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NZZ-Regionalmedien verlagern Korrektorat nach Bosnien-Herzegowina

ARCHIV --- ZUM JAHRBUCH ZUR QUALITAET DER MEDIEN IN DER SCHWEIZ STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILD ZUR VERFUEGUNG --- Ausgaben des St. Galler Tagblattes, der Neuen Luzerner Zeitung und der Neuen Zuerche ...
Das Korrekorat für das «St. Galler Tagblatt» und die «Luzerner Zeitung» wird nach Bosnien-Herzegowina ausgelagert.Bild: KEYSTONE

NZZ-Regionalmedien verlagern Korrektorat nach Bosnien-Herzegowina

22.09.2017, 15:58
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Weil die NZZ Regionalmedien sparen müssen, verlagern sie das Korrektorat ins Ausland. Wie das SRF-Regionaljournal berichtete, werden die Zeitungsartikel statt in St. Gallen oder Luzern künftig in Bosnien-Herzegowina korrigiert.

Pascal Hollenstein, publizistischer Leiter der NZZ Regionalmedien, zu denen das «St. Galler Tagblatt» und die «Luzerner Zeitung» gehören, begründete die Auslagerung der Korrektorate der beiden Zeitungen mit dem Spardruck. Er bedauere diesen Schritt. Er sei vor der Wahl gestanden, das Korrektorat ins Ausland zu verlagern oder ganz darauf zu verzichten.

Die Korrektoratsarbeiten würden extern an ein deutsches Unternehmen vergeben, sagte Hollenstein im Interview. In Zukunft sollen junge Frauen in Banja Luka die Artikel auf Fehler prüfen. Die Mitarbeiterinnen seien ehemalige Flüchtlinge, die während des Jugoslawienkrieges in deutschsprachigen Ländern Zuflucht gefunden hätten.

Viele von ihnen hätten Germanistik studiert, sagte Hollenstein weiter. Die Korrektorinnen würden nun systematisch auf die in der Schweiz gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten, sogenannte Helvetismen, vorbereitet.

Dass die Korrektorat-Arbeiten ausgelagert werden, hatte die NZZ-Gruppe bereits am Dienstag bekannt gegeben, als sie vermeldete, dass die «Ostschweiz am Sonntag» ab November nur noch als E-Paper erscheinen werde. Fünf Mitarbeitenden aus dem Bereich Verlagsservices und Druck werde gekündigt, vier weiteren werde die frühzeitige Pensionierung angeboten.

Die Gerkschaft Syndicom drohte am Freitagvormittag, bei der NZZ-Gruppe vorstellig zu werden, falls dieser Anbieter das Korrektorat nicht zu Gesamtarbeitsvertrags-Bedingungen ausführen sollte. «Solches Lohndumping würde der NZZ-Gruppe, die bisher Qualität als Merkmal verkaufe», schlecht anstehen, schrieb Syndicom. (sda)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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John Smith (2)
22.09.2017 16:27registriert März 2016
Wieso würde Lohndumping der NZZ-Gruppe schlecht anstehen? Passt doch zur politischen Ausrichtung!
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Arbo Retum
22.09.2017 22:21registriert September 2017
Die Grenzen zwischen Redaktion und Korrektorat sind nicht fix - je nach Medium. Klar ist aber m.E.: Das Korrektorat ist ein integraler Bestandteil eines Mediums. Helvetismen, die lokale/regionale/nationale Politik/Wirtschaft/Gesellschaft usw., über all das MUSS das Korrektorat Bescheid wissen. Es nach Bosnien zu verlagern, ist - in Hinblick auf die Qualität - unverantwortlich. Dass Ex-Flüchtlinge diese Arbeit erledigen sollen, ist nur ein billiges Feigenblatt. Denk' ich an unsre Medien in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.
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Zeit_Genosse
22.09.2017 18:34registriert Februar 2014
Das zeigt wie stark die NZZ-Medien unter Druck stehen und dass die Geschäftsleitung nicht bei den edlen Geschäftswagen zu sparen bereit ist.
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