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Anfang März klopfte die Luzerner Polizei bei der Alten Mühle in in Malters LU an die Tür, weil sie dahinter eine Indoor-Hanfanlage vermutete. Im Gebäude befand sich eine 65-jährige Frau, die sich weigerte den Beamten zu öffnen. Sie verschanzte sich während 19 Stunden in der Wohnung – mit einer Waffe. Jegliche Überzeugungsversuche schlugen fehl. Der Nervenkrieg endete, als die Sondereinheit «Luchs» auf Befehl der Luzerner Polizeiführung die Wohnung stürmte. Dabei beging die Frau Suizid.
Im Juni kündigte der ausserkantonale Staatsanwalt an, er habe in der Sache gegen den Polizeikommandanten und den Kripochef eine Strafuntersuchung eingeleitet. Es gehe um den Verdacht der fahrlässigen Tötung.
Details macht nun der «Blick» publik. Die Zeitung beruft sich auf die SRF-Sendung Rundschau von heute. Diskutiert werden die Aussagen des Polizeikommandanten in zwei Punkten:
Polizeikommandant Adi Achermann betonte nach dem Einsatz an einer Pressekonferenz, dass der Entscheid für eine Stürmung im Team gefällt worden sei. Zu diesem gehörte laut seinen Aussagen auch ein Polizeipsychologe, den er explizit erwähnte.
Laut «Blick» soll der gleiche Polizeipsychologe der Einsatzleitung geraten haben, die Selbstmorddrohungen der Frau ernst zu nehmen und weiter zu verhandeln. So soll er gewarnt haben: «Aufgrund von Reizüberflutung und der Intervention könnte sich die Frau das Leben nehmen.»
An der gleichen Pressekonferenz berief sich Achermann auf zwei Schüsse, die im Treppenhaus zu hören gewesen seien. Nach dem Aufbrechen der Wohnungstür habe man die Frau und ihre Katze tot im Bad gefunden.
Laut «Blick» besagen die Akten etwas anderes. Gemäss diesen soll schon vor den Schüssen die Tür aufgebrochen worden sein und ein Interventionshund zweimal vergeblich in der Wohnung nach der Frau gesucht haben.
Was nun der Wahrheit entspricht, bleibt vorerst offen. Der Polizeikommandant und sein Kripo-Chef nahmen mit Verweis auf das laufende Verfahren keine Stellung zu den «Rundschau»-Recherchen.
Fest steht: Bereits Ende März wurde bekannt, dass die Einsatzleitung bis spätestens zwei Stunden vor der Stürmung von einer psychischen Erkrankung der Frau gewusst hatte. Ihr Anwalt hatte darüber informiert, dass sie unter paranoider Schizophrenie litt. Er versuchte denn auch während Stunden per Telefon auf sie einzuwirken.
Die Rundschau berichtete bereits Ende März über die Audiomitschnitte dieses Gesprächs: Darauf sei zu hören, wie die Frau auch gegenüber ihrem Anwalt eindringlich mit Suizid droht. Sie fühle sich vom grossen Polizeiaufgebot in die Enge getrieben und habe Angst vor einer Internierung. Sie bitte auch um mehr Zeit, wolle mit ihrem inhaftierten Sohn sprechen (der gleichzeitig auch ihr Vormund war).
Der Sohn zeigte nach dem Einsatz den Polizeikommandanten Achermann wegen fahrlässiger Tötung und Amtsmissbrauchs an. Er warf der Polizei vor, durch ihr Handeln den Suizid indirekt verursacht zu haben. (rwy)