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Rassismus an Arbeitsplatz und in der Öffentlichkeit nimmt zu

Mehrere hundert Personen demonstrieren in der Berner Innenstadt gegen Rassismus, am Samstag, 4. Februar 2017, in Bern. Die Teilnehmer der Protestaktion versammelten sich am fruehen Nachmittag auf dem  ...
Mehrere hundert Personen demonstrieren in der Berner Innenstadt gegen Rassismus (04.02.2017).Bild: KEYSTONE

Rassismus an Arbeitsplatz und in der Öffentlichkeit nimmt zu

Menschen werden immer häufiger im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz und in der Schule rassistisch diskriminiert. Das Beratungsnetz für Rassismusopfer hat im vergangenen Jahr mehr Fälle verzeichnet. Zugenommen haben auch Beschimpfungen und Drohungen.
09.04.2017, 12:4309.04.2017, 14:47
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Insgesamt zählten die 26 Beratungsstellen 199 Fälle von rassistischer Diskriminierung. Das sind zwar etwas weniger als 2015. Damals registrierten die Stellen 239 Fälle. Immer mehr Diskriminierungen werden aber im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz oder in Bildungseinrichtungen begangen. Letztes Jahr betraf dies mehr als die Hälfte aller Fälle.

Diese Zahlen gehen aus dem Jahresbericht des Beratungsnetzes für Rassismusopfer hervor, über den der «SonntagsBlick» in seiner jüngsten Ausgabe berichtete und auch der Nachrichtenagentur sda vorliegt.

Hohe Dunkelziffer

Was die Zahlen betrifft, erhebt der Bericht keinen Anspruch auf «Vollständigkeit». Viele Fälle würden gar nicht gemeldet, weil es aus Sicht der Betroffenen nichts bringe, schreibt Martine Brunschwig Graf, Präsidentin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR), im Vorwort. «Die Dunkelziffer ist hoch», heisst es im Bericht.

Das meist genannte Tatmotiv für die Diskriminierung ist wie bereits im Vorjahr generelle Ausländerfeindlichkeit. Danach folgt mit 70 Nennungen Rassismus gegen Schwarze. In 48 Fällen wurden Muslime und Menschen aus dem arabischen Raum rassistisch diskriminiert, 6 Fälle betrafen Juden.

Die meisten erfassten Fälle von Diskriminierung betreffen denn auch Menschen mit afrikanischer Herkunft, obwohl diese in der Schweiz nur einen relativ kleinen Anteil der Bevölkerung ausmachen.

23 Fälle von Gewalt

Seit letztem Jahr weist der Jahresbericht auch die Rubrik ethnisches Profiling aus. Damit sind Verdächtigungen von Polizei- oder Grenzschutzbeamten aufgrund der Hautfarbe gemeint. Die Beratungsstellen verzeichneten zwölf Fälle.

Die meisten Diskriminierungsfälle wurden im Bereich der Verständigung untereinander gemeldet. Den grössten Teil davon machen mit 85 Fällen Beschimpfungen aus, danach folgen andere störende Äusserungen und Drohungen. Aber auch Diskriminierungen durch Benachteiligung und herabwürdigende Behandlung sind häufig. In 23 Fällen war Gewalt im Spiel. (viw/sda)

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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Karl33
09.04.2017 15:26registriert April 2015
Die Fallzahlen haben doch abgenommen. Ist das jetzt Fake-News by Watson?
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MergimMuzzafer
09.04.2017 19:14registriert Februar 2014
Dazu folgender sehr interessanter Artikel: http://www.tagesanzeiger.ch/16550895
Rassismus kommt nicht nur von den Einheimischen, sondern auch von denjenigen, die zugezogen sind!
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Angelo C.
09.04.2017 13:22registriert Oktober 2014
Interessant, dass man die wahren Hintergründe des auch in zivilisierteren Industriestaaten zunehmend wieder um sich greifenden Rassismus nicht objektiv und der Realität verpflichtet hinterfragt 🤔!

Zwar waren und sind die Menschen nicht nur gemäss den Lehrwerken des Lieblingsschülers des Nobelpreisträgers Konrad Lorenz (Irenäus Eibl-Eibesfeldt) a priori gegen kultur- und religionsfernes abgeneigt, aber der R. wurde längere Zeit nur noch mehrheitlich versteckt praktiziert.

Dass dies heute, zumal in Europa, wieder andersrum läuft, muss man der ungebremsten Zuwanderung Kulturferner zuschreiben.
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