Bereits ist sie wieder im Kampfmodus: Auf Twitter streitet Laura Curau mit einem FDP-Politiker über die bevorstehende Altersreform 2020. Den Vorwurf, die CVP lege sich für die «Nach mir die Sintflut»-Vorlage mit der Linken ins Bett, pariert sie zunächst nüchtern, dann sarkastisch: «Hat ja bisher wunderbar funktioniert #Not», kommentiert sie die Reformvorstellungen ihres bürgerlichen Kontrahenten.
Erst wenige Tage ist es her, dass die 27-Jährige den grössten Triumph ihrer bisherigen Karriere feiern konnte: Als Kampagnenleiterin führte sie die Energiegesetz-Befürworter zum Sieg. Die Bilder, wie Curau im Freudentaumel die Hände zusammenschlägt und Grünen-Chefin Regula Rytz in die Arme fällt, flimmerten über die Bildschirme und zierten die Titelseiten.
«Als um halb eins die ersten Hochrechnungen kamen, wussten wir: Jetzt kann uns der Sieg niemand mehr nehmen», erinnert sich Curau. Nachdem sie wochenlang Kalt-Dusch-Argumente gekontert, Gegenangriffe ausgeheckt und Mitstreiter angefeuert hatte, erstrahlte die Schweizerkarte plötzlich so tiefgrün, wie es kaum jemand im Komitee zu träumen gewagt hätte. 58,2 Prozent der Stimmbürger bekannten sich zur Energiestrategie 2050.
Die Thurgauerin hat einen steilen Aufstieg hinter sich: Seit 18 bei der Jungen CVP, heuerte sie als 21-Jährige in der Kommunikationsabteilung der Mutterpartei als Praktikantin an. Und machte ihre Sache offenbar so gut, dass sie vier Jahre später – im Wahljahr 2015 – zur Nachfolgerin des abtretenden Kampagnenleiters ernannt wurde.
Sie strahle eine «Leichtigkeit und Offenheit aus, die alle überzeugt», sagt Grünen-Chefin Regula Rytz über Curau. Vor allem aber schaffe es die junge Campaignerin mit ihrer «unvoreingenommenen und diplomatischen Art, die unterschiedlichsten Parteien in einer Kampagne bei der Stange zu halten».
Kein Wunder: Wer beim Versuch die Heiratsstrafe abzuschaffen auf Support der SVP angewiesen ist, und gleichzeitig deren Asylreferendum vehement bekämpft, muss sich eine gewisse Leichtfüssigkeit bewahren. «Ich bin eine überzeugte Mittepolitikerin», erklärt Curau, deren Eltern und Bruder ebenfalls in der CVP engagiert sind.
Im elterlichen Bau-Geschäft schliff Curau schon früh ihre Kommunikations-Skills. Als Studentin war sie für die PR-Arbeit der Firma verantwortlich. Manchmal, wenn Not am Mann war, ging sie auch selber als Hilfsarbeiterin auf den Bau. «Für mich ist es sehr wertvoll, eine KMU-Tochter zu sein, und gleichzeitig zu wissen, worüber die Arbeiter in der Znüni-Pause beim Kaffee reden», so Curau.
Sie ist nicht die einzige junge Campaignerin, die derzeit in Bundesbern für Furore sorgt. Als das Stimmvolk im Februar die Unternehmenssteuerreform III überraschend versenkte, war es die 32-jährige Andrea Arezina, die im Hintergrund die Fäden zog. Aktuell hat die SP-Frau die Finger beim Aufbau des Online-Magazins «Republik» im Spiel, dessen Crowdfunding alle Rekorde gebrochen hat.
Und als im Februar vor einem Jahr «die Zivilgesellschaft» aufgestanden war, um gegen die Durchsetzungsinitiative der SVP zu kämpfen, gaben dabei zwei Komitees den Takt an: Während Andrea Arezina den «Dringenden Aufruf» orchestrierte, wurde Flavia Kleiner (26) zum Gesicht und zur Stimme der Operation Libero. Oder, wie es der «Tages-Anzeiger» ausdrückte: zum «Albtraum der SVP».
Auch Curau betont, als junge, weibliche Campaignerin sei sie in Bundesbern längst keine Ausnahmeerscheinung mehr. So bedankte sie sich am Tag nach der gewonnenen Energie-Abstimmung auf Twitter mit einer Reihe von Selfies bei ihren Mitstreiterinnen, darunter der verantwortlichen WWF-Projektleiterin Corinne Grässle. «Politik machen mit Powerfrauen!», überschrieb Curau die Bilderserie.
Politik machen mit Powerfrauen! Danke für die tolle Zusammenarbeit bei #ES2050 #Abst17 pic.twitter.com/nHZyMSTfqa
— Laura Curau (@LauraCurau) 22. Mai 2017