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Seit acht Jahren reklamiert die SVP einen zweiten Sitz im Bundesrat – jetzt dürfte einer aus diesem Trio das Rennen machen:
Diese Auswahl sei ein Armutszeugnis, sagte SP-Parteipräsident Christian Levrat gegenüber SRF. Unterhaltungswert haben sie auf jeden Fall. Das hat auch der Parodist Fabian Unteregger festgestellt. Im «Tages-Anzeiger» sagte er: «Bei Aeschi kann man sich fragen, ob er trotz Silberblick den Durchblick behält, bei Gobbi frage ich mich, ob nicht ein L im Namen vergessen ging. Bei Parmelin, ob wirklich Blut oder doch eher Fendant durch die Adern zirkuliert.»
Wir haben aber noch einiges mehr über die Drei herausgefunden. Hier die Porträts:
Der Mann ist 36 Jahre alt, Nationalrat des Kantons Zug, Strategieberater und Ökonom. Er wohnt in Baar und ist Single. Aeschi studierte an der Universität St. Gallen und in Harvard, zudem ist er Oberleutnant. Über keinen der drei Kandidaten ist so viel geschrieben worden wie über ihn, und keinem sind so viele Übernamen verpasst, keiner ist mit so vielen Adjektiven beschrieben worden, wie Aeschi. Eine Auswahl:
Aeschi sei intelligent, übereifrig, ferngesteuert, unfassbar, neoliberal, fleissig, unsympathisch, tüchtig, anständig, jung, dynamisch, korrekt, kommunikativ, nett, scheu und fleissig.
Einen zweifelhaften Auftritt hatte er im SVP-Video «Welcome to SVP». Dort macht er sich in einer Szene über K.O.-Tropfen lustig. Den Vorfall wollte Aeschi gegenüber watson nicht kommentieren.
Für ihn spricht, dass er aus der Deutschschweiz kommt und über politisches Talent verfügt. Zudem hat er sich laut der «NZZ» rasch einen Namen als fleissiger Schaffer gemacht. Die wenige Berufserfahrung, der enge Kontakt zu Christoph Blocher sowie seine schwache Entscheidungsfreudigkeit hingegen bemängeln Kritiker. Aeschi ist einer, der die Kritik an seiner Person scheinbar locker weg lächelt. Polit-Experte Iwan Rickenbacher bezeichnet ihn als einen SVP-Kandidaten der neuen Generation, der vor allem im Ausland ausgebildet wurde. Für die «Neue Luzerner Zeitung» ist er schlicht ein Rätsel.
Der 38-jährige Gobbi ist der Kandidat aus dem Tessin, der endlich wieder die italienische Schweiz vertreten soll. Er ist Regierungspräsident für die Lega dei Ticinesi, Justiz- und Polizeidirektor sowie Kommunikationsfachmann und Major. Der verheiratete Mann ist Vater zweier Kinder.
Auch er hat schon einige Übernamen bekommen:
Probleme könnte ihm seine Vergangenheit bereiten. Verschiedentlich entgleiste er verbal. Als Ambri-Fan bezeichnete er 2003 einen schwarzen Eishockey-Spieler des HC Lugano als «negro». Dies bedeute übersetzt lediglich schwarz, verteidigte sich Gobbi; das sei nicht rassistisch. Weiter fragte er in einem Blog-Eintrag, ob Fahrende, die eine Autobahnraststätte beschädigten, «noch Menschen seien oder doch eher Tiere?» Über die Aussagen, die schon älter sind, könne man geteilter Meinung sein. «Andere haben Steine geworfen, ich halt eine Spitze Feder geführt,» sagt Gobbi dazu.
Doch der Tessiner, der am Wochenende gerne im Gnägi um sein Rustico wirkt, bringt nicht so rasch etwas aus der Fassung. Von einer selbstironischen Coolness ist immer wieder die Rede. Der EU-Kritiker sei ein Meister der Provokation. Die «Basler Zeitung» bezeichnet ihn als Brutalo-Politiker, der gemütlicher wirke, als er handle. Er ist gut vernetzt und sattelfest in mehreren Sprachen. Sein Lieblingsspruch lautet: «Fa parte del gioco» (das ist Teil des Spiels).
Pluspunkte sind, dass er aus der italienischen Schweiz kommt, die seit 16 Jahren auf einen Bundesrat wartet. Gobbi gilt als glaubwürdiger, effizienter Staatsmann und er steht für SVP-Werte. Seine Wahlchance mindert, seine Blocher-Nähe sowie seine Ausrutscher, wodurch er die Schweiz gegen aussen wohl in einem nicht sehr günstigen Licht präsentieren würde. Die SP hat bereits angekündigt, Gobbi sei nicht wählbar, weil er mehrfach als Rassist aufgefallen sei. Ausserdem würde er das Tessin nicht vollends glücklich machen: Vielen ist es ein Dorn im Auge, dass dann die ruppige Art der Lega dei Ticinesi zu nationalem Ruhm käme.
Parmelin ist mit 56 Jahren der Älteste des Dreiertickets. Der Nationalrat aus dem Kanton Waadt lebt in Bursins, wo er mit seinem Bruder einen Bauernhof betreibt. Er ist Weinbauer, verheiratet und Korporal.
Für ihn gibt es fast keine Übernamen. Weil ihn äusserst viele mögen, ihn aber niemand richtig kennt, ist er auch schon als ausgewogener Wein oder graue Maus bezeichnet worden. Er sei freundlich, umgänglich, bodenständig.
Zum persönlichen Kennzeichen wurden seine mässigen Englischkenntnisse. Nach dem FDP-Hearing sagte er zur Presse: «I can English understand, but je préfère repondre en français.» Zudem muss er sich als Weinbauer immer wieder die Frage gefallen lassen, ob er Alkoholiker sei. Mehrmals betonte er, er trinke nicht jeden Tag Alkohol.
Laut der «NZZ» ist er dossierfest, umgänglich und kollegial. Was weiter für ihn spricht, ist seine grosse Erfahrung im Nationalrat und dass er Blocher nicht zu nahe steht. Weniger positiv sei seine kaum vorhandene Führungserfahrung und sein Schaffen im Hintergrund statt an der Front.
Aber nicht nur für watson-Autor Peter Blunschi gilt Parmelin als Favorit . Sein Sprachtalent sei zwar beschränkt, Aeschi und Gobbi polyglotter. Trotzdem liessen Gespräche mit Parlamentariern nach den Hearings darauf schliessen, dass Parmelin nach wie vor der Favorit vieler Mitte-Politiker ist. Nach der Nacht der langen Messer hat sich daran nichts geändert.