In der Gemeinde Oberwil-Lieli wohnt aktuell kein einziger Flüchtling. Und das soll so bleiben. Gemeindepräsident und Nationalrat Andreas Glarner (SVP) hat sich im dorfinternen Richtungsstreit nach langem Hin und Her an der Gemeindeversammlung vom 10. Juni durchgesetzt. Für diese Verweigerungshaltung will der Kanton Aargau der Gemeinde jährlich fast 400'000 Franken Strafe auferlegen. Oberwil-Lieli müsste laut kantonalem Verteilschlüssel nämlich zehn Personen aufnehmen.
Dank eines Kunstkniffs kann sich Oberwil-Lieli aus dieser Situation lösen. Und die Lösung sieht so aus:
Überraschend ist: Der Vorschlag ist seitens Rudolfstetten-Friedlisberg gekommen. So stellt es Rudolfstetten in einer am Donnerstag verschickten Mitteilung dar. Eine Gemeinde, die freiwillig mehr Asylsuchende aufnimmt, das ist im Kanton Aargau nicht selbstverständlich.
Gemeindeammann Josef Brem (parteilos) bleibt gelassen, gibt eine sehr nüchtere Erklärung ab. Man habe für die 18 aufzunehmenden Flüchtlinge ein Haus angemietet, das Platz für alle biete. Dadurch seien bestehende Plätze in den angemieteten Wohnungen frei geworden. Einen Teil stelle man nun Oberwil-Lieli zur Verfügung.
Rudolfstetten-Friedlisberg wird für die Nachbargemeinde keinen Rappen ausgeben müssen: «Die Kosten für die fünf Flüchtlinge übernimmt Oberwil-Lieli vollständig», sagt Josef Brem. Mit anderen Worten: Die Leute wohnen lediglich in Rudolfstetten, diese wickelt Betreuung und Administration ab –bezahlen wird Oberwil-Lieli, die reichste Gemeinde des Kantons.