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Neulich fand sich eine wunderliche Seite in der «SonntagsZeitung». Sie war überschrieben mit «Schwule und Lesben trennen sich häufiger als Hetero-Paare». Die Seite beschrieb das Einzelschicksal eines Schwulen, dessen eingetragene Partnerschaft nach drei Jahren zu Ende gegangen war, zitierte aus einer Statistik vom Bundesamt für Statistik und brachte ein Interview mit dem Paartherapeuten Klaus Heer.
Betrachtet wurden die Jahre 2007 (seit dann gibt es die eingetragene Partnerschaft in der Schweiz) bis 2015. Verglichen wurden die neu geschlossenen Ehen und die daraus folgenden Trennungen innerhalb jener 8 Jahre. 8008 Partnerschaften und 784 Trennungen stehen 374'898 Ehen und 21'700 Trennungen gegenüber. Das ergibt 9,8 Prozent homo- und 5,8 Prozent heterosexuelle Trennungen. So gesehen ist das zwar ein bisschen traurig, aber korrekt.
Aber halt: Was steht da in der «SonntagsZeitung» in einer kleinen Box? Genau, dass die Scheidungsquote heterosexueller Paare bei 40 Prozent und die durchschnittliche Ehedauer bei 15 Jahren liegt. Ein wichtiger Hinweis, der damit endet, dass vergleichbare Ergebnisse für die eingetragene Partnerschaft noch nicht vorliegen, weil das alles so wahnsinnig «komplex» sei. Das leuchtet ein. Aber wieso wird dann etwas, das erst seit 8 Jahren überhaupt existiert, eine Seite lang mit etwas anderem verglichen, das eine Durchschnittsdauer von 15 Jahren hat?
Länder, in denen eine mit der eingetragenen Partnerschaft vergleichbare Beziehungsform schon länger existiert, zeigen eine weit tiefere Trennungsrate von Homo- als von Heterosexuellen. Aus einem Vergleich der nationalen und internationalen Erfahrungswerte darf angenommen werden, dass die «Scheidungsrate» unter homosexuellen Paaren über die nächsten Jahrzehnte bei 10 Prozent bleiben wird.
Auch das hätte in der «SonntagsZeitung» stehen können, denn schliesslich führte sie nicht nur mit Klaus Heer (ein Schatzsucher in der Klischee-Kiste der Vorurteile), sondern auch mit Bastian Baumann, dem Geschäftsleiter des Schwulenverbandes Pink Cross, ein Interview. Baumann relativierte, ergänzte und widerlegte dort die Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Mit der Begründung, «dass das Interview schlicht keinen substanziellen Erkenntnisgewinn liefert», wurde es jedoch gestrichen.
Und deshalb scheiden sich in der Schweiz nun – laut «SonntagsZeitung» – doppelt so viele Homo- wie Heteropaare. Obwohl es höchst wahrscheinlich viermal weniger sind. Aber das ist nur ein Detail.