Schweiz
Gesellschaft & Politik

Schweizer Tourismus: Kampfansage gegen Buchungs-Plattformen

Kampfansage gegen Booking.com: Schweizer Hotels klagen über «Knebelverträge» 

Über 70 Prozent aller Schweizer Online-Buchungen laufen über die Plattform Booking.com. Was die Gäste nicht wissen: Das Hotel erhält vom bezahlten Preis oftmals nur die Hälfte. Wie und warum die Politik nun dagegen vorgehen möchte. 
05.10.2016, 08:2805.10.2016, 08:51
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Herr und Frau Schweizer sind Schnäppchenjäger. Und das Internet hilft: Noch nie war es so einfach, Preise in Erfahrung zu bringen, sie zu vergleichen und so das günstigste Angebot zu finden. Auch bei der Ferienplanung wird gerne gespart. Abhilfe schaffen Buchungsplattformen wie Booking.com oder Expedia. Die globalen Player helfen dem Gast, sich in der Vielzahl von Angeboten zurechtzufinden und das für ihn passendste – sprich günstigste – Hotelzimmer zu finden. 

Nur: Was für den Gast Segen ist, wird für Schweizer Hoteliers zunehmend zum Fluch. Die Verträge, welche Buchungsplattformen wie Booking.com den Hotels anbieten, verlangen einerseits hohe Komissionen und andererseits sehr restriktive Vertragsklauseln

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, will nun die Politik der Schweizer Hotelbranche unter die Arme greifen. Dazu hat der Solothurner CVP-Ständerat Pirmin Bischof eine Motion gegen die «Knebelverträge der Online-Buchungsplattformen» eingereicht. Unterstützt wird er fast vom halben Ständerat – 20 Mitglieder der kleinen Kammer, stammend aus allen politischen Lagern, haben sich der «Anti-Booking-Koalition» von Bischof angeschlossen. 

Pirmin Bischof, CVP-SO, spricht an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Donnerstag, 15. September 2016 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Pirmin Bischof, Ständerat der CVP.Bild: KEYSTONE

Hauptsächlich sieht die Motion eine Gesetzesänderung vor, die den Plattformen sogenannte Preisparitätsklauseln verbieten soll. Aktuell schreiben die Buchungsplattformen den Hotels vor, dass sie auf ihrer Hotel-Webseite keine günstigeren Tarife anbieten dürfen als auf der Plattform.

Natürlich sind die Hotels nicht gezwungen, solche Verträge einzugehen. Allerdings hält die Plattform Booking.com einen Marktanteil von über 70% auf alle Schweizer Online-Hotelbuchungen. Wer also nicht auf Gäste verzichten will, muss sich mit der Plattform auseinandersetzen – und die Knebelverträge in Kauf nehmen. «Ein Hotelier hat gar nicht mehr die Wahl, ob er auf Booking ist oder nicht», sagt Christophe Hanse von Hotelleriesuisse «Die Plattform ist so dominierend geworden, dass der Markt nicht mehr funktioniert.» 

Aktuell einziges Schlupfloch für die Hotels: Direktbuchungen. Hier dürfen die Hotels ihren Gästen Rabatte gewährleisten. Hoteliers empfehlen deshalb ihren Gästen, sich zuerst via Booking.com über verfügbare Zimmer zu informieren, dann aber direkt telefonisch oder per Mail beim Hotel zu buchen. Eine Win-Win-Situation für Gast und Hotel: Der Gast schlägt ein Rabatt heraus und das Hotel spart sich die Kommission. 

(gin)

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56 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DailyGuy
05.10.2016 09:30registriert Dezember 2015
Die Schweiz, das Land der ewigen Jammerer. Uber zerstört die Taxibranche, Booking.com die Hotelbranche usw. Bringt doch mal Lösungen. Schliesst euch zusammen und macht eine eigene Bookingplattform. Macht als Taxianbieter eine App wo man euch schnell "bestellen" kann und die Kosten für die Fahrt direkt ersichtlich ist. Macht einfach irgendetwas, lasst euch aber nicht einfach vom Gesetz schützen. Fortschritt ist die Lösung, nicht Protektionismus.
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TschGadEis
05.10.2016 10:40registriert Januar 2015
Schon witzig, wie hier der Staat eingreifen soll, da eine Lobby mehr Knete will. Wenn's aber um 6 Wochen Ferien oder einen Mindestlohn geht soll sich der Staat gefälligst raushalten und den Markt spielen lassen.

Wann realisieren die Wähler, was hier auf bürgerlicher Seite für ein Spiel gespielt wird?
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Mamster
05.10.2016 09:41registriert Oktober 2016
Da hört bei den Herren auf einmal der Glaube an die freie Marktwirtschaft auf. Sobald der Gewinn nicht mehr den Vorstellungen entspricht, dürfen Regulierungen entstehen.
Anstelle von Inovation und Weitsicht, gibt es resignation und kurzsicht.
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