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Um 12 Uhr am Dienstagnachmittag wollte die Zürcher Taxigilde der Stadt beweisen, dass sie unverzichtbar ist. Und dass deshalb schleunigst die Bedingungen für die offiziellen Taxifahrer zu verbessern seien.
Deshalb liessen gut 200 Fahrer an diesem sonnigen Mittag die Kundschaft links liegen, versammelten sich stattdessen auf dem Parkplatz beim Bahnhof Tiefenbrunnen und fuhren, die Autos mit «No-Uber»-Plakaten beklebt, über Limmatquai, Central, Bahnhof und Paradeplatz zum Mythenquai.
Das Ziel: Zeigen, dass es Uber nicht schafft, eine Stunde lang die Bestellungen der stehen gelassenen Taxi-Gäste zu stemmen.
Doch das Ganze funktionierte nicht so wirklich. Erstens sind 200 Taxifahrer nur ein Bruchteil der Lizenzfahrer in Zürich. Es gab also noch genug Taxifahrer im Dienst, vielleicht solche, die daran zweifelten, ob es die beste Idee sei, die eigenen Kunden an der Strasse stehen zu lassen, um die Konkurrenz auszuschalten. Zweitens gab es zuvor keine Informationen gegen Aussen, dem Tross flog nicht sehr viel Aufmerksamkeit zu.
Und drittens, überhaupt, die Organisation! Mehrere Taxidemonstranten beklagten sich über die Polizei, die an der Seefeldstrasse nicht die richtige Spur freihielt, darüber, dass nicht mehr Plakate da waren, darüber, dass man sich eigentlich aufs Nicht-Hupen (warum, konnte keiner so recht erklären) geeinigt hatte, sich dann aber Dutzende nicht daran hielten.
Und darüber, dass schon beim Bahnhof Selnau niemand mehr so recht wusste, wie das jetzt weitergeht mit dieser Protestfahrt durch die Stadt, bis sich der Zug beim Mythenquai endgültig verlor. Ganz zu schweigen von den Streikbrechern an den Taxiständen, die argwöhnische Blicke kassierten.
"Fahr du weiter, du blockierst die falsche Spur". Schlecht organisiert, diese Demo, sagen die Taxifahrer. #uber pic.twitter.com/0tZR5uWnqx
— Daria Wild (@dabladaria) 17. Mai 2016
So ging ein bisschen unter, wo den Taxifahrern die Schuhe drückten, denn eigentlich war man sich besorgt einig: «Es geht um das nackte Überleben!». Taxifahrer sehen sich in prekären Verhältnissen. Sie haben lange Arbeitstage, kaum sicheres Einkommen, massenhaft Konkurrenz.
Zudem schlagen die Abgaben, die Fahrer für gewerbsmässigen Transport entrichten müssen, zu Buche und auch die Leasing-Verträge der Autos sind nicht gerade billig.
«Zum Glück habe ich keine Kinder», sagt einer der Demonstranten deshalb, «für mich und meine Frau reicht mein Einkommen gerade zum Leben». Wie seine Berufskollegen, die eine Familie zu ernähren hätten, über die Runden kämen, könne er sich nicht erklären.
Das wären eigentlich schon genug Sorgen, finden die Taxifahrer, doch seit Uber auf den Markt gedrängt ist, geht es den Offiziellen so richtig mies. Um 25 Prozent seien die Aufträge zurückgegangen, sagt einer der Demonstranten mit einem Plakat am Fenster, «Stoppt die Uber-App». Früher habe er noch 22 Fahrten pro Tag gehabt, heute seien es vielleicht noch 15.
Weil Uberfahrer keine Abgaben für gewerbsmässigen Transport und keine Versicherungen bezahlen müssen, seien die Preise zudem unerreichbar tief für die offiziellen Fahrer.
"Seit es Uber gibt, ist das Taxifahrerleben noch viel schwieriger geworden". #uber #taxidemo @watson_news pic.twitter.com/cOxg9hpJtC
— Daria Wild (@dabladaria) 17. Mai 2016
Zur unbeliebten Konkurrenz der Zürcher Taxi-Fahrer gehören neben Uber auch regionale Taxianbieter. Es ist ein bekanntes Problem: Die Taxifahrer, die beispielsweise in Kloten registriert sind, dürften nur Kunden aus Kloten in die Stadt kutschieren, nicht aber Personen in der Stadt die Tür öffnen. Das machen die aber andauernd, davon sind die Zürcher Täxeler überzeugt. Noch mehr Konkurrenz also in der ohnehin schon von Taxis überfluteten Stadt.
Schlimmer aber als die Konkurrenz sind für die Taxifahrer die Politiker, die, die die Situation der Taxifahrer mit dem Erlauben von Uber, der Erhöhung der Steuern und dem Unwillen, den Taxifahrern finanzielle Erleichterungen zu bieten (zum Beispiel billigeres Benzin) nur noch schlechter machen, als besser.
Ständig werde etwas für Velofahrer gemacht, findet ein Demonstrant, doch die Taxifahrer, die seien hier in Zürich «am Rande der Gesellschaft». Zudem würden andere Märkte geschützt, «beispielsweise dürfen keine Billigflieger in Kloten landen», doch die Taxifahrer überlasse man ihrem Schicksal.
Daraus ergeben sich die Forderungen der Taxifahrer, die an diesem Dienstagmittag verzweifelt und missmutig zum Mythenquai kurvten: Uber solle verboten werden, solange sich das Unternehmen nicht an die Gesetze halte. Das heisst: Uber würde als normales Taxiunternehmen behandelt werden, deren Fahrer die gleichen Abgaben zu leisten hätten, gleich versichert wären und gleich oft kontrolliert würden.
Denn die Taxifahrer sehen sich, von der Stadt übergangen, von den Regio-Taxis verraten und von den Kosten des Taxifahrens erdrückt, am Rande des wirtschaftlichen Ruins. Einer der Demonstranten sagt: «Uber, das ist jetzt einfach der letzte Nagel in unserem Sarg.»
Kontrollkarte und Fahrtenschreiber. Uber hingegen sei nicht gesetzlich geregelt, sagen die Taxifahrer. #uber pic.twitter.com/blrg6Kqkej
— Daria Wild (@dabladaria) 17. Mai 2016