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Amnesty Schweiz beklagt zu viele Rückführungen von Asylsuchenden

Asylsuchende vor der Kollektivunterkunft Riesenmattstrasse waehrend der Praesentation von "In-Limbo", einem Integrations- und Rueckhilfe Programm fuer Asylsuchende, im Durchgangszentrum fuer ...
Asylsuchende vor einer Kollektivunterkunft in Büren an der Aare. Bild: KEYSTONE

Amnesty Schweiz klagt an: Zu viele Rückführungen von Asylsuchenden

23.04.2017, 15:3723.04.2017, 16:05
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Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft der Schweiz eine zu strikte Anwendung der Dublin-Verordnung vor. So würden Familien getrennt, Kinder aus ihren Schulklassen gerissen und Kranke abgeschoben. Deshalb fordert sie in einem nationalen Appell eine mildere Handhabe.

Der übertriebene Formalismus könne bei den Betroffenen der psychischen und physischen Gesundheit schaden, wird Denise Graf, Asylexpertin von Amnesty Schweiz, in einer Mitteilung vom Sonntag zitiert. Zudem würden damit die Grundrechte sowie die Rechte von Kindern verletzt.

Dabei stehe der Schweiz eine Möglichkeit offen, bei Härtefällen und/oder aus humanitären Gründen selbst über einen Asylantrag zu entscheiden. Das besage der Paragraph 17 der Einleitung zur Dublin-Verordnung III.

An der Generalversammlung in Basel hat Amnesty Schweiz nun einen nationalen Appell gegen die sture Anwendung der Dublin-Verordnung verabschiedet. Zusammen mit den Organisationen Solidarité Tattes, Collectif R, Solidarité sans frontières und Droit de Rester verlangen sie vom Bundesrat, dass die Schweiz vermehrt von dieser Möglichkeit Gebrauch macht.

Konkret sollen Rückschaffungen vermieden werden, wenn Asylsuchende für Kleinkinder oder bereits eingeschulte Kinder verantwortlich sind, Familienangehörige haben, die bereits in der Schweiz leben, im Ausland nicht ausreichend medizinisch betreut werden können oder einen Härtefall darstellen.

2000 Rückführungen pro Jahr

Amnesty forderte bereits vergangenen Herbst von der Schweiz mehr Solidarität: Aufgrund der hohen Anzahl an Flüchtlingen und Migrantinnen, die in Italien ankommen, müsse sie selbst mehr Asylverfahren durchführen und ihre Dublin-Überstellungen reduzieren, schrieb Amnesty in einer Mitteilung vom November.

Fast die Hälfte aller Rückführungen nach Italien komme aus der Schweiz: Von den 2436 Personen, die im vergangenen Jahr nach Italien überstellt wurden, stammten demnach 1196 aus der Schweiz, hiess es.

Insgesamt sind in den vergangenen sechs Jahren 19'517 Personen von der Schweiz in ein anderes europäisches Land zurückgeschickt worden, heisst es in der Mitteilung. Damit stehe die Schweiz bei den Dublin-Rückführungen an der Spitze Europas. (sda)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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atomschlaf
23.04.2017 15:46registriert Juli 2015
Wieder die gleiche Leier wie im Kanton Zürich betr. RR Fehr: Sobald das Gesetz konsequent angewendet wird, geht das weinerliche Gejammer der Asyl-Lobbyisten und -Profiteure los.

Einfach ignorieren!
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Watson - die Weltwoche der SP
23.04.2017 16:45registriert September 2016
Ich find eher, dass zuwenige zurückgeführt werden.
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Maria B.
23.04.2017 16:20registriert Februar 2015
Ich kann das stete Jammern und Klagen dieser heuchlerischen Asylindustrie-Organisationen nicht mehr hören und lesen - sie sind zum kotzen :-(!

Total an den Realitäten der gebeutelten Aufnahmeländer vorbei agierend, stets wichtigtuerisch moralisierend, und selbst Staaten wie die Schweiz, welche Abertausende aufgenommen hat und allmählich immer mehr Mühe mit den total ausufernden Sozialkosten bekundet (vorab durch die strapazierten Gemeindebudgets) an den Pranger stellend.

Konsequent ignorieren, am Besten nicht einmal mehr publizieren, diese kruden Anwürfe, die kaum mehr jemand interessieren!
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