diplomatischen Schwierigkeiten auslösen, aber der Berner Gemeinderat will sich auch nicht von einem fremden Staat dreinreden lassen», sagt Buchmüller.
Dennoch: Der Besuch ist ein diplomatischer Eiertanz. Dies zeigen die Reaktionen der Stadt Bern und des Bundes deutlich.
Immer wieder betont die Stadt Bern den nicht-offiziellen Charakter des Besuchs. Sowohl im Haus der Religionen als auch im Kursaal sei ein Treffen mit dem Gesamtgemeinderat geplant. «Es ist aber kein offizieller Empfang», so Buchmüller. Offiziell wäre die Angelegenheit zum Beispiel, wenn der Gemeinderat den Dalai Lama in den Erlacherhof – der Sitz des Stadtpräsidenten – eingeladen hätte.
Das EDA sagt gegenüber der gleichen Zeitung, es sei nur beratend tätig und weder in die Organisation noch in die Durchführung des Besuchs involviert.
Vor drei Jahren, beim letzten Besuch in Bern, kam es noch zu einem Treffen mit der damaligen Nationalratspräsidentin Maya Graf (Grüne). Seit dem Freihandelsabkommen Schweiz-China gehen die Behörden in Sachen Dalai Lama zurückhaltender vor.
China ist nicht der einzige Kritiker. Beim letzten Besuch in Basel vergangenes Jahr protestierten Mitglieder der International Shugden Community (ICS). Sie verehren Dorje Shugden als Schutzgottheit. In den Siebzigerjahren kritisierte der Dalai Lama die Verehrung des Schutzgeistes scharf. 1996 rief er gar alle Shugden-Anhänger dazu auf, von dessen öffentlicher Verehrung abzusehen. Shugden-Anhänger werfen ihm deswegen religiöse Intoleranz vor.
Die Sicherheitsvorkehrungen sind dementsprechend ausgeklügelt. Laut der Stadt werden die Zu- und Abgänge zu den Gebäuden überprüft, die Liegenschaften gefilzt und überwacht. Der Dalai Lama selber erhält Personenschutz. Die Bundespolizei (Fedpol) organisiert den Aufenthalt mit der Kapo zusammen. (rwy)