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Eine Volksinitiative im Kanton Zürich will die private Jagd abschaffen.

Jagd Gewehr Jäger
In Zürich bald nur noch Wildhütern vorbehalten? Ein Jäger lädt sein Gewehr.Bild: shutterstock

«Blutiges Hobby» – in Zürich wollen Tierschützer die Jagd abschaffen

Hat es sich für die Jäger bald ausgeschossen? Die «Tierpartei Schweiz» fordert im Kanton Zürich ein Verbot der privaten Jagd. Staatliche Wildhüter sollen die Aufgaben der Jäger übernehmen. 
19.07.2017, 14:2019.07.2017, 15:39
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Die 1500 aktiven Jäger im Kanton Zürich könnten schon bald gezwungen werden, die Flinte ins Korn zu werfen: Wie der Landbote berichtet, hat die Tierpartei Schweiz (TPS) am Dienstag die von 7300 Stimmberechtigten unterzeichnete Initiative «Wildhüter statt Jäger» eingereicht. Sie richtet sich nach dem Vorbild Genfs, wo es seit 1974 keine private Jagd mehr gibt. Die Zürcher Initiative dürfte die Hürde von 6000 gültigen Unterschriften locker schaffen und damit zur Abstimmung kommen.

TPS-Präsidentin Monika Heierli richtet im «Landboten» scharfe Worte an die Jäger. Deren Darstellung der eigenen Tätigkeit, den Tierbestand zu hegen und pflegen, sei eine alte Mär: «Sie wird als Rechtfertigung für ein blutiges Hobby verbreitet.»

Die Jäger nehmen die Initiative laut Samuel Ramseyer sehr ernst. Der Kommunikationsverantwortliche des Jägerverbands «Jagd Zürich» zeigt sich gegenüber watson mit Blick auf eine Abstimmung «verhalten optimistisch». Im Kanton gebe es keine grundsätzliche Opposition gegenüber der Jagd. Die Jäger erfahren aus den unterschiedlichsten Bevölkerungskreisen Unterstützung: «Die Jagd ist nicht negativ besetzt.»

Ramseyer erwartet von der Abstimmung eine Signalwirkung über den Kanton hinaus: Sie werde und auch in Deutschland und Österreich Beachtung finden, ist er überzeugt: «Zürich wird von den Initianten als Testlabor für ihr Anliegen verstanden.»

Denn der Kanton sei urbaner geprägt als andere Gebiete der Schweiz, wo die Jagd stärker in der Bevölkerung verankert sei. Insbesondere in der links-grün geprägten Stadt Zürich, deren über 400’000 Einwohner auf die Gesamtbevölkerung des Kantons bezogen grosses Gewicht haben, dürfte die Initiative auf viel Sympathie stossen, prognostiziert Ramseyer.

Trotzdem glaubt er, dass die Argumente der 1500 aktiven Zürcher Revierjäger eine Mehrheit finden werden: «Denn die Jäger erbringen grosse Dienste an der Gesellschaft.» Sie rückten etwa bei Wildunfällen aus, um Tieren und Automobilisten beizustehen.

Wildschwein
Wildschweine sind im Kanton Zürich derzeit auf dem Vormarsch und sorgen für zahlreiche Wildschäden. Bild: Shutterstock

Auch bei der Regulierung der Wildbestände seien sie unverzichtbar. Das helfe nicht nur, Wildschäden vorzubeugen, sondern nütze auch den Tieren. Ein regulierter Bestand bedeute ein ausreichendes Nahrungsangebot für die Wildtiere: «Das wiederum verhindert Krankheiten.»

Für Tierpartei-Präsidentin Monika Heierli hingegen heizen die Jäger einen unnatürlichen Kreislauf an, schreibt der «Landbote». Wildtiere vermehrten sich unter Jagddruck schneller als normal, was dann wiederum deren Abschuss legitimiere. Dabei würde sich der Wildbestand ohne Jagd von selbst regulieren, glaubt Heierli und nennt Nationalparks als Beispiele.

Die Diskussion rund um die Initiative dreht sich aber nicht nur um die Auswirkungen der Jagd. Jäger Samuel Ramseyer führt auch finanzielle Argumente dagegen ins Feld. Diese Bedenken teilt man auch beim Kanton. Im «Landboten» spricht Urs Josef Philipp, Leiter der Fischerei- und Jagdverwaltung, von einem jährlich wiederkehrenden zweistelligen Millionenbetrag, müsste der Staat die Aufgaben der Jäger übernehmen.

Eidechsenjagd mit vollem Körpereinsatz

Video: srf

Auch sie leben im Kanton Zürich: Luchse

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Luchse
Der Eurasische Luchs mit seinem Stummelschwanz, den langen Hinterbeinen und Pinselohren ist das drittgrösste Raubtier Europas nach Bär und Wolf. Ausgewachsen ist er ungefähr so gross wie ein Schäferhund.
quelle: keystone / laurent gillieron
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158 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Butzdi
19.07.2017 14:46registriert April 2016
Bin kein Jäger, aber weiss wie streng die Ausbildung ist. Ich sehe nicht ein weshalb man Leuten die einem Hobby nachgehen, dafür dem Staat noch Geld zahlen und einen Dienst an der Allgemeinheit leisten Steine in den Weg legen muss. Zudem müsste der Kanton dann für die Wildhüter bezahlen. Übernehmen die Tierschützer die Kosten? Denn von meinen Steuern will ich das nicht bezahlt haben.
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kEINKOmmEnTAR
19.07.2017 14:40registriert Januar 2014
Ich werde bei einem solch schwachsinnigen Vorschlag sicher ein Nein fürs Verbot in die Urne werfen!
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Elpolloloco
19.07.2017 15:44registriert Dezember 2016
Disclaimer: ich bin Jäger in Ausbildung.

Warum der Vergleich mit Genf hinkt: Genf ist ein Stadtkanton mit wenig Waldfläche. Vergleichbare Staatsjagd wäre in Zürich kaum zu finanzieren.

Was ich verstehe: wenn Menschen Jäger als fremd oder seltsam wahrnehmen. Ich habe immer noch ein mulmiges Gefühl, wenn ich zusehe, wie ein Tier stirbt und zerlegt wird. Ich habe mich aber entschlossen zu jagen, da ich Massentierhaltung unwürdig finde und mindestens ein wenig Nähe zu meiner Nahrung haben möchte.

Zudem war ich positiv von der Ausbildung überrascht, es wird viel auf Ethik und Vernunft gesetzt.
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