Immer wieder kommen neue Fälle von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche ans Licht. Anfang Februar wurde ein Mann verurteilt, weil er in seiner Gefängniszelle Kinderpornografie konsumiert hatte. Die Täter: Pädophile. Doch was genau ist Pädophilie eigentlich? Pädophilie bezeichnet die Neigung erwachsener Menschen, sich zu Kindern hingezogen zu fühlen, die das Pubertätsalter noch nicht erreicht haben. Ephebophilie bezeichnet indes die Neigung, auf Jugendliche zu stehen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO listet Pädophilie als psychische Störung auf – und deklariert sie somit als Krankheit.
In der Sexualpathologie spricht man dann von Pädophilie, wenn sich das Interesse eines Menschen auf Kinder vor der Pubertät richtet und «primär» ist. Das bedeutet, dass das Interesse an erwachsenen Sexualpartnern kaum oder gar nicht vorhanden ist. Weiter muss das Interesse an Kindern nicht nur vorübergehend bestehen.
Es besteht ein wichtiger Unterschied zwischen einem Pädophilen und einem Kinderschänder. Pädophilie kann auch diagnostiziert werden, wenn ein Mensch seine Neigungen unterdrückt und es niemals zu einer Straftat kommt. Eine tatsächlich ausgelebte Sexualität bezeichnet man deshalb auch als Pädosexualität, die eine Straftat darstellt.
Die Schulmedizin geht davon aus, dass die sexuellen Vorlieben eines Menschen nach der Pubertät festliegen. Nach heutigen Erkenntnissen ist Pädophilie eine sexuelle Ausrichtung, die nicht therapierbar ist. Dennoch gilt Pädophilie als «sexuelle Präferenzstörung», also als Krankheit. Allerdings kann man lernen, mit Pädophilie zu leben, ohne zum Täter zu werden. In der Schweiz bietet das Forensische Institut Ostschweiz forio in Frauenfeld Therapien und Beratungen für Menschen mit pädophilen Neigungen an – mit dem Ziel, Missbrauch zu verhindern.
Pädophilie kann nicht an und für sich geheilt oder behandelt werden. Allerdings werden verurteilten Sexualstraftätern, aber auch Pädophilen, die unter ihrer Neigung leiden, triebmindernde Medikamente verschrieben. Diese Medikamente wirken auf das Männlichkeits-Hormon Testosteron, in dem sie Rezeptoren im Hirn blockieren oder gleich die Produktion des Hormons verhindern.
Auch wenn für die Herstellung von animierten oder gezeichneten Kinderpornos keine Kinder missbraucht werden, ist der Erwerb, Besitz und Vertrieb von solchen Filmen illegal. Erst Anfang Februar stand der verurteilte Pädophile Beat Meier erneut vor Gericht, weil er in seiner Zelle Manga-Kinderpornografie konsumiert hatte.
Einerseits wollen Pädophile durch eine Anerkennung als eigenständige Sexualität, wie Hetero- oder Homosexualität, gegen den Mythos ankämpfen, dass Pädophilie heilbar sei. Andererseits wollen sie auch, dass sie wegen ihrer pädophilen Neigung nicht mehr stigmatisiert und diskriminiert werden. Die Sexualforscher sind sich aber uneinig darüber, ob Pädophilie als unabhängige Sexualität gilt.
Seit den 50er Jahren gibt es immer wieder sogenannte «Pädophilenbewegungen». Hierbei handelt es sich um Zusammenschlüsse vom Menschen mit pädophilen Neigungen, die auf Gesetzesebene gegen die Kriminalisierung von sexuellen Kontakten mit Kindern vorgehen wollen. Daneben wollen sie auch Kinderpornografie legalisieren. Diese Pädophile sind der Meinung, dass einvernehmlicher Sex zwischen Kindern und Erwachsenen möglich sei. In der Schweiz hatte die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Pädophile (SAP) das Ziel, Pädophilie gesellschaftsfähig zu machen.
Ein Grossteil der pädophilen Erwachsenen widerspricht dieser These und anerkennt, dass die Sexualität eines Kindes nicht mit der Sexualität von Erwachsenen gleichgesetzt werden kann und so «einvernehmlicher Sex» immer ausgeschlossen ist.