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Sieben FIFA-Funktionäre wurden am 26. Mai 2015 in Zürich verhaftet
Jeffrey Webb.
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FIFA-Kommunikationsmann Walter De Gregorio betonte heute mit Vehemenz die Geschädigten-Position der FIFA im Strafverfahren über die WM-Vergaben. Die Verhaftung der sieben Funktionäre verkam dabei zur Nebensache.
27.05.2015, 13:2827.05.2015, 13:34
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Das Auditorium im FIFA-Hauptgebäude war an diesem Mittwochvormittag rappelvoll mit Journalisten aus aller Welt. Ungeduldig wurde der verspätete Walter De Gregorio, Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der FIFA, erwartet. Der Mann, der Stellung zu den Ereignissen nehmen sollte, die sich in den letzten Stunden überschlagen hatten.
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Kurze Rückblende
- Um 6.30 Uhr meldet die «New York Times» die Verhaftung von sechs FIFA-Funktionären im Zürcher Nobelhotel Baur Au Lac. Die Männer, darunter FIFA-Vize-Präsident Jeffrey Webb, waren für den FIFA-Kongress angereist, der diese Woche in Zürich stattfindet.
- Das Bundesamt für Justiz (BJ) teilt kurz darauf in einem Communiqé mit, dass die Fussballfunktionäre in Auslieferungshaft sässen und noch heute befragt würden. «Sie werden gemäss US-Verhaftsersuchen verdächtigt, Bestechungsgelder in der Höhe von über 100 Millionen angenommen zu haben», heisst es in der Mitteilung.
- Kurz nach 10 Uhr lässt die Bundesanwaltschaft (BA) die nächste Bombe platzen: In einem Communiqé mit dem Titel «Bundesanwaltschaft stellt Dokumente bei FIFA sicher», teilen die Behörden mit, seit dem 10. März 2015 ein Strafverfahren gegen Unbekannt zu führen und am Mittwoch Dokumente und Informationen am FIFA-Hauptsitz beschlagnahmt zu haben. Geschädigte Partei: die FIFA selber, die im November letzten Jahres Anzeige eingereicht hatte.
Die FIFA-Skandale unter Sepp Blatter
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Die FIFA-Skandale unter Sepp Blatter
Die Präsidentschaftswahl 1998: Sepp Blatter, damals noch FIFA-Generalsekretär, gewinnt die Präsidentschaftswahl gegen UEFA-Präsident Lennart Johansson.
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Fix setzte die FIFA eine PK an, an der De Gregorio nun diese Ereignisse kommentieren sollte. Das tat er nur zum Teil. Jede Frage, die die Verhaftung der sieben FIFA-Funktionäre betraf, beantwortete er ungefähr mit: «Ich kann nichts bestätigen. Aber Herr Blatter ist nicht beteiligt.» Über das Ereignis, das am Mittwoch primär für Furore gesorgt hatte, wurde also kaum geredet.
De Gregorio verwies dazu stets auf die amerikanischen Strafverfolgungsbehörden, die diese Verhaftungen angeordnet und in einem Communiqé die Namen der Verdächtigen publik gemacht hatten. Auf 16.30 ist eine Pressekonferenz in New York angesetzt.
Geschädigte FIFA
Auskunftsfreudiger war De Gregorio, als es um den Prozess gegen Unbekannt über die Untersuchung der WM-Vergabe an Katar und Russland ging. Von einer Hausdurchsuchung durch die Bundesanwaltschaft könne dabei aber nicht die Rede sein, stellte De Gregorio richtig.
Im Gegenteil habe die FIFA im November Anzeige gegen Unbekannt eingereicht und die BA daraufhin im März 2015 eine Untersuchung eröffnet. Die Dokumente und Informationen seien der BA ausgehändigt worden – schliesslich sei die FIFA in diesem Verfahren die Geschädigte.
«Diese Ermittlungen sind gut für die FIFA», betonte De Gregorio immer wieder. «Nicht gut für das Image vielleicht, aber gut für die FIFA.» Deshalb sei auch Sepp Blatter «entspannt» und froh darüber, dass das Verfahren im Gange sei. De Gregorio: «Aber er tanzt deswegen nicht in seinem Büro.»
Update folgt...
FIFA-Präsident Sepp Blatter äusserte sich am Mittwochabend schriftlich zu den Ereignissen. «Wir begrüssen die Massnahmen und Untersuchungen der amerikanischen und Schweizer Behörden», hiess es in einer Mitteilung. Diese stärkten die Massnahmen, welche die FIFA zur Beseitigung von Rechtsverstössen im Fussball bereits ergriffen habe. Das FIFA-Ethikkomitee habe die Funktionäre, die im Visier der Behörden stünden, vorläufig von jeglichen in Zusammenhang mit Fussball stehenden Aktivitäten ausgeschlossen. «Es ist eine schwierige Zeit für den Fussball, die Fans und die Fifa», so Blatter weiter.
