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Erfreulich, aber teuer: Neun von zehn Menschen in der Schweiz leben im Alter noch Zuhause

Senioren in Zürich.
Senioren in Zürich.
Bild: KEYSTONE

Erfreulich, aber teuer: Neun von zehn Menschen in der Schweiz leben im Alter noch Zuhause

Fast 60 Prozent der über 85-Jährigen sind unabhängig. Das hat eine Studie zum Tag des Alters von Pro Senectute ergeben. Für die Stiftung sind diese Ergebnisse erfreulich. Doch die Kosten werden bis 2030 deutlich steigen.
01.10.2015, 00:0801.10.2015, 05:22
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Neun von zehn Menschen in der Schweiz leben im Alter noch Zuhause. Dies wird gemäss Pro Senectute auch in Zukunft so bleiben. Die Organisation warnt jedoch vor hohen Kosten und Personalmangel und empfiehlt, schon jetzt zu handeln.

Sogar bei den hochaltrigen Senioren und Seniorinnen über 85 sind noch fast 60 Prozent unabhängig. Der Anteil der Zuhause-Lebenden wird auch in Zukunft konstant bleiben. Dies prognostiziert das Center for Disability and Integration der Universität St. Gallen (CDI-HSG). Die Studie im Auftrag von Pro Senectute erscheint pünktlich zum Tag des Alters am Donnerstag.

Für die Schweizer Stiftung sind diese Ergebnisse erfreulich, haben jedoch einschneidende Folgen: Die Kosten werden bis 2030 deutlich steigen.

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Betreuungsleistung wird anwachsen

So werden die Gesundheitskosten für Senioren, die zuhause betreut werden, gemäss konservativen Schätzungen von heute 7.2 Milliarden auf 10.5 Milliarden Franken im Jahr 2030 anwachsen. Bei der stationären Pflege sagen die Studienautoren einen Anstieg von 3.4 Milliarden auf 4.4 Milliarden voraus. Der Bedarf an Pflegepersonal wird stark zunehmen.

«Die Betreuungsleistung wird anwachsen, weil es aufgrund der demografischen Alterung mehr Menschen gibt, die älter werden und länger zuhause wohnen werden», sagt Judith Bucher der Pro Senectute Schweiz im Gespräch mit der sda. Die Zahl der über 65-Jährigen wird gemäss der Studie von heute 1.4 Millionen auf 2.2 Millionen im Jahr 2030 steigen.

Für die Problematik habe die Pro Senectute noch keine perfekte Lösung. Wichtig sei aber, schon jetzt eine politische und gesellschaftliche Diskussion zu führen, um eine Antwort zu finden.

«Die Gefahr besteht, dass Frauen einer dreifachen Belastung ausgesetzt sind.»
Judith Bucher
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Betreuung muss privat finanziert werden

Die medizinische Pflege wird heute zu einem grossen Teil von der Krankenversicherung bezahlt, einen kleinen Restbetrag übernehmen die Kantone und Gemeinden. Problematisch sei jedoch, dass hauswirtschaftliche Unterstützung wie Kochen, Waschen und Administratives nicht in der Pflege eingeschlossen werde. Auf solche Betreuung seien aber viele Senioren und Seniorinnen angewiesen - gerade wenn sie im hohen Alter noch zuhause leben.

Die Kosten für die Betreuung müssen aus der eigenen Tasche bezahlt werden oder Angehörige und Nachbarn helfen aus. Besonders herausgefordert seien die Frauen. «Die Gefahr besteht, dass Frauen einer dreifachen Belastung ausgesetzt sind», sagt Bucher.

Im Beruf und zuhause sei eine Frau schon ausgelastet. Zukünftig könne noch die intensive Betreuung der eigenen Eltern oder Schwiegereltern dazu kommen. Für Bucher ist es nicht selbstverständlich, dass dieses Konzept funktionieren wird.

Politische Lösung ist langsam

In der schweizerischen Gesetzgebung ist noch nicht geregelt, welche Leistungen die Betreuung umfasst und wie der Zugang zu dieser Hilfe für alle gewährleistet werden soll. «Eine Lösung auf Gesetzesebene ist möglich, aber das ist ein langsamer Prozess», so Bucher. In erster Linie brauche es direkte Unterstützung.

Eine Möglichkeit einer solchen Direkthilfe ist das Pilotprojekt «Zeitvorsorge» in St. Gallen. Rüstige Rentnerinnen und Rentner unterstützen betagte Ältere im Alltag. Die Arbeit wird ihnen als «Zeitguthaben» angerechnet und im hohen Alter als Form von Betreuung zurückgegeben.

«Die Idee ist sehr spannend», sagt Bucher, «schwierig ist aber, eine Rückerstattung sicherzustellen.» (dwi/sda)

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