Ein Seebeben der Stärke 6,7 auf der Richterskala hat in der Nacht auf Freitag um 1.31 Uhr Lokalzeit die türkische Küste vor Bodrum und der griechischen Insel Kos erschüttert. Das Beben hat einen kleinen Tsunami ausgelöst, der in den umliegenden Regionen Strassen überschwemmte. Das Epizentrum des Seebebens lag 10 Kilometer südöstlich von Bodrum und 16 Kilometer östlich von Kos – in etwa zwölf Kilometern Tiefe.
Zwei Feriengäste aus der Türkei und Schweden wurden vermutlich durch eine einstürzende Mauer einer Bar getötet. Rund 120 Menschen wurden verletzt.
In den Stunden nach dem Hauptbeben kam es zu mehreren Nachbeben. Hunderte Touristen haben auf Plätzen und Trottoirs übernachtet.
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Unter den Verletzten ist auch eine Schweizerin. Aus Gründen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes macht das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA keine weiteren Angaben zur Identität der Person.
Gemäss aktuellem Kenntnisstand sind keine weiteren Schweizer Staatsangehörige bei diesem Ereignis zu Schaden gekommen.
Reiseanbieter Hotelplan Suisse liess am Freitagmorgen verlauten, man habe bis zum jetzigen Zeitpunkt Kenntnis von einer leicht verletzten Kundin. Momentan befänden sich 379 ihrer Reisegäste auf Kos und sechs Kunden in Bodrum. Lokale Vertreter klärten derzeit ab, ob eine frühzeitige Rückreise erwünscht sei. Von den 671 Tui-Gästen auf Kos sei hingegen niemand verletzt worden, teilt eine Sprecherin des Unternehmens mit. Falls doch jemand nach Hause wolle, könne er sich mit einem Tui-Vertreter vor Ort in Verbindung setzen. Kuoni ist zurzeit noch am abklären, ob und wie viele Schweizer Kunden vom Beben betroffen sind.
Manuel Hobiger, Oberassistent beim Schweizerischen Erdbebendienst an der ETH, erklärt: Die ganze Region um das Ägäische Meer ist sehr erdbebengefährdet, weil dort die Afrikanische Platte mit der eurasischen Platte kollidiert.
Es sei mit weiteren Nachbeben zu rechnen, sagt Manuel Hobiger. Diese könnten bis zu mehreren Wochen nach dem Hauptbeben erfolgen, seien jedoch in der Regel schwächer als das Hauptbeben. «Die Nachbeben können besonders problematisch für Gebäude sein, die bereits vom Hauptbeben beschädigt worden sind.»
Jason Stephen Bond, 42 befindet sich mit seiner 7-jährigen Tochter derzeit auf Kos, im Fischerdorf Mastichari. Die zwei wohnen in einem Hotelzimmer nur wenige Meter vom Strand entfernt. Es sei «beängstigend» gewesen gestern, so Bond: «Das Beben hat uns alle geweckt und die Swimmingpools halb geleert!»
Das Beben habe nur rund 30 Sekunden gedauert, danach sei aber keine Ruhe eingekehrt. Alle 10 bis 30 Minuten habe es kleinere Nachbeben gegeben. Am beunruhigendsten sei jedoch die Flutwelle gewesen. «Es hat laut gerauscht, sehr laut. Und das Rauschen kam immer näher. Ich hatte wirklich Angst. Dann plötzlich stoppte es.»
Ihr Hotel sei nicht beschädigt, doch der Strand habe heute morgen chaotisch ausgesehen. «Die riesige Welle hat den Sand verschoben, es hatte überall Sandhügel.» Am Vormittag sei der Strand wieder hergerichtet worden (s. Spuren auf Foto). Das Meer jedoch sei heute weiter weg als noch gestern.
Watson-Leser Luc Lafrenaye ist ebenfalls in Kos. Er erzählt: «Meine Familie und ich mussten aus Sicherheitsgründen am Strand auf Liegestühlen übernachten – vom Tsunami waren wir nicht betroffen.» Der Supermarkt in der Nähe ihres Hotels hat das Beben nicht ganz unversehrt überstanden:
Der Berner SVP-Politiker Thomas Fuchs macht derzeit Ferien in Rhodos und hat das Beben auch hautnah miterlebt. «Es ist ein heftiger Schreck, aus einem derart wackelnden Bett aufzustehen und auf die Strasse zu rennen». Es habe sich wie auf einer Bahn im Europapark angefühlt. «Das Beben war echt schlimm und dauerte ewigs», sagt er im Chat mit watson.
Melii Hürlimann, 24, macht zurzeit mit einer Kollegin Ferien in Lambi, Kreta. Auch hier machte sich das Beben deutlich bemerkbar. «Wir sind gestern um circa 22 Uhr ins Bett.» Rund zwei Stunden später folgte dann ein böses Erwachen: «Alles wackelte in unserem Hotel-Zimmer, wir hatten grosse Angst.» Sie hätten aufstehen und rauslaufen wollen, so die Schweizerin. «Aber wir waren in einer Schockstarre, konnten uns nicht bewegen.»
Von ihrem Zimmer aus hätten sie einen direkten Blick auf den Hotel-Pool. «Der schlug riesige Wellen.» Das Hotel-Personal habe den Gästen, die Angst vor Nachbeben hatten, später angeboten, auf dem nahe gelegenen Tennisplatz zu schlafen. Ihre Ferien abbrechen wollen Melii und ihre Kollegin aber nicht: «Grosse Schäden gibt es hier nicht.»
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