Schweiz
Ostschweiz

Auf dem Weg ins Spital geblitzt – ist dieser Kasten ethisch?

Blitzkasten vor St. Galler Spital sorgt für Diskussionen: «Hier wird mit dem Leid der Menschen Geld verdient»

08.03.2016, 11:1408.03.2016, 11:48
Mehr «Schweiz»

David Fischer-Rodriguez ist in einer 30er-Zone zu schnell gefahren und geblitzt worden. Das wäre an sich nichts Aussergewöhnliches. Allerdings steht der Blitzkasten an der Lindenstrasse in St. Gallen – dies ist eine direkte Zufahrt zum Kantonsspital. 

Fischer-Rodriguez macht seinen Ärger nach der Geschwindigkeitsüberschreitung öffentlich. Auf Facebook schreibt er: «Liebe Stadtpolizei St. Gallen, dieser Blitzkasten ist aus meiner Sicht ethisch nicht vertretbar!» Danach schildert er, wie er auf dem Weg zu einem Familienmitglied war, das einen Herzstillstand erlitt. Dass er in dieser Situation – wenn man seine Liebsten in Not besuchen möchte – nicht auf den Tacho geschaut habe und dass er der Ansicht ist, die Polizei mache Geld mit dem Leid der Menschen. 

Polizei stellt «ethische Gegenfrage» 

Roman Kohler, Leiter Kommunikation der Stadtpolizei St. Gallen, sagt gegenüber watson: «Der Blitzkasten ist nicht das erste Mal dort, und er kommt eines Tages auch wieder weg.» Er habe ein gewisses Verständnis für den Ärger. Allerdings gebe es kein rationales Argument gegen die Sicherheit auf den Strassen rund um den Kantonsspital. Genau deshalb sei es eben wichtig, dass nicht zu schnell gefahren werde auf dem Weg ins Spital und möglichst keine Menschen verunfallten. Die Polizei stellt Fischer-Rodriguez in einem öffentlichen Beitrag diese Gegenfrage: «Wie würden Sie es ethisch vertreten, wenn an der Lindenstrasse ein Kind aufgrund zu hoher Geschwindigkeit eines Autofahrers zu Schaden kommt?» Kohler meint schliesslich, es sei wie immer: «Die Meisten finden Geschwindigkeitskontrollen gut; allerdings nur, bis es sie selber trifft.»

Auf Facebook gibt es sowohl Kommentare für Fischer-Rodriguez, aber auch solche für die Polizei. (feb)

Was ist deine Meinung?

Ist ein Blitzkasten vor dem Spital unethisch?

Aktuelle Polizeibilder: Brand in Schrebergarten

1 / 95
Aktuelle Polizeibilder: Lagergebäude durch Brand beschädigt
2.3.2020, Bremgarten (AG): Mehrere Feuerwehren rückten nach Bremgarten aus, nachdem ein Brand in einer Liegenschaft ausgebrochen war. Personen wurden keine verletzt. Die Kantonspolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
bild: kapo Aargau
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
42 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
manhunt
08.03.2016 11:30registriert April 2014
zwickmühle: ist es vertretbar, leid für andere menschen in kauf zu nehmen, um das eigene leid zu lindern? ich finde nicht.
432
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hexentanz
08.03.2016 11:29registriert November 2014
Ich hab mal in der Fahrschule gelernt, dass wenn man aufgrund äußerer Umstände sich nicht wohl fühlt beim Fahren, sollte man den ÖV nehmen.

Ich finde Blitzer vor Schulen, Spitälern und anderen öffentlichen Einrichtungen DER richtige Ort, wo diese stehen sollen.

Daher absolut unbegründet das gewhine.
4710
Melden
Zum Kommentar
avatar
-woe-
08.03.2016 11:33registriert Dezember 2015
Also wenn schon zu schnell unterwegs, dann doch bitte vor dem Spital. Dann ist wenigstens die schnelle Notfallversorgung der überfahrenen Opfer sichergestellt...

Im Ernst: Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten überall, wo dies signalisiert ist. Es gibt kein Recht darauf, an manchen Stellen ein bisschen mehr aufs Gas drücken zu dürfen. Sicherheit ist ein Grund für Begrenzungen. Es gibt ab er noch andere, z.B. Lärm (ZH-Rosengarten), Verkehrsfluss, Schadstoffimmissionen.
406
Melden
Zum Kommentar
42
Verwaltungsgericht verhängt Zwangsmedikation für Straftäterin: Sie tötete ihren Sohn

Einer 35-jährigen Frau aus Kamerun, die im Wahn ihren eigenen Sohn umbrachte, dürfen zwangsweise Medikamente verabreicht werden. Dies hat das Zürcher Verwaltungsgericht entschieden. Kriminalitätsrisiken dürften bei Ausschaffungen nicht exportiert werden.

Zur Story