Die UEFA-Spitze meldete vor dem Europa-League-Final in Warschau, dass sie nach der Verhaftung von sieben hochrangigen Vertretern der Konföderationen CONMEBOL und CONCACAF die Verschiebung der für Freitag geplanten Präsidentenwahl fordere. «Die heutigen Ereignisse sind ein Desaster für die FIFA und beschädigen das Image des Fussballs», kommentierte die UEFA die schweren Turbulenzen in Sepp Blatters Hauptquartier in Zürich. Der europäische Verband befürchtet, der Kongress verkomme zu einer einzigen Farce. Der Titel zum deutlichen Statement aus der polnischen Metropole: «Die UEFA zeigt dieser FIFA die rote Karte». In ihrem Schreiben regt die Organisation von Blatters Gegenspieler Michel Platini zu einem Rückzug an. Die Verbände aus Europa sollten einen Boykott der Wahl in Erwägung ziehen.
«Die Uefa ist der Meinung, dass der Kongress verschoben und die Wahl des Präsidenten innerhalb der nächsten sechs Monate stattfinden sollte», sagte Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino (Bild) nach dem Treffen vor dem Europa-League-Finale in Warschau.
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Wie das Bundesamt für Justiz (BJ) mitteilt, würden sich die Verhafteten mehrheitlich der Auslieferung an die USA widersetzen.
Das BJ wird nun die USA auffordern, für die Personen, die sich einer Auslieferung widersetzen, innert der vom bilateralen Auslieferungsvertrag vorgesehenen Frist von 40 Tagen formelle Auslieferungsersuchen zu stellen. Sobald diese Ersuchen eingetroffen sind, wird das Auslieferungsverfahren weitergeführt. Diese sechs Personen können jederzeit noch bis zum (erstinstanzlichen) Entscheid des BJ einer vereinfachten Auslieferung zustimmen.
Eine Person hat in der ersten Anhörung Bereitschaft für eine vereinfachte Auslieferung signalisiert. Sollte diese vereinfachte Auslieferung bewilligt werden können, kann die Person umgehend den US-Behörden übergeben werden.
Die Verhaftung der FIFA-Funktionäre fiel auf denselben Tag wie die FIFA-Hausdurchsuchung der Bundesanwaltschaft und die Veröffentlichung des Verfahrens. André Marty, Sprecher der Bundesanwaltschaft, sagt gegenüber watson: «Die beiden Strafverfahren (US- Auslieferungsersuchen und Schweizer Strafverfahren) wurden aus strafprozessualen Gründen koordiniert. Das heisst, dass die Kollusionsgefahr so gering wie möglich gehalten werden kann und das Verhältnismässigkeits-Prinzip gewahrt bleibt. Das Timing wurde deshalb mit dem Bundesamt für Justiz, zuständig für das amerikanische Auslieferungsersuchen, der zuständigen NY- Staatsanwaltschaft zeitlich koordiniert.»
Auf die Frage, ob Sepp Blatter fein raus sei, antwortet Lynch, die Justiz würde zu laufenden Ermittlungen keine Stellung beziehen. Damit ist die PK beendet.
Laut Richard Weber, Chef der IRS-Ermittlungsabteilung kamen 151 Millionen Dollar an Bestechungsgeldern zusammen. «Dies ist die Weltmeisterschaft des Betrugs», sagt Weber.
Bild: X00961
Lynch dankt der Schweiz für die Inhaftierung der Angeklagten. Nun gelte es, die Beschuldigten in die USA zu holen und ihnen hier einen fairen Prozess zu bieten.
«Fussball ist ein Sport, der auf Gleichheit ausgerichtet ist, jedem den Zugang ermöglichen soll, egal ob reich oder arm», sagt Comey. Indem sich die Beschuldigten über die ganze Welt verschworen hätten, seien die Ermittlungen schwierig und langwierig gewesen, sagt Comey.
Korrupte Funktionäre der CONCACAF hätten Bestechungsgelder entgegengenommen und im Gegenzug die Marketingrechte an bezahlende Marketing-Unternehmen vergeben. Die Abwicklung der Geschäfte erfolgte über US-amerikanische Banken. «Das muss aufhören», sagte Carrie. «Wir wollen den Fussball endgültig von Korruption befreien.»
