Schweiz
Gesellschaft & Politik

Nach Auschwitz-Vergleich: Grünen-Nationalrat Jonas Fricker tritt zurück

Jonas Fricker, jetziger Praesident Gruene Aargau, spricht anlaesslich der Nominationsveranstaltung der Gruenen zu den Nationalratswahlen 2015 vom 18. Oktober, am Dienstag, 31. Maerz 2015, im Bullinger ...
Grünen-Nationalrat Jonas Fricker tritt zurück.Bild: KEYSTONE

Nach Auschwitz-Vergleich: Grünen-Nationalrat Jonas Fricker tritt zurück

Der grüne Aargauer Politiker zieht die Konsequenzen aus seinem Vergleich von Tiertransport und Judendeportation.
30.09.2017, 19:1701.10.2017, 11:12
Patrik Müller
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Jonas Fricker, der seit 2015 für die Grünen im Nationalrat sitzt, legt sein Mandat nieder. «Auf die Wintersession, die am 27. November beginnen wird, trete ich aus dem Nationalrat zurück», heisst es in dem Rücktrittschreiben, das Jonas Fricker am Samstag kurz nach 18.30 Uhr der «Schweiz am Wochenende» zukommen liess.

Darin schreibt er:

«Der Vergleich, den ich während der Debatte im Nationalrat gemacht habe, war verletztend und unangebracht. Mit traurigem Herzen bitte ich nochmals um Entschuldigung für meine Aussage. Der Holocaust war ein grauenvolles Verbrechen, er lässt keine Vergleiche zu.»
Jonas Fricker, Nationalrat der Grünen

Fricker hatte während der Debatte um die Fair-Food-Initiative einen Vergleich zwischen Schweinetransporten und der Deportation von Juden nach Auschwitz gezogen. Als er das letzte Mal eine Dokumentation über solche Tiertransporte gesehen habe, «sind mir unweigerlich die Bilder der Massendeportation nach Auschwitz aus dem Film ‹Schindlers Liste› hochgekommen», sagte er. Und weiter: «Die Menschen, die dort deportiert wurden, die hatten wenigstens eine kleine Chance zu überleben. Die Schweine, die fahren in den sicheren Tod.»

In seinem Rücktrittschreiben nennt Fricker die Niederlegung seines Mandats als «das stärkste Zeichen, das ich setzen kann». Er glaube, dass es diese Klarheit brauche in einer Zeit, «da menschenverachtende Politik wieder salonfähiger wird». Seine Aussage könne antisemitisch oder menschenverachtend interpretiert werden, «und das ist passiert». Er führt weiter aus: «Ich meinte es nicht so, aber: der Fehler liegt ausschliesslich bei mir.»

Jetzt auf
Zieht Jonas Fricker mit dem Rücktritt die richtige Konsequenz?

Fricker bezeichnet seinen Entscheid auch als Zeichen an seine Partei, «deren humanistische Werte ich vollumfänglich teile». Er habe sein Amt als Nationalrat mit viel persönlichem Engagement und Herzblut ausgeübt und sei dankbare für die intensive und lehrreiche Zeit. (pmü)

Die Rücktrittserklärung

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Jonas Fricker – der Fettnäpfchen-König

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115 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SolidSnake
30.09.2017 21:37registriert März 2016
Er hat sich nach seiner blöden Aussage schon sehr vorbildlich entschuldigt. Der Rücktritt geht meiner Meinung nach zu weit...
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Fulehung1950
30.09.2017 21:38registriert Juni 2014
Im Gegensatz zu den rechten Antisemiten zeigt Herr Fricker Grösse.

1. Er entschuldigt sich
2. er sucht den Fehler nicht bei andern, sondern bei sich
3. er distanziert sich klar von seiner gemachten Aussage
4. er zieht die Konsequenzen.

Die Rechten können von ihm einiges lernen. Aber sie werden es nicht tun. Deshalb -aber nur deshalb- ist sein Rücktritt ein unnötiger Schritt.

Der Schritt passt den Rechten nicht. Ein Linker hat gezeigt, was in solchen Fällen angebracht ist. Sie wissen, dass man sie künftig daran erinnern wird, wenn sie sich rassistisch äussern.
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Palatino
30.09.2017 20:11registriert Juli 2015
Dieser Rücktritt war aus meiner Sicht nicht notwendig, aber Respekt für die Kosequenz. Völlig falsch wäre, wenn die Diskussion nun zu Ende wäre. Auch an der Vermittlung der Geschichte des 20. Jahrhunderts (nicht nur der Shoah) muss in den Schulen dringend gearbeitet werden.
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