Da jubeln Kifferfreunde: Ignazio Cassis, Fraktionschef der FDP, ist auf dem besten Weg Bundesrat zu werden. Der Tessiner Arzt machte sich als Verfechter einer liberalen Drogenpolitik einen Namen. Bereits in den 90er-Jahren empfahl er als Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Drogenfragen, Cannabis zu legalisieren. 2007 kämpfte er an vorderster Front für ein Ja zur Hanf-Initiative – allerdings vergebens.
Im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» bekräftigt Cassis, dass er die neue Legalisierungs-Initiative befürworte, für die demnächst Unterschriften gesammelt werden sollen. Die Frage des Journalisten, ob er je gekifft habe, beantwortet er ohne Umschweife mit «Ja.» Allerdings habe es sich nicht um einen intensiven Konsum gehandelt. Er habe einfach «probiert und keine Differenz zur Zigarette gespürt».
Mit seinem Kiffergeständnis ist Cassis auf dem politischen Parkett in guter Gesellschaft. Schliesslich haben selbst die ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama und Bill Clinton eingeräumt, schon einmal an einem Joint gezogen zu haben. Wobei letzterer darauf besteht, «nicht inhaliert» zu haben.
Und auch mit seiner Haltung zur Cannabis-Legalisierung ist Ignazio Cassis nicht allein. Immer mehr Politiker im Bundeshaus liebäugeln mit einer Liberalisierung der Drogenpolitik – auch im bürgerlichen Lager.
Zwar sind Legalisierungsbefürworter in der FDP weiterhin in der Minderheit – diese lässt sich jedoch sehen: Neben Cassis gehören etwa auch die Zürcher Hans-Peter Portmann, Doris Fiala und Regine Sauter dazu. Sie beantworteten die entsprechende Frage in der Wahlhilfe Smartvote vor den letzten eidgenössischen Wahlen mit «Ja». Dasselbe gilt für die Bernerin Christa Markwalder, den Solothurner Kurt Fluri, den Waadtländer Fathi Derder sowie die Ständeräte Andrea Caroni (AR) und Ruedi Noser (ZH).
Und selbst in der SVP, die in Drogenfragen traditionell eine harte Linie fährt, gibt es sie, die Befürworter des straffreien Kiffens: So haben Natalie Rickli und Lukas Reimann in der Vergangenheit bereits eingeräumt, selber schon Cannabis konsumiert zu haben. Beide geben auf Smartvote an, eine Legalisierung «eher» zu befürworten. Auf denselben Button drückten unter anderem auch ihre Parteikollegen Alfred Heer, Gregor Rutz und Barbara Steinemann.
Natalie Rickli bekräftigte ihre Haltung unlängst auch auf Twitter: Alle Drogen freizugeben, sei zwar ein No-Go, zwitscherte sie in die Richtung von SP-Nationalrat Cédric Wermuth. Aber: «Bei der Cannabis-Legalisierung finden wir uns.»
Geht mir auch so, aber in anderen Themen.Alle Drogen freizugeben ist NoGo, bei Cannabis-Legalisierung finden wir uns https://t.co/FZDzAV0sgo
— Natalie Rickli (@NatalieRickli) 7. Juli 2017
Gar mit einem beherzten «Ja» antworteten zwei weitere Vertreter der Schweizerischen Volkspartei: die Zürcher Claudio Zanetti und Hans-Ueli Vogt.
Konkret werden dürfte das Thema im Bundeshaus nächstmals, falls die Legalisierungs-Initiative des Vereins «Legalize it» zustande kommt. Der Text liegt derzeit bei der Bundeskanzlei zur Vorprüfung. Auch über einen Vorstoss der Grünen für ein Hanfgesetz wird sich das Parlament in absehbarer Zeit beugen. Der Partei plant unter anderem, die Schweizer Bauern ins Boot zu holen, indem diese Lizenzen für den Hanf-Anbau erhalten sollen.