Die Türkei hat am Samstag wegen eines an der Anti-Erdogan-Kundgebung in Bern gezeigten Transparents protestiert. Nicht nur wurde die Vize-Botschafterin in Ankara einbestellt. Auch telefonierte der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu seinem Amtskollegen Didier Burkhalter.
Das türkische Aussenministerium gab am Samstag in einer Erklärung bekannt, dass Cavusoglu seinem Schweizer Amtskollegen telefoniert habe. Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigte auf Anfrage den telefonischen Kontakt, ohne Einzelheiten dazu bekanntzugeben.
In Ankara war derweil in Abwesenheit von Botschafter Walter Haffner seine Stellvertreterin Nathalie Marti ins türkische Aussenministerium einbestellt worden. Die Türkei protestierte wegen eines in Bern gezeigten Transparents mit dem Porträt des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sowie eine auf ihn gerichtete Pistole. Darunter stand: «Kill Erdogan with his own weapons» (töte oder tötet Erdogan mit seinen eigenen Waffen).
Der Vertreter des türkischen Aussenministeriums habe den offiziellen Protest der türkischen Behörden gegen dieses Transparent zum Ausdruck gebracht, sagte EDA-Sprecher Stefan von Below am Samstag auf Anfrage. Die Schweizer Behörden sollten eine Untersuchung einleiten und die Urheber des Transparents, beziehungsweise die Organisatoren zur Rechenschaft ziehen, sei von Ankara verlangt worden.
Das türkische Aussenministerium gab in einer Erklärung bekannt, sie verfolgten eng die nun folgenden Schritte des Bundes und der lokalen Schweizer Behörden. Die Türkei werde ihre Bemühungen dazu fortsetzen, hiess es in der von der Nachrichtenagentur Reuters zitierten Erklärung Ankaras.
Das EDA teilte dazu mit, die zuständigen Stellen hätten nun zu prüfen, ob die Organisatoren der Kundgebung gegen die Bewilligungsauflagen verstossen hätten oder ob anderweitige strafbare Handlungen vorlägen. Das EDA verurteile sämtliche Aufrufe zur Gewalt. Alle Seiten sollten ihre Differenzen auf friedlichem Weg austragen.
Wie eine sda-Reporterin vor Ort beobachtete, wurde das von der Türkei beanstandete Transparent von linksautonomen Demonstranten mitgeführt, die sich der offiziellen Kundgebung angeschlossen hatten. Auf einem Facebook-Post bekannte sich später die Revolutionäre Jugendgruppe Bern zur Aktion mit dem Erdogan-Transparent.
Der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu war erst am Donnerstagabend zu einem Gespräch bei Bundesrat Didier Burkhalter in Bern. Dabei hatte Burkhalter unter anderem die Bedeutung der Meinungsäusserungsfreiheit betont. (sda)