Schweiz
Kommentar

Zweite Gotthardröhre angenommen - der Kommentar

Gotthard: Heute noch in beide Richtungen zu befahren. Künftig richtungsgetrennt.
Gotthard: Heute noch in beide Richtungen zu befahren. Künftig richtungsgetrennt.
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS
Kommentar

Die zweite Röhre ist im Windschatten der DSI einfach durchgerutscht

Das Stimmvolk hat der vom Bundesrat favorisierten Lösung zur Gotthard-Sanierung, sprich dem Bau einer zweiten Röhre zugestimmt. Die polemische Gegenkampagne hat nicht verfangen. 
28.02.2016, 16:4329.02.2016, 10:53
Mehr «Schweiz»

57 Prozent Ja zur zweiten Gotthard-Röhre: Das ist ein deutliches Resultat in einer Abstimmung, deren Meinungsbildung weitgehend im Windschatten des emotional geführten DSI-Abstimmungskampfes stattgefunden hat. 

Die Auseinandersetzung um die Gotthardsanierung hätte zum grossen symbolischen und polemisch umstrittenen Zankapfel zwischen Rechts und Links, Bürgerlich und Grün werden können, doch die Gegenkampagne hat nie richtig Fahrt aufgenommen, da die linken Kreise zu sehr damit beschäftigt waren, die Durchsetzungsinitiative abzuwehren.  

Populistische Scheinargumente wirkungslos

Das gewichtigste und fast einzige Argument der Gegnerschaft, das wahrgenommen worden ist, war dasjenige, dass die dritte und vierte Spur auch bald für den Verkehr geöffnet würden, was mit einer grossen Belastung für die Umwelt einhergehe. Damit basierte die Kampagne der Gegnerschaft auf einer Glaubensfrage, da schlicht nicht vorhersagbar ist, welche politische oder welche Verkehrssituation in 15 Jahren am und um den Gotthard herrscht. 

Aber auch auf Befürworterseite war das am häufigsten gehörte, weil populistischste Argument, das schwächste. Der Sicherheitsgewinn bei richtungsgetrennter Verkehrsführung ist minimal und ganz sicher zu klein, um die milliardenteure Investition zu rechtfertigen, mit der anderswo viel mehr Leben gerettet werden könnten.  

Kosten ins richtige Verhältnis gesetzt

So haben letztlich die technokratischen Argumente des Bundesrats und insbesondere der Verkehrsministerin Doris Leuthard verfangen, die, immer sachlich vorgetragen, die Stimmbevölkerung letztlich überzeugten: Kein Abschneiden des Tessins vom Strassenverkehr während zweier Jahre, Vermeiden von ebenfalls teuren temporären Verladelösungen und langfristige Garantie einer offenen Nord-Süd-Achse auf der Strasse auch bei künftigen Sanierungen.  

Die 2,8 Milliarden Franken, die für den Bau des zweiten Strassentunnels budgetiert sind, sind kein Riesenposten. Jedenfalls nicht angesichts der Summen, die jährlich in die immer noch überdimensionierte Armee und die abgeschottete und übersubventionierte Landwirtschaft fliessen. 

Deswegen und weil das gesamte Emotionalisierungs-Potenzial im Abstimmungskampf von der DSI absorbiert worden ist, ist die symbolisch so aufgeladene zweite Röhre am Gotthard im Windschatten der DSI durchgerutscht. 

Wie der Teufel dank der Neat aus dem Gotthard verscheucht wurde: Die Geschichte des längsten Tunnels der Welt

1 / 33
Wie der Teufel dank der NEAT aus dem Gotthard verscheucht wurde: Die Geschichte des längsten Tunnels der Welt
So hat alles angefangen: Der Ingenieur Eduard Gruner beschreibt 1947 in der Zeitschrift «Prisma» die Idee eines Gotthard-Basistunnels als Teil eines Schnellbahnsystems. Die Strecke sollte Teil eines Europa-Afrika-Expresses sein. Die Visionäre im «Prisma» hatten auch noch ganz andere Ideen: So sollte eine Hängeschnellbahn dereinst die Strecke Zürich – Winterthur auf sieben Minuten verkürzen.
... Mehr lesen
quelle: pd
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Du hast watson gern?
Sag das doch deinen Freunden!
Mit Whatsapp empfehlen

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
43 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Tom Garret
28.02.2016 22:14registriert Juli 2014
Warum haben Linke immer so grosse Probleme zu sagen "das Volk hat anders entschieden". Genau so wie Rösti heute... Immer irgendwelche Ausreden. Der Klassiker "Wir konnten die Wähler nicht richtig aufklären". Oder "Die Wähler liessen sich blenden von..." usw. Ich habe bewusst gegen die DSI und FÜR den Gotthard gestimmt! Ich bin ganz einfach anderer Meinung, wie die mehrheit der Wähler. Das ist Demokratie! Es gibt nicht einfach richtig und falsch... Aber wenns die linken tröstet wenn sie davon ausgehen dass das dumme Volk sich nur über die DSI informiert hätte, bitte....
658
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bürgerliche wollen nur Steuergeschenke für Reich
28.02.2016 20:35registriert Mai 2015
Ich glaube auch nicht, dass die 2.Röhre durchgerutscht ist. Ich habe auch für die 2.Röhre gestimmt und war mir sehr wohl bewusst, was die Argumente waren. Auf Facebook wurden mir täglich etwa 4 mal Posts der Gegner gezeigt.
5712
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kstyle
28.02.2016 18:28registriert Dezember 2015
Ich denke das hat nicht mit im Windschatten durchgerutscht zu tun. Es ist eine andere situation als bei vergangenen Abstimmungen zur 2. Röhre. Die Röhre muss saniert werden wieso da nicht gleich eine 2. bauen. Die Verkehrssituation ist auch eine andere wie beispielsweise in den 90er Jahren. Denke das war ausschlaggebender. Würde eher sagen die ehestrafe hatte rückenwind und ist im schatten der toleranz abgelehnt worden.
417
Melden
Zum Kommentar
43
Schwuler Lehrer musste Primarschule in Pfäffikon ZH verlassen – die Chronologie
Ein 40-jähriger Lehrer unterrichtete seit 2019 als Quereinsteiger an der Primarschule in Pfäffikon ZH. Im Schuljahr 2023/24 kam es zur Eskalation.

Sexualkunde-Unterricht auf Primarstufe ist im Kanton Zürich seit sechs Jahren Pflicht. Dass dies nicht allen gefällt, musste ein Lehrer auf die harte Tour lernen, wie der Zürcher Oberländer / Zueriost aufdeckte.

Zur Story