Jetzt spricht Kelly Currie, der amtierende Generalstaatsanwalt für den östlichen Bezirk von New York. Die Verflechtungen seien allgegenwärtig: Jeffrey Webb beispielsweise sei gleichzeitig FIFA-Vizepräsident und Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, CONCACAF-Präsident und Fussballverbands der Cayman Islands. All diese Ämter habe Webb seit Jahren zur persönlichen Bereicherung missbraucht. Die Beschuldigten seien ihrer Gier gefolgt, sagt Currie.
Es geht nicht nur um Bestechung bei Marketingverträgen, sondern auch bei der Festlegung der Austragungsorte der Fussball-WM. So sei auch bei der Wahl Südafrikas als Austragungsort 2014 Bestechung im Spiel gewesen, sagt Lynch. Es seien immer wieder Verbrechen begangen worden, «Jahr für Jahr, Turnier für Turnier».
Loretta Lynch eröffnet die Medienkonferenz. Während zwei Jahrzehnten hätten die FIFA-Funktionäre unter dem Schirm des Verbandes Verbrechen begangen – unter anderem Bestechungen und Geldwäscherei. Im Zentrum der Anschuldigungen steht die CONCACAF (Nord- und Zentralamerikanische und karibische Fußballkonföderation).
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Wie es sich für eine Pressekonferenz gehört, beginnt sie mit Verspätung. Noch fünf Minuten müsse man sich gedulden, heisst es in Brooklyn.
Um 16:20 Uhr wird die US-Justiz über die Anklage gegen neun hochrangige aktuelle und ehemalige FIFA-Funktionäre informieren. Neben der Generalstaatsanwältin Loretta Lynch werden auch FBI-Direktor James Comey und IRS-Ermittlungschef Richard Weber anwesend sein.
Die Angeklagten lassen sich in drei Kategorien einteilen:
– Fußballfunktionäre der Fifa oder ihrer Unterorganisationen,
– Manager von Sportmarketing-Firmen und
– Geschäftsleute oder Banker, die an Geldwäschepraktiken beteiligt waren.
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... hinter die Präsidentschaftswahl vom Freitag. Greg Dyke, Präsident des englischen Fussballverbandes FA, lässt sich wie folgt zitieren: «Man muss die Frage stellen, ob die Wahl unter den gegebenen Umständen stattfinden soll.»
Die Delegation von der Insel werde am Donnerstag mit den UEFA-Kollegen über eine gemeinsame Position und Vorgehensweise debattieren, sagte Dyke. Im Falle, dass die Verantwortlichen die Wahl unbeirrt durchführten, sei die Position klar: «Die FA wird für Prince Ali stimmen.» Der englische Verband hatte sich von Beginn weg für den einzigen Herausforderer Blatters ausgesprochen.
Gemäss Spiegel Online basiert die Verhaftung der FIFA-Funktionäre auf einem US-Haftersuch, das das Bundesamt für Justiz (BJ) bereits am 22. Mai erreichte. Bereits seit fünf Tagen weiss das BJ also von den Ermittlungen der US-Behörde.
Das US-Justizministerium hat am Mittwoch die Anklage gegen neun hochrangige und ehemalige Funktionäre verkündet. Den Angeklagten wird unter anderem Korruption, organisierte Kriminalität, Überweisungsbetrug und Geldwäsche vorgeworfen. In einem Communiqué heisst es, die Beschuldigten hätten seit 24 Jahren einen Plan verfolgt, sich durch die Korruption des internationalen Fussballs zu bereichern.
Das Bundesamt für Justiz bestätigt die Festnahme eines siebten Fussballfunktionärs. Folgende Personen befänden sich nun in Auslieferungshaft:
- Eugenio Figueredo, Vizepräsident des Südamerikanischen Fussballverbandes (CONMEBOL) und Vizepräsident der FIFA, uruguayanischer Staatsangehöriger
- Eduardo Li, Präsident des Fussballverbandes von Costa Rica (FEDEFUTBOL) und Funktionäre der FIFA, costa-ricanischer Staatsangehöriger
- José Maria Marin, Exekutivmitglied des Südamerikanischen Fussballverbandes (CONMEBOL), brasilianischer Staatsangehöriger
- Julio Rocha, ehemaliger Präsident des Fussballverbandes von Nicaragua und FIFA-Funktionär, nicaraguanischer Staatsangehöriger
- Costas Takkas, ehemaliger Generalsekretär des Fussballverbandes der Cayman Island, britischer Staatsangehöriger
- Jeffrey Webb, Präsident des Nord- und Zentralamerikanischen und Karibischen Fussballverbandes (CONCACAF) und Vizepräsident der FIFA, britischer Staatsangehöriger
- Rafael Esquivel, Präsident des venezuelanischen Fussballverbandes und Exekutivmitglied des Südamerikanischen Fussballverbandes (CONMEBOL), venezuelanischer Staatsbürger
Gleichzeitig seien Konten, über welche die Bestechungsgelder geflossen sein sollen, gesperrt worden, teilt das BJ weiter mit.
