Die 1500 aktiven Jäger im Kanton Zürich könnten schon bald gezwungen werden, die Flinte ins Korn zu werfen: Wie der Landbote berichtet, hat die Tierpartei Schweiz (TPS) am Dienstag die von 7300 Stimmberechtigten unterzeichnete Initiative «Wildhüter statt Jäger» eingereicht. Sie richtet sich nach dem Vorbild Genfs, wo es seit 1974 keine private Jagd mehr gibt. Die Zürcher Initiative dürfte die Hürde von 6000 gültigen Unterschriften locker schaffen und damit zur Abstimmung kommen.
TPS-Präsidentin Monika Heierli richtet im «Landboten» scharfe Worte an die Jäger. Deren Darstellung der eigenen Tätigkeit, den Tierbestand zu hegen und pflegen, sei eine alte Mär: «Sie wird als Rechtfertigung für ein blutiges Hobby verbreitet.»
Die Jäger nehmen die Initiative laut Samuel Ramseyer sehr ernst. Der Kommunikationsverantwortliche des Jägerverbands «Jagd Zürich» zeigt sich gegenüber watson mit Blick auf eine Abstimmung «verhalten optimistisch». Im Kanton gebe es keine grundsätzliche Opposition gegenüber der Jagd. Die Jäger erfahren aus den unterschiedlichsten Bevölkerungskreisen Unterstützung: «Die Jagd ist nicht negativ besetzt.»
Ramseyer erwartet von der Abstimmung eine Signalwirkung über den Kanton hinaus: Sie werde und auch in Deutschland und Österreich Beachtung finden, ist er überzeugt: «Zürich wird von den Initianten als Testlabor für ihr Anliegen verstanden.»
Denn der Kanton sei urbaner geprägt als andere Gebiete der Schweiz, wo die Jagd stärker in der Bevölkerung verankert sei. Insbesondere in der links-grün geprägten Stadt Zürich, deren über 400’000 Einwohner auf die Gesamtbevölkerung des Kantons bezogen grosses Gewicht haben, dürfte die Initiative auf viel Sympathie stossen, prognostiziert Ramseyer.
Trotzdem glaubt er, dass die Argumente der 1500 aktiven Zürcher Revierjäger eine Mehrheit finden werden: «Denn die Jäger erbringen grosse Dienste an der Gesellschaft.» Sie rückten etwa bei Wildunfällen aus, um Tieren und Automobilisten beizustehen.
Auch bei der Regulierung der Wildbestände seien sie unverzichtbar. Das helfe nicht nur, Wildschäden vorzubeugen, sondern nütze auch den Tieren. Ein regulierter Bestand bedeute ein ausreichendes Nahrungsangebot für die Wildtiere: «Das wiederum verhindert Krankheiten.»
Für Tierpartei-Präsidentin Monika Heierli hingegen heizen die Jäger einen unnatürlichen Kreislauf an, schreibt der «Landbote». Wildtiere vermehrten sich unter Jagddruck schneller als normal, was dann wiederum deren Abschuss legitimiere. Dabei würde sich der Wildbestand ohne Jagd von selbst regulieren, glaubt Heierli und nennt Nationalparks als Beispiele.
Die Diskussion rund um die Initiative dreht sich aber nicht nur um die Auswirkungen der Jagd. Jäger Samuel Ramseyer führt auch finanzielle Argumente dagegen ins Feld. Diese Bedenken teilt man auch beim Kanton. Im «Landboten» spricht Urs Josef Philipp, Leiter der Fischerei- und Jagdverwaltung, von einem jährlich wiederkehrenden zweistelligen Millionenbetrag, müsste der Staat die Aufgaben der Jäger übernehmen.