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Zweiter Wahlgang nötig in Neuenburg – SVP die grosse Verliererin im Parlament

Zweiter Wahlgang nötig in Neuenburg – SVP die grosse Verliererin im Parlament

02.04.2017, 22:01
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Bei den Neuenburger Regierungswahlen haben am Sonntag alle fünf Bisherigen die Wiederwahl im ersten Wahlgang verpasst. Im Grossen Rat konnten die bürgerlichen Parteien ihre Mehrheit knapp verteidigen. Grosse Verliererin ist die SVP.

Sie verliert 11 ihrer 20 Sitze. Auf ihre Kosten zulegen konnte die FDP (+8). Sie bleibt mit 43 Sitzen stärkste Kraft im Parlament. Zusammen mit der CVP und den Grünliberalen kommt das bürgerliche Lager auf 58 Sitze, einen mehr als die linken Parteien.

Die linke Minderheit setzt sich aus 32 SP, 17 Grünen und 8 PdA-Vertretern zusammen. Während SP und PdA je einen Sitz verlieren, gewinnen die Grünen 5 Sitze. Für die 115 Sitze im Grossen Rat waren 495 Kandidatinnen und Kandidaten angetreten.

Jean-Nat Karakash, Conseiller d'Etat et candidat PS au Conseil d'Etat, marche avec les membres du parti, lors du premier tour des elections cantonales neuchateloises ce dimanche 2 avril 2017 ...
Jean-Nat Karakash hat gut lachen: Er schnitt bei den Regierungsratswahlen am besten ab – erreichte das absolute Mehr nur knapp nicht.Bild: KEYSTONE

Zweiter Wahlgang nötig

Noch nicht gelaufen ist das Rennen bei den Regierungsratswahlen. Die drei amtierenden Staatsräte der SP und die beiden der FDP standen jedoch an der Spitze. Am meisten Stimmen holte Jean-Nat Karakash von der SP (22'715). Auch er blieb aber unter dem absoluten Mehr von 22'816 Stimmen, weshalb am Sonntag noch keiner der fünf Sitze der Neuenburger Regierung vergeben wurde.

Hinter Karakash folgten die beiden FDP-Staatsräte Laurent Favre (21'957 Stimmen) und Alain Ribaux (21'626). Dahinter blieben die beiden bisherigen SP-Exekutivmitglieder Monika Maire-Hefti (18'092) und Laurent Kurth (17'997) etwas zurück.

Beide stammen aus dem Neuenburger Jura, und vor allem der Finanz- und Gesundheitsdirektor Laurent Kurth brachte seine Region mit einer Neuorganisation der Spitalstandorte gegen sich auf. Er wollte die Spitzenmedizin auf den Hauptort Neuenburg konzentrieren.

Das Neuenburger Stimmvolk erteilte den Plänen jedoch eine Abfuhr. Monika Maire-Hefti brachte mit einer Lohnreform die Lehrer gegen sich auf. Trotz des Rückstands auf die anderen bisherigen Staatsräte konnten Kurth und Maire-Hefti ihre Herausforderer klar distanzieren.

Dritte FDP-Kandidatin zurück

Der Grüne Fabien Fivaz kam mit 12'536 Stimmen auf den sechsten Platz. Nur auf dem siebten Platz landete die dritte FDP-Kandidatin Isabelle Weber (12'177), die für die FDP die Mehrheit in der Regierung wieder hätte zurückerobern sollen.

Ob die beiden Herausforderer erneut antreten werden, entscheidet sich erst Anfang Woche. Falls sie nochmals kandidieren, kommt es am 23. April zu einem zweiten Wahlgang.

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Jean-Charles Legrix machte das beste Resultat – die SVP-Kandidaten waren aber insgesamt chancenlos.Bild: KEYSTONE

SVP-Kandidaten abgeschlagen

Keine Chancen hatten die drei Kandidaten der SVP. Sie landeten noch hinter Nago Humbert (9130) von der Partei der Arbeit (PdA), der es auf den achten Platz schaffte. Die drei SVP-Anwärter Jean-Charles Legrix (6230), Xavier Challandes (6175) und Stephan Moser (5660) blieben weit zurück.

Nach dem Debakel um Yvan Perrin schaffte die SVP damit keinen erneuten Einzug in die Neuenburger Regierung. Perrin war 2013 in die Exekutive gewählt worden, trat jedoch nach anderthalb Jahren wegen eines Burn-outs zurück. Sein Sitz ging an die FDP verloren.

Keine Chance hatten Vincent Martinez (CVP) und Dimitri Paratte (solidaritésS), die sich auf den letzten Rängen wieder fanden. Die Stimmbeteiligung lag bei 34.23 Prozent. (sda)

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132 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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7immi
03.04.2017 07:23registriert April 2014
das ist ein normaler prozess. als die svp zulegte, verloren die anderen parteien auch sitze, nun geht der ball wieder zurück. so läuft es in einer funktionierenden demokratie. ich würde keiner partei unser land zur alleinigen führung überlassen, es würde zu rasch an die wand gefahren. nur überparteiische kompromisse und diskussionen brachten uns weiter. und eine grosse parteienvielfalt. denn nur so lassen sich populismus und ideologie vermindern.
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Fischra
02.04.2017 22:07registriert Juli 2016
Liebe SVP. Lügen haben kurze Beine
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Don Sziggy
02.04.2017 23:12registriert November 2016
Ich dachte, es geht noch ein paar Jahre, bis das Volch versteht, das es von der SVVP (Schweizerische Volks Verarschungs Partei) nur Verarscht wird. Schön zu sehen, dass die Menschen hier das nun sehr viel früher verstanden haben. Ich hoffe, dass dies nun Schule macht und dieses Pack seine Rechnung kriegt, also überall ganz heftig Stimmen verliert.
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