Nach einer halben Stunde beendet Walter De Gregorio die Pressekonferenz. Das hat er gesagt:
– Zur Untersuchung der WM-Vergabe: Hausdurchsuchungen gab es nicht am FIFA-Hauptsitz. Im Gegenteil habe die FIFA Anzeige gegen Unbekannt eingereicht und die Bundesanwaltschaft (BA) daraufhin eine Untersuchung eröffnet. Die Dokumente und Informationen seien der BA ausgehändigt worden. Es besteht der Verdacht, dass bei den Vergaben für die FIFA- Weltmeisterschaften 2018 sowie 2022 Unregelmässigkeiten begangen worden sind. Diese Ermittlungen seien gut für die FIFA, betonte De Gregorio an der Pressekonferenz. Nicht gut für das Image, aber gut für die FIFA.
– Unklar ist, weshalb das Bundesamt für Justiz gerade heute das Verfahren publik macht, das sie bereits am 15. März eröffnet hat. Der Zeitpunkt sei wahrlich ungünstig, sagte De Gregorio. Es sei aber nicht anders gegangen.
- Zur Verhaftung der FIFA-Funktionäre: Dazu hatte De Gregorio nicht viel zu sagen, auch Namen konnte er keine bestätigen. Sicher sei aber: Blatter habe nichts damit zu tun. Die Verhaftung war auf Anordnung der New Yorker Staatsanwaltschaft erfolgt. Die Funktionäre waren für den Kongress angereist.
Die Staatsanwaltschaft, die die Verhaftung der FIFA-Funktionäre angeordnet hat, hat ein Communiqué publiziert, das unter diesem
Link aufrufbar ist.
Übersetzung folgt...De Gregorio wiederholt es wie ein Mantra: «Blatter ist nicht involviert.» Er sei deshalb ziemlich entspannt und konzentriere sich auf den Kongress. Ausserdem, so de Gregorio, habe Blatter keine Angst, nach Nordamerika zu reisen. «Er tanzt aber nicht in seinem Büro auf und ab.»
Kritische Fragen zu diesem Thema kommen auch an der PK: Wer denn nun wirklich die Geschädigten seien, fragt ein Journalist: Die FIFA, oder vielleicht doch die Millionen Fussballfans? De Gregorios Antwort: «Natürlich sind wir alle geschädigt.»
Noch einmal betont De Gregorio, dass Sepp Blatter nichts damit zu tun habe, dass die Wahl wie geplant stattfinden werde, und dass Blatter eine FIFA vertrete, die mit den Behörden kooperiere.
De Gregorio seufzt. «Für die FIFA ist es gut. Es ist nicht gut für das Image, aber es ist gut für die FIFA. Die Konsequenzen, die dies nach sich ziehen würde, waren im Vornherein klar. Natürlich ist es kein schöner Tag. Wir haben den Zeitpunkt aber nicht gewählt, weil ihr Journalisten heute hier seid, sondern weil es am besten war, es so zu koordinieren.»
Werden die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 möglicherweise neu vergeben? De Gregorio sagt auf eine entsprechende Frage eines englischen Journalisten: «Nein.»
«Die Wahl findet wie geplant statt», sagt Gregorio. Das eine habe nichts mit dem anderen zu tun.
Sie seien glücklich über den Prozess, sagt Gregorio, und sieht dabei gar nicht glücklich aus. Das Verfahren gegen die mutmasslich Bestochenen lässt er Aussen vor.
Gregorio: «Der Zeitpunkt ist nicht der beste, aber die FIFA begrüsst dieses Verfahren und kooperiert mit den Strafverfolgungsbehörden. Es ist falsch, von einer Hausdurchsuchung zu sprechen. Wir haben alle Informationen und Dokumente zu Verfügungs gestellt – zu unserem eigenen Interesse.»
Zu den Namen der Verhafteten kann Gregorio keine Stellung beziehen.
Mit 20 Minuten Verspätung beginnt Walter Gregorio die Pressekonferenz.
Die PK darf nicht gefilmt werden. Den offiziellen Live-Stream der FIFA gibt's
hier.
