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Wir kennen es. Eben noch hatten wir freie Fahrt und plötzlich stehen wir vor einer mehrspurigen Kolonne. Dafür sind wir gerüstet und wir haben alle ein Spezialrezept. Jede und jeder glaubt zu wissen, wie er am schnellsten durch die Blechlawine kommt. Doch gibt es tatsächlich Techniken, die funktionieren? Folgende Mythen entzaubern so manche Autofahrer-Weisheit.
Ein Autofahrer fährt auf der A1 von Bern Richtung Zürich. Die Autobahn ist dreispurig. Auf den beiden Überholspuren verlangsamt sich der Kolonnenverkehr. Deshalb wechselt der Autofahrer zuerst auf die mittlere, dann auf die Normalspur. Er fährt stets 90 Stundenkilometer. Weil der Verkehr auf den beiden linken Spuren langsamer wird, überholt er die darauf fahrenden Autos. Hat der Mann richtig gehandelt? Nein, sagte das bernische Obergericht zuerst. Ja, befand dann, am 3. März 2016, das Bundesgericht.
Rechts vorbeirollen ist also in diesem Sinne erlaubt. Allerdings nur in folgender Situation: Wenn es auf der linken und mittleren Überholspur zu einer Verkehrsverdichtung kommt, so, dass Autos auf der Überholspur nicht mehr schneller vorankommen als jene auf der Normalspur. Das passive Rechtsvorbeifahren bei dichtem Verkehr sei mittlerweile eine alltägliche Situation, die sich kaum vermeiden lasse und nicht per se zu einer erhöhten Gefahrensituation führe, so das Bundesgericht.
Das bedeutet allerdings nicht, dass nun Rechtsüberholen allgemein erlaubt ist. Denn: Im Gegensatz zum eigentlichen Rechtsüberholen taucht ein Auto beim Rechtsvorbeifahren nicht plötzlich und unvermittelt auf, sondern bewege sich mit konstanter Geschwindigkeit. Rechtsüberholen bleibt nach wie vor verboten.
Wer im Stau steht, wird rasch nervös. Und noch nervöser werden wir, wenn wir das Gefühl haben, die auf der anderen Spur kommen rascher vorwärts als wir. Viele Autofahrer verlieren dann die Geduld und wechseln auf die vermeintlich raschere Spur. Das macht allerdings wenig Sinn. Uwe Ewert, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU), sagt, es gebe keine Studie, die beweise, dass Spurwechsel einen Vorteil bringen. «Reden wir von einem Stau, bei dem von drei Fahrspuren auf zwei verringert wird, ist die Spur, die endet, meistens die schnellste.» Allerdings nur, sagt Ewert weiter, wenn das Reissverschlusssystem funktioniert, was in der Schweiz oft nicht der Fall ist. Zusätzlich weist er daraufhin, dass bei uns grundsätzlich das Rechtsfahrgebot gilt.
Die Steigerungsform von Spurenwechseln ist in die Lücken zu springen. Die Lückenspringer sind eine verbreitete Spezies auf unseren Strassen. Und auch ihre Technik lohnt sich nicht. Ewert dazu: «Damit ist man mal langsamer, mal schneller. Es gibt kein System.» Gefährlicher als auf der Spur zu bleiben, ist es aber allemal: Jeder Spurwechsel erhöht – zum Beispiel des toten Winkels wegen – die Unfallgefahr. Ausserdem wird der Stau durch Lückenspringer gefördert. Dies, weil die Hintermänner durch den plötzlichen Spurwechsel abrupt bremsen müssen. Auf der eigenen Spur bleiben und auf hektische Manöver verzichten, ist sinnvoller.
Verbreitet ist immer noch der Glaube, durch das Verlassen der Autobahn und ein Ausweichen auf Haupt- oder Nebenstrasse spare man Zeit. Das ist ein Mythos. Wer von der Autobahn runterfährt, ist nur in seltenen Fällen – zum Beispiel bei einer Vollsperrung – schneller. Haupt- und Nebenstrassen haben nicht Kapazitäten wie Autobahnen und sind deshalb bei grösserem Verkehrsaufkommen rasch überfüllt.
Studien aus Deutschland zeigen, dass rund 40 Prozent aller Navi-Nutzer ihrem Gerät glauben und das tun, was dieses sagt. Empfiehlt es bei Stau, einen anderen Weg als die Autobahn zu nehmen, kann man davon ausgehen – man ist nicht der Einzige. Diese Tatsache hat denselben Effekt wie bei Punkt 4. Auf der Autobahn bleiben ist intelligenter.
Schliesslich gibt es Menschen, die Autobahnen nicht nur der Staus wegen meiden. Sie fahren lieber auf anderen Strassen, weil sie glauben, diese seien sicherer. Das stimmt nicht. «Die Autobahn ist eine der sichersten Strassen überhaupt», sagt Ewert. «‹Nur gerade› elf Prozent aller Unfälle auf Schweizer Strassen geschehen auf Autobahnen.» (Hier die Webseite, die zeigt, wo in der Schweiz es am gefährlichsten ist.)
Auf der Autobahn und in der eigenen Spur zu bleiben, ist das wohl erfolgbringendste Rezept im Stau.
PS: So fährt man einen Stau richtig an: