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Sommaruga fordert Kooperation gegen Menschenhandel

Sommaruga fordert internationale Kooperation gegen Menschenhandel

20.10.2016, 20:31
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Fast eine Million Opfer von Menschenhandel gibt es in Europa. Justizministerin Simonetta Sommaruga forderte am Donnerstag an einer Interpol-Konferenz in Lugano TI mehr internationale Zusammenarbeit in dem Bereich. Alleingänge spielten Menschenhändler nur in die Hände.

Swiss Justice Minister Simonetta Sommaruga reads a paper during an Interpol conference about the prevention of human traffiking, in Paradiso, Switzerland, on Thursday, October 20, 2016. (KEYSTONE/Ti-P ...
Fand klare Worte: Simonetta Sommaruga an der Interpol-Konferenz im Tessin.Bild: TI-PRESS

Auch 2016 gebe es Menschen, die wie «Leibeigene im Mittelalter» ausgenützt würden, sagte die Justizministerin. Der Bundesrat habe deshalb die Bekämpfung von Menschenhandel zu einer der kriminalstrategischen Prioritäten der Legislaturperiode 2016-2019 erklärt. Sommaruga rief in Erinnerung, dass die Schweiz die Europaratskonvention gegen Menschenhandel ratifiziert hat und aktuell einen zweiten Aktionsplan gegen Menschenhandel ausarbeite.

Zusammenarbeit als Schlüssel

Es sei mehr Kooperation zwischen den Staaten nötig, sagte Sommaruga. Alleingänge einzelner Länder spielten Menschenhändlern nur in die Hände. Interpol ermögliche es unter anderem, Vermisstenmeldungen international abzugleichen. Dies sei wichtig, da Opfer von Menschenhandel häufig von ihren Familien als vermisst gemeldet werden.

Bundesrätin Sommaruga schilderte in ihrer Rede vor Fachleute aus der ganzen Welt das Schicksal einer jungen Rumänin, die zur Prostitution gezwungen wurde. Ohne Papiere sei sie ihren Peinigern ausgeliefert gewesen. Durch Interpol habe die Frau gefunden und befreit werden können.

Für eine umfassende Bekämpfung des Menschenhandels reiche dies aber nicht aus: Migrationsbehörden, Nichtregierungsorganisationen, Ärzte sowie Spitäler müssten mit einbezogen werden. Denn Opfer würden häufig nicht von sich aus zur Polizei gehen, weil sie sich vor der Rache ihrer Ausbeuter fürchteten. Oder weil sie Angst hätten, das Land verlassen zu müssen.

Tessin im Brennpunkt

Beim Thema Menschenhandel stehe das Tessin in der Schweiz im Fokus, erklärte der Tessiner Staatsrat Norman Gobbi an der Konferenz. Nicht erst seit dem Balkankonflikt würden Schlepper und Menschenschmuggler auf der Nord-Süd-Achse operieren und damit direkt das Tessin passieren.

Swiss Justice Minister Simonetta Sommaruga, left, and Norman Gobbi, state councilor of Ticino, right, speak at an Interpol conference about the prevention of human traffiking, in Paradiso, Switzerland ...
Neben Simonetta Sommaruga war auch der Tessiner Staatsrat Norman Gobbi an der Konferenz.Bild: TI-PRESS

Laut Gobbi hat der Kanton aber in den vergangenen Jahren die geeigneten Instrumente geschaffen, um auf diese Situation zu reagieren. Im Südkanton schuf die Kantonspolizei im Jahr 2005 eine Spezialsektion namens TESEU, um gegen den Menschenhandel vorzugehen. Der Schwerpunkt wurde dabei auf den Bereich der Prostitution gelegt.

Seit 2015 besteht im Tessin ebenfalls eine Sonderheit gegen den Menschenschmuggel entlang der Flüchtlingsroute von Süditalien nach Nordeuropa. Dies geschah als Reaktion auf den tragischen Tod von 71 Flüchtlingen in einem Lastwagen im September 2015 an der österreichisch-ungarischen Grenze. In der GIRP genannten Sondereinheit arbeiten Tessiner Behörden zusammen mit Ermittlern aus Italien und Deutschland. (sda)

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