«Warnung an die Bevölkerung», so die dramatische Überschrift des Inserats, das mehrere Bauverbände kürzlich in der Freiburger Zeitung «La Liberté» aufgeschaltet haben. Gewarnt wird die Bevölkerung darin gezielt vor Fahrenden, die diverse Unterhaltsarbeiten, Sanierungen oder Umbauten anbieten.
Diese Arbeiten im Bereich Gipsen, Malen und Plattenlegen würden oft Sicherheits- und Umweltschutzbestimmungen verletzen, heisst es in der Annonce. Auch eine gute Qualität sei nicht gewährleistet.
Das Inserat war kurzzeitig auch auf der Homepage des Freiburger Arbeitgeberverbands zu finden. Nachdem die Warnung von Westschweizer Medien aufgegriffen wurde, ist sie dort jedoch nicht mehr auffindbar.
Verbandssekretär Laurent Derivaz sagt: «Wir wollten mit dem Inserat niemanden diskriminieren. Jedoch ist es eine Tatsache, dass man uns auf schlecht ausgeführte Arbeiten von Fahrenden aufmerksam gemacht hat.» Es sei ausserdem jedem selbst überlassen, den Ratschlag zu befolgen oder nicht. Warum das Inserat von ihrer Webseite entfernt wurde, dafür gibt Derivaz keine Erklärung ab. Aber: «Vom Inhalt des Inserats ziehen wir kein Wort zurück.»
Der Präsident der Interessengemeinschaft des Fahrenden Volkes Radgenossenschaft, Daniel Huber, ist empört: «Das Inserat und die darin enthaltenen Aussagen sind klar diskriminierend und stellen alle Fahrenden unter Generalverdacht.» Jenische und Sinti könnten ihr Handwerk genauso gut ausüben wie andere Maler, Gipser oder Schreiner. Auch hätten sie in den meisten Fällen ein Hausierer-Patent.
Die Fahrenden Handwerker seien ausserdem genauso versichert wie die anderen Handwerker. «Und sie stellen ihren Kunden auch eine Rechnung aus und gewähren ihnen eine Garantie.» Es gebe in jeder Bevölkerungsgruppe schwarze Schafe, so Huber. «Doch aus solchen Einzelfällen darf man doch keine Verallgemeinerung machen und einer ganzen Gruppe den Job wegnehmen.»
Doch der Direktor des Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer-Verbands, Peter Baeriswy, teilt die Meinung seiner Freiburger Berufskollegen. Er spricht zudem von einer «unlauteren Konkurrenz» seitens den Fahrenden, die Malern und Gipsern in der ganzen Schweiz zu schaffen mache. «Die Fahrenden können irgendetwas pinseln und das ist erlaubt – für uns ist das inakzeptabel.»
Regeln wie Arbeitsrecht, Gesundheits- und Umweltschutz würden nur die wenigsten befolgen und versichert seien sie nur in Ausnahmefällen, so Baeriswy. «Das ist klare Schwarzarbeit. Und für unsere Mitglieder kosten diese Auflagen viel Geld!» Was passiere, wenn es bei solchen Arbeiten Mängel gibt, sei ausserdem unklar: «Die Fahrenden sind ja dann nicht mehr da.»
Der Sprecher des Schweizerischen Baumeisterverbands, Matthias Engel, kennt die Problematik mit den Fahrenden Handwerkern auch: «Oft werden Hauseinfahrten mangelhaft asphaltiert.» Wie er von der Polizei wisse, würden hinter diesen Fällen aber nicht hiesige Fahrende stecken, sondern Betrügerbanden aus dem Ausland.
Die Fahrenden geraten bezüglich ihrer Arbeit im Baugewerbe immer wieder in Kritik. So haben die Regierungen von Bern, Basel-Stadt und Aargau im Januar in einer Vernehmlassung gefordert, dass den Fahrenden Tätigkeiten im Bauhaupt- und Baunebengewerbe ganz verboten werden.
Tatsächlich scheint es bezüglich des Naturschutzes Verbesserungspotenzial zu geben. So haben zum Beispiel im Kanton Basel-Stadt Fahrende Farbverdünner in die Kanalisation geschüttet, Schleifarbeiten mit hoher Staubemission im Freien durchgeführt und Baustoffe unsachgemäss entsorgt, schreibt der «Tages-Anzeiger». Bei Umweltorganisationen ist jedoch nicht bekannt, dass es sich hierbei um ein systemisches Problem handelt.