Wie das Bundesamt für Justiz in einem Communiqué mitteilt, hat die Bundesanwaltschaft heute Informationen und Dokumente am FIFA-Hauptsitz sichergestellt. Die auf IT-Systemen abgelegten Dokumente wurden den Strafverfolgungsbehörden von der FIFA ausgehändigt. Bereits vorgängig wurde bei verschiedenen Finanzinstituten in der Schweiz die Erhebung der betreffenden Bankunterlagen angeordnet.
Die Bundesanwaltschaft hat am 10. März 2015 ein Verfahren gegen Unbekannt eröffnet. Es besteht der Verdacht, dass bei den Vergaben für die FIFA- Weltmeisterschaften 2018 sowie 2022 Unregelmässigkeiten begangen worden sind. Entsprechende unrechtmässige Bereicherungen, so der Verdacht, sollen zumindest teilweise in der Schweiz stattgefunden haben. Zudem befindet sich der Sitz der Geschädigten FIFA in der Schweiz. Aus diesen Gründen wird wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung ermittelt. Zudem besteht der Verdacht auf Geldwäscherei über Bankverbindungen in der Schweiz. Im Anschluss an die heutige Sicherstellung von Akten sollen 10 Personen durch die Bundesanwaltschaft und die Bundeskriminalpolizei (BKP) einvernommen werden, die als Mitglieder des Executive Committees 2010 an der Wahl zur WM-Vergabe von 2018 und 2022 teilgenommen hatten. Diese Personen werden als Auskunftspersonen befragt.
Das mit den US-Behörden koordinierte Vorgehen wurde aus strafprozessualen Gründen so angelegt, dass allfällige strafrechtlich relevante Informationen wirksam und unter der Vermeidung von Kollusion beschafft werden können. Aus diesem Grund wurden die Massnahmen in zwei separat geführten Strafverfahren der Schweizer Bundesanwaltschaft und der zuständigen Staatsanwaltschaft Bezirk Ost von New York anlässlich des Besuchs einer Grosszahl an mit den WM-Vergaben befassten Personen zeitgleich durchgeführt. Die schweizerischen und die US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden führen keine gemeinsame Untersuchung durch, sondern koordinieren ihre jeweiligen Strafverfahren basierend auf den gesetzlichen Grundlagen.
Die FIFA hatte am 18. November 2014 Strafanzeige gegen unbekannt bei der Bundesanwaltschaft eingereicht. Das Schweizer Verfahren richtet sich entsprechend gegen unbekannte Täterschaft, wobei die Institution FIFA als Geschädigte in diesem Verfahren auftritt. Mit ihrem Strafverfahren trägt die Bundesanwaltschaft zum Kampf gegen korruptes Verhalten und Geldwäscherei bei.
Die deutsche Zeitschrift «Bild» twittert Namen von weiteren mutmasslich Verhafteten. Die FIFA hat die Namen bisher nicht bestätigt.
Die Polizei bleibt beim Baur au Lac präsent.
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Gemäss unbestätigten Medienangaben sind diese drei FIFA-Funktionäre unter den sechs Verhafteten:
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FIFA-Vizepräsident Jeffrey Webb.
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FIFA-Costa Rica-Präsident Eduardo Li.
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Eugenio Figueredo aus Uruguay.
Auch Jack Warners Namen geistert durch die Medien:
Bild: GARY I ROTHSTEIN/EPA/KEYSTONE
Der FIFA-Funktionär aus Trinidad und Tobago legte aber 2011 im Zusammenhang mit einer Untersuchung wegen Stimmenkaufs alle seine FIFA-Ämter nieder. Aufgrund der gegen ihn laufenden Untersuchungen ist es fraglich, ob er sein Land überhaupt verlassen kann.,
In trauter Zweisamkeit: FIFA-Präsident Sepp Blatter mit seinem Vize-Präsident Jeffrey Webb (rechts) gestern am Kongress. Wenige Stunden später wurde er verhaftet.
Während in Zürich ihre Leute verhaftet werden, macht die FIFA auf Twitter Werbung für die U-20-Fussball-Weltmeisterschaft.
Nationale und internationale Medien trampeln sich vor dem Baur au Lac auf den Füssen herum.
Fifa-Kommunikationschef Walter de Gregorio sagt gegenüber dem «Tagesanzeiger»: «Scheinbar wurden 10 Fifa-Mitglieder verhaftet.» Sepp Blatter befände sich mit Sicherheit nicht unter den Verhafteten, man arbeite jetzt auf Hochtouren und werde später ein Communiqué veröffentlichen.
watson-Reporter William Stern ist vor Ort, er meint: «Vor dem Hotel Baur au Lac ist es momentan ruhig. Zurzeit werden keine weiteren Verdächtigen abgeführt.»
Michael S. Schmidt, Korrespondent der New York Times:
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