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Was Alice Schwarzer an diesem Sonntagabend im Kaufleuten vor 500 Menschen klar machen will, ist etwa das, was Carlo Strenger in der «NZZ» als «Diktat der falschen Toleranz» umschrieben hat: Als westlicher Mensch, der das Erbe der Aufklärung in sich trägt, darf man Steinigungen von Frauen, denen in der Öffentlichkeit die Burka verrutscht, nicht akzeptieren.
Dabei geht es nicht um Fremdenhass. Es geht vielmehr um eine differenzierte Auseinandersetzung mit kulturellen Elementen, die man auf zivilisierte Art und Weise verachten muss. Die Sache und das, wofür sie steht, niemals den Menschen.
Die Burka sieht Schwarzer als Symbol für die Entwürdigung der Frau. Und dem Mann weist sie die Rolle eines Tiers zu, der sich nicht zu beherrschen weiss, wenn er ein Stücklein unverhüllte Haut sieht.
Alice Schwarzer wertet den politisierten Islam, den radikalen Islamismus, als lebensbedrohlich. Und sie findet es alarmierend, dass westliche Frauen mit der Burka sympathisieren, während die Männer im Iran sich verschleiern, um das dort geltende Kopftuchgebot zu bekämpfen.
Sie zitiert eine Studie. Eine seriöse, wie sie sagt. Derzufolge jede zweite Muslimin in Deutschland, die selbst angibt, tief religiös zu sein, kein Kopftuch trägt. Das Problem sei, dass man an der überwältigenden Mehrheit der Muslime vorbei kommuniziere. Diese liberalen, laizistischen Muslime werden von der Politik und den Medien übergangen, ja gar im Stich gelassen.
Saïda Keller-Messahli, die Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, pflichtet Schwarzer bei. In der Schweiz sei die Situation dieselbe: der Islamische Zentralrat wird in Fragen zum Minarett oder zur Burka konsultiert. Sein deutsches Pendant nennt Schwarzer ein «rückwärtsgewandter» Verein, gegründet von einem Konvertiten, der mit nur 10'000 Mitgliedern die fünf Millionen in Deutschland lebenden Muslime vertreten will.
Die Kommunikation laufe schief. Und die Medien beginnen sich damit immer weiter von der Realität zu entfernen.
Keller-Messahli kämpfte 2009 noch gegen das Minarett-Verbot. Jetzt kämpft sie für das Burkaverbot. Inzwischen habe sie sich die Schweizer Moscheen-Landschaft angesehen. Und dabei sei ihr schlecht geworden. Radikale Prediger würden hier ein- und ausgehen. Die Moschee in Genf sei mit sechs Millionen Franken finanziert worden. Und der Imam sage, das Geld stammte aus den Mitgliedsbeiträgen. «Die halten uns für blöd», sagt Keller-Messahli.
Die Mittel kämen aus Saudi-Arabien, aus den Golfstaaten, der Türkei. Und obendrüber stehe die «European Organisation for Islamic Centres», die es sich zum Ziel gemacht habe, auf der ganzen Welt – selbst auf den winzigsten, unbedeutendsten Inseln irgendwo im Pazifik – eine Moschee zu bauen.
Hier gehe es nicht um Religion. Hier gehe es um Macht. Alice Schwarzer ist derselben Meinung. Man solle endlich aufhören, in diesem Zusammenhang – wo es um «bombig organisierte Islamisten» gehe – von Religionsfreiheit zu sprechen.
Ganz am Ende der Diskussion erhebt sich ein Mann. Er bezeichnet sich selbst als laizistischen, liberalen Muslimen. Und er sagt, dass er mit jungen Muslimen arbeite, bei denen er eine beängstigende Begeisterung für die Scharia feststelle. «Die Jugendlichen suchen nach der absoluten Gerechtigkeit. Nach Antworten auf all ihre Fragen.» Und sie würden sie im religiösen Gesetzbuch des Islam finden.
«Wie kann man das verhindern?», fragt er. Dann ist es ein Weilchen still. Das sei sehr schwierig, setzt Keller-Messahli an. «Mit Bildung», lautet ihre Antwort. Die Stärkung eines kritischen Geistes. Dafür müsse man aber erst die richtigen Bedingungen schaffen. Umstände also, unter denen die «terribles simplificateurs» – die flach denkenden Demagogen und radikalen Gewaltprediger – keine Hörer mehr finden.