Bis 2040 nimmt der Personenverkehr um 25 Prozent zu. So lautet die Prognose des Bundes. Egal ob mit dem Auto oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln: die Schweizer Infrastruktur stösst bald an ihre Grenzen.
Als «Herkules-Aufgabe» beschrieb Evi Allemann, SP-Nationalrätin und Präsidentin des VCS das Mobilitätsproblem. Allemann brachte es auf den Punkt. Nur schien sich keiner der «Arena»-Gäste tatsächlich ins Gewand des Helden zu wagen, um die Aufgabe zu meistern.
An Visionen mangelte es den Politikern nicht. Von Moderator Mario Grossniklaus beauftragt, blickte Balthasar Glättli, Nationalrat der Grünen, in die Glaskugel. «Das Auto wird in Zukunft nicht mehr etwas sein, was wir besitzen. Es wