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Gesundheit

Und täglich winkt die «Superprovision» –Krankenkassen-Makler packen aus

ZUM PRAEMIENANSTIEG DER SCHWEIZER KRANKENKASSEN STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES THEMENBILD ZUR VERFUEGUNG - Versicherungskarten verschiedener Krankenkassen, aufgenommen am 5. Juni 2009 in Zuerich, Schweiz ...
Die Krankenkassen buhlen um ihre Kunden – zusehends auch mit fragwürdigen Mitteln.Bild: KEYSTONE

Und täglich winkt die «Superprovision» – Krankenkassen-Makler packen aus

06.12.2016, 21:2607.12.2016, 06:42
Krankenkasse
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Helene Obrist
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Der Konkurrenzkampf zwischen den Krankenversichern in der Schweiz ist enorm. Über 60 verschiedene Krankenkassen kämpfen im Versicherungsmarkt täglich um die Gunst der Kunden. Dabei werden auch Krankenkassen-Makler eingesetzt, Vermittler, die für das Anwerben von Neukunden engagiert werden.  

Laut Recherchen der Sendung «Kassensturz» bezahlen Krankenkassen ihren Versicherungsmaklern viel mehr als bisher bekannt. Ein Makler legte anonym gegenüber SRF seinen Verdienst offen: «Es gab kaum einen Monat, in dem ich weniger als 30‘000 Franken verdiente» erzählt er und belegt seine Aussage mit Kontoauszügen. 

1‘300 Franken für Einzelkunden, 4‘000 für Familien

Dies bestätigen auch weitere Vermittler. Konkret erhalten die Makler für jeden einzelnen Neukunden 1‘300 Franken Provision. Noch lukrativer sind Familien. Bei einem Krankenkassenwechsel zur Visana beispielsweise, erhält der Vermittler 4‘000 Franken – für eine vierköpfige Familie. 

Visana wollte sich laut «Kassensturz» gegenüber diesem konkreten Beispiel nicht äussern. Auch die restlichen Krankenkassen machen um ihre Provisionen ein grosses Geheimnis. Auf Anfrage vom «Kassensturz» bei den grössten Krankenversichern, nannten lediglich drei Kassen konkrete Zahlen. 

Die «Superprovision»

Nebst den regulären Provision, winkt den Krankenkassen-Maklern auch die sogenannten «Superprovisionen». Je mehr Abschlüsse sie erzielen, desto höher fällt die «Superprovision» aus, ein zusätzlicher Bonus zur regulären Provision also. Die Krankenkasse Sanitas zahlt dem Makler ab einer jährlichen Provisionssumme von 25‘000 Franken zusätzlich 40 Prozent der erreichten Summe. Bei 75‘000 sind es gar 60 Prozent. Auch Santias wollte sich gegenüber dem «Kassensturz» nicht äussern. 

Eine Beratung durch einen Versicherungsvermittler ist grundsätzlich nicht problematisch. Solange er die Interessen des Kunden vertritt. Zwischen einem Makler und dem Versicherungsnehmer besteht nämlich das gleiche Rechtsverhältnis wie zwischen einem Arzt und seinem Patient. Der Makler ist folglich verpflichtet, nichts vorzunehmen, was diese Interessen-Wahrnehmung gefährden könnte. 

Unabhängige Beratung gefährdet

Laut dem Professor für Privatversicherungsrecht Stephan Fuhrer setzten die Krankenkassen jedoch durch Provisionen, Boni und Superprovisionen falsche Anreize für die Versicherungsvermittler. Eine unabhängige Beratung der Kunden wird so fast unmöglich gemacht. Auch handelt der Makler gegen die Interessen-Wahrnehmung des Kunden, indem er ihm eine Versicherung und Zusatzversicherungen verkauft, die er eigentlich gar nicht benötigt.

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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FrancoL
06.12.2016 22:07registriert November 2015
Wieso sollte die Einheitskasse doch genau abgelehnt werden?
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Humbolt
06.12.2016 22:14registriert Dezember 2015
Und ich hatte sogar noch 10 Minuten Mitleid mit ihm, dass er 2h weg für nichts auf sich genommen hatte.
Nächsten Herbst nehme ich mir extra ein paar Tage Ferien und lade die Dödels auf extralange Gespräche ein, um möglichst viele für nichts kommen zu lassen!

Hallo! Gewisse Familien haben hier nicht 4000.- im Monat und dieser Sack macht mit nix doppelt soviel wie jemand mit 20 Jahren Ausbildung + 20 Berufserfahrung!
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Maragia
06.12.2016 21:49registriert April 2016
Oh was ein Wunder, wer hätte das gedacht... Ironie off
Aber die Einheitskasse wollten wir ja nicht, müssen wir halt damit leben, dass wir Versicherten diese Löhne bezahlen. Bei etwas, was wir nicht auswählen können und gezwungen sind so viel zu bezahlen!
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