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Interview

Interview mit Cannabis-Konsument Buggy Burgstaller

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«Der Bund kann mir nicht verbieten, abends gemütlich eins zu kiffen»

Der gelernte Dachdecker Buggy Burgstaller landete mit seinem Facebook-Wutvideo über Via-Sicura-Massnahmen einen viralen Hit. Ein Gespräch über Cannabis-Konsumenten, korrupte Ämter und Wein trinkende Politiker.
17.11.2016, 13:0518.11.2016, 03:07
Rafaela Roth
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Buggy Burgstaller in seiner Werkstatt mit seinem selbstgebauten Töff. 
Buggy Burgstaller in seiner Werkstatt mit seinem selbstgebauten Töff. Bild: watson

Nach monatelanger Schikane hat es Buggy Burgstaller den Nuggi rausgehauen. Am Wochenende veröffentlichte er ein Video auf Facebook, in dem er gegen die Wein trinkenden und Wasser predigenden Politiker in Bern und das Verkehrssicherheitspaket Via Sicura wetterte. Gemäss Burgstaller sei sein Dealer abgehört worden und aufgeflogen.

Dabei büssten die Behörden auch den 48-Jährigen. Daraufhin wurde Burgstaller zur ärztlichen Kontrolle in Zürich aufgeboten. Ein paar Stunden zuvor hatte er einen Joint geraucht. Weil sein Blut zu diesem Zeitpunkt einen zu hohen THC-Gehalt aufwies, wurde ihm der Führerausweis auf unbestimmte Zeit entzogen. Jetzt muss er regelmässig zur Urinabgabe erscheinen. 

Herr Burgstaller, wie geht es Ihnen? Sind Sie nüchtern?
Buggy Burgstaller: Ich komme von der Arbeit, klar bin ich nüchtern.

Ihr Facebook-Wutanfall macht Furore, wie ist es dazu gekommen?
Ich war alleine zu Hause, sass nach dem Essen da und hab innerlich gekocht. Dann wollte ich einfach mal Dampf ablassen. Dass es so viel Resonanz erhält, hätte ich natürlich nicht gedacht. Aber es ist gut. Von mir aus kann es die ganze Schweiz hören, bis weit nach Bundesbern hinein.

Sie fühlen sich ungerecht behandelt.
Ja natürlich! Cannabis ist für mich ein Genussmittel. Ich bin kein Kiffer, ich bin Cannabis-Konsument, das ist ein grosser Unterschied. 

Was soll da der Unterschied sein?
Ich stehe ja nicht morgens auf und rauche erst mal einen Joint. Ich gönne mir abends einen gemütlichen Joint wie andere ein Bier. Der Bund kann mir nicht verbieten, abends auf meiner Veranda gemütlich eins zu rauchen. Ist der Staat mein Papa? 

Nicht der Papa, aber der Gesetzgeber. Irgendwo muss die Grenze doch sein und die muss für alle gelten. 
Heute ist der Grenzwert aber irrsinnig! Frau Roth, stellen Sie sich das doch mal vor: Wenn dieser Grenzwert vernünftig wäre, würde das ja heissen, dass ich seit Jahren dauerbekifft und völlig weg vom Fenster bin.

Wie sollen die Behörden wissen, wie weit Sie weg vom Fenster sind?
Ich habe mein ganzes Leben lang hart gearbeitet, habe mir ein Haus gebaut, hatte noch nie einen Unfall, habe im Kosovo einen bewaffneten Trupp geführt und für die Armee Lastwagenchauffeure ausgebildet. Ich kiffe seit ich 17 bin ab und zu. Und jetzt im Alter von 48 Jahren will die Schweiz mir weis machen, dass ich drogensüchtig bin? Die Schweiz von der ich mal Fan war? Die Politiker haben einfach den Bezug zur Realität verloren. 

Buggy Burgstaller, leidenschaftlicher Töfffahrer.
Buggy Burgstaller, leidenschaftlicher Töfffahrer.Bild: watson

Via Sicura wurde eingeführt, um Autounfälle unter Drogen- oder Alkoholeinfluss zu verhindern. 
Ich sage ja nicht, dass man bekifft fahren dürfen müsse. Aber ein vernünftiger Grenzwert müsste her. Ich war an diesem Tag nicht high, zudem bin ich nicht mal gefahren! Aber das interessiert die Richter, Staatsanwälte und Politiker ja dann nicht mehr. 

Was sind die Konsequenzen für Sie?
Ich habe schon jetzt ingesamt 7000 Franken verloren, Lohnausfall miteingerechnet. Ich muss mit dem Zug zur Arbeit, mein Chef muss mich zur Entsorgungsstelle fahren, ich muss regelmässige Urinproben abgeben, bis ich vielleicht irgendwann mein Billett wieder habe. Ich werde völlig veräppelt von denen da oben in Bern. 

