Seit 15 Jahren bietet die Stadt Zürich ein mobiles Drug Checking an, bei dem man an Partys direkt seine Drogen testen kann. Seit zehn Jahren gibt es zusätzlich das Drogeninformationszentrum (DIZ) gleich neben dem Hauptbahnhof.
Das Angebot der Beratungsstelle ist Teil der Schweizer Vier-Säulen-Drogenpolitik (Säule 3, Schadenminderung). Durch die Tests sollen gesundheitliche Risiken minimiert und die Konsumenten sensibilisiert werden. Das DIZ ermöglicht es Experten, Erkenntnisse über den Drogenkonsum in der Stadt zu gewinnen.
Kokain bildet fast die Hälfte der getesteten Drogen (46 Prozent). Danach folgen MDMA (20 Prozent), Amphetamine (19 Prozent), LSD (5 Prozent) und andere (10 Prozent).
Am meisten zu tun hat das Drug Checking gegen Ende Monat, wenn alle ihren Lohn bekommen. Anfang und Mitte Monat werden in der Regel etwas weniger Drogen zum Testen gebracht.
Spitzenzeiten sind Ende Mai – dann beginnt die Festival-Saison – und kurz vor der Street Parade im August. In diesen Phasen hat das Labor besonders viel zu tun.
Seit Beginn der Checks im Jahr 2001 haben über 13'500 Personen ihre Drogen testen lassen. Das sind insgesamt 11'200 Proben.
Vor ein paar Jahren erkannte das DIZ immer weniger MDMA in den getesteten XTC-Pillen, dafür immer mehr m-CCP. Der Wirkstoff ähnelt MDMA zwar, hat allerdings ein anderes psychoaktives Wirkspektrum.
Dafür hat m-CCP enorme Nachteile, die der Konsument sofort erkennt. Man bekommt Kopfschmerzen, muss erbrechen und der Urin färbt sich braun.
Christian Kobel von der Beratungsstelle vermutet, dass in diesem Zeitraum die Produzenten schwerer an die richtigen Ausgangsstoffe kamen und sie deshalb auf m-CCP ausweichen mussten.
Seit 2014 stellt das DIZ das genaue Gegenteil im Vergleich zu den Vorjahren fest. Die getesteten XTC-Pillen weisen einen enorm hohen Anteil MDMA auf. Bei manchen Pillen fanden sich 400 mg MDMA. Das ist dreimal mehr als eine normale Dosis.
Bei einer höheren Dosis MDMA nimmt das High nicht unbedingt zu, die Nebenwirkungen aber schon. Die psychoaktive Wirkung kennt also Grenzen.
Christian Kobel beschreibt es so: «Es ist, wie wenn man in der Schweiz einen Ferrari hat, um richtig Gas zu geben, dann aber doch nur 120 km/h fahren darf.»
Eine Überdosis MDMA vergiftet den Körper zwar nicht, kann aber trotzdem enorme Schäden verursachen. Durch die Überstrapazierung des Körpers können Organe versagen, und der Konsument kann überhitzen – was im schlimmsten Fall zum Tod führen kann.
Der Konsum von MDMA kann zu psychischen Problemen wie Depressionen führen. MDMA hebt den Serotonin-Gehalt im Gehirn. Bei einem zu häufigen Konsum kann das die körpereigene Serotonin-Produktion negativ beeinflussen.
70 Prozent der Personen, die ihre Drogen testen lassen, sind Männer, nur 30 Prozent sind Frauen. Die getesteten Drogen sind aber bei Männern und Frauen etwa die gleichen.
Die meisten Konsumenten kaufen ihre Drogen von privaten Kontakten, also beim Dealer (80 Prozent). Nur zehn Prozent der Drogen werden auf der Strasse gekauft und nur fünf Prozent an Partys und im Internet.
Trotz des angeblichen Drogen-Booms im Darknet erhält die Beratungsstelle sehr wenige Proben aus dem Internet. 2015 bekamen sie nur drei XTC-Pillen, die online gekauft wurden. Eine winzige Anzahl im Vergleich zu den über 100 Pillen aus Käufen von Privaten.
Evtl. gehen Personen, welche im Internet kaufen, (fälschlicherweise) davon aus, dass die Zusammensetzung der Substanz, der Wirkstoffgehalt auch eher dem entspricht, was ihnen der Verkäufer angibt.
Je anonymer, desto schlechter die Zusammensetzung der Drogen. Die beste Zusammensetzung fand sich bei Drogen von privaten Kontakten, die schlechteste direkt an Partys oder bei jenen von der Strasse. Aber auch hier sind die Schwankungen sehr stark und man kann sich grundsätzlich auf keine Quelle verlassen und sollte seine Substanzen wenn immer möglich testen lassen.
Eine Ausnahme bilden die Drogen aus dem Internet. XTC-Pillen aus dem Internet hatten einen minim höheren Anteil MDMA als diejenigen von Dealern. Eine genauere Analyse lässt sich allerdings durch die geringe Anzahl an Internet-Proben nicht machen.