Am Dienstagnachmittag haben die ersten Fraktionen den drei Bundesratskandidaten der FDP auf den Zahn gefühlt. Die SVP-Fraktion gab anschliessend bekannt, dass sie mehrheitlich den Tessiner Nationalrat Ignazio Cassis unterstütze.
45 Stimmen gingen an Cassis, wie Fraktionschef Adrian Amstutz im Bundeshaus vor den Medien sagte. 11 Stimmen gingen an die Waadtländer Nationalrätin Isabelle Moret. Chancenlos war in der SVP-Fraktion der Genfer Staatsrat Pierre Maudet. Er erhielt lediglich eine Stimme im ersten Wahlgang.
Die SVP-Fraktion zählt insgesamt 74 Mitglieder. Anwesend waren aber nicht alle. Es habe Absenzen aus medizinischen Gründen und wegen Schwangerschaften gegeben, sagte der Fraktionschef.
Den Ausschlag für Cassis gab laut Amstutz dessen Herkunft. Die SVP sei der Überzeugung, dass die Sprach- und Landesregionen im Bundesrat angemessen vertreten sein sollten, wie es die Verfassung vorsehe, sagte er.
Und die Fraktion sei überzeugt, dass gerade für die italienische Schweiz eine Vertretung im Bundesrat nötig sei, da dort gewisse Probleme vorhanden seien. Weil das für die SVP klar sei, kommuniziere sie ihren Entscheid bereits jetzt und nicht erst kurz vor der Wahl.
Auf die Frage, welche Rolle die europapolitische Haltung der Kandidatinnen und Kandidaten gespielt habe, sagte Amstutz, die SVP-Fraktion habe allen dieselben Fragen dazu gestellt. Sie habe im Wissen um die Antworten der Kandidierenden entschieden. Inhaltlich wolle er darauf nicht eingehen.
Dass die SVP Cassis unterstützen würde, zeichnete sich schon vor den Hearings vom Dienstag ab. Parteipräsident Albert Rösti hatte sich entsprechend geäussert.
Die Grünen haben nach den Hearings noch keine Wahlempfehlung abgegeben. Sie werden sich fraktionsintern nochmals beraten
Ignazio Cassis, Isabelle Moret und Pierre Maudet präsentierten sich am Dienstag auch der CVP und den Grünen. Die Anhörungen in den übrigen Fraktionen finden am kommenden Dienstag statt.
Cassis gab sich zuversichtlich. «Ich bin zufrieden, ich war mich selber», sagte er zwischen zwei Anhörungen. Das Interesse sei gross gewesen. Cassis liess aber auch politische Differenzen durchblicken: «Alle möchten sieben Bundesräte der gleichen Partei», sagte er. «Aber die Regeln sind anders.»
Maudet gab sich aufgeräumt: «Es war ein interessanter Austausch. Ich freue mich auf eine mögliche künftige Zusammenarbeit.» Moret erklärte, es sei eine gute Erfahrung gewesen, ihre Visionen und Ideen präsentieren zu können. (sda)