Der Maximal-Grenzwert von 1,5 Mikrogramm THC pro Liter Blut wurde vom Bundesamt für Strassen festgelegt.
Ja, ja, die Bundesämter! Da kommen die Experten mit ihren Gutachten und beschliessen irgendwas, das die Staatsanwälte dann auf ihren Bürostühlen anwenden und die Leute für Sachen verdonnern, die gar nicht da sind. Auf den Menschen, den es betrifft, und sein Schicksal hört keiner. Dabei bezahle ich die ja für ihre Arbeit. 

Wie meinen Sie das?
Wir bezahlen ja den ganzen Apparat da oben! Da konnte man zusehen in den letzten Jahren, wie der Beamtenapparat angeschwollen ist und alle nur noch im Büro arbeiten wollen. Und wir, die Arschlöcher, die Steuern zahlen, die ihre Büez machen und die für deren Arbeit bezahlen, sind am Ende die Gehörnten. Schon klar wird da mal ein Donald Trump gewählt. 

Sind Sie ein Trump-Fan? 
Ja natürlich. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich sicher ihn gewählt. Die Amerikaner hatten die Wahl zwischen einer, die lügt und einem, der die Wahrheit sagt.

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Trump sagt die Wahrheit? Trump hat rekordverdächtig gelogen in diesem Wahlkampf.
Ja klar, aber das war Wahlkampf. Jetzt sieht man ja, was er macht. Der wechselt jetzt erst mal 60 Prozent dieser korrupten Politiker in Washington aus. Trump ist so unbeliebt, weil er die Wahrheit über sie sagt. 

Können Sie mal ein Beispiel für diese Wahrheiten nennen?
Klar, mit diesen Sprüchen über die Frauen, da war er klar unter der Gürtellinie. Aber ich habe viele Kollegen in Amerika, die bestätigten mir, dass hierzulande nur das Negative über ihn berichtet wurde, nie seine guten Ansätze. Jetzt verzichtet er ja sogar auf seinen Lohn. 

Er ist ja auch sehr reich.
Klar ist er sehr reich. Das Weisse Haus ist ein Abstieg für ihn. 

Glauben Sie, dass man so viel Geld auf ehrliche Art und Weise verdienen kann?
Das ist doch egal! Das wollen wir ja gar nicht wissen. Wir wollen ja auch nicht wissen, wie viel Obama in den letzten acht Jahren auf die Seite gescheffelt hat. Trump hätte wahrscheinlich selber nicht gedacht, dass er gewählt wird.

Wann haben die Politiker denn ihrer Meinung nach begonnen, sich vom Volk zu entfernen?
Das hat schon relativ früh angefangen.

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Man sagt, es habe sich eine Elite gebildet, die das Volk nicht mehr versteht.
Ja, das ist ja genau das was ich sage. Die Politiker haben keinen Bezug mehr zur Realität. Es kann nicht jeder ein Studierter sein. Es braucht da oben auch Leute aus dem Volk, die auch mal etwas aus dem Bauch heraus entscheiden.

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Sie hätten es lieber wenn Staatsanwälte aus dem Bauch heraus entscheiden?
Natürlich nicht, aber ein Staatsanwalt müsste persönlich auf die Leute eingehen, sich die Zeit nehmen und sie anhören. Da geht es um Menschenleben und Existenzen. Das ist meine Existenz. Ich habe einen Töff, ein Haus und ein Auto. Ich hatte Glück, dass ich einen so guten Chef habe. Sonst hätte ich sogar meinen Job verloren.

Würden Sie die Legalisierung von Cannabis befürworten? Ja. Natürlich nicht für Minderjährige, nicht bei der Arbeit und nicht wenn man ein Fahrzeug führt. Aber wenn Cannabis verboten ist, müsste man Alkohol auch verbieten oder umgekehrt.

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150 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Netwho
17.11.2016 13:36registriert Februar 2016
Es wäre nur konsequent Marihuana mit Alkohol gleich zu stellen! Ich behaupte sogar, dass wir weniger Probleme in der Gesellschaft hätten würden wir Alkohol verbieten und Marihuana erlauben.

Es darf doch nicht wahr sein das gute Mitmenschen wie Buggy gepiesackt werden während sich andere Bürger jeden Abend voll laufen lassen und die Familie terrorisieren / schlagen.... und das ganz legal.
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goldmandli
17.11.2016 17:15registriert November 2014
Musste aufhören zu lesen, als er von Trump anfing zu reden. Bis dahin war ich auf seiner Seite.
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Charlie Brown
17.11.2016 13:27registriert August 2014
Ich weiss, dass ich mich hier grad wieder seeeehr unbeleibt mache. Darf ich trotzdem etwas anmerken, was mir aufgefallen ist? Danke.

"Daraufhin wurde Burgstaller zur ärztlichen Kontrolle in Zürich aufgeboten. Ein paar Stunden zuvor hatte er einen Joint geraucht."

"Ich stehe ja nicht morgens auf und rauche erst mal einen Joint. Ich gönne mir abends einen gemütlichen Joint wie andere ein Bier."

Ich gehe davon aus, dass die ärztliche Kontrolle nicht ein paar Stunden nach Feierabend stattgefunden hat. Nimmt es der gute Buggy mit der Wahrheit etwa so wie sein Vorbild in den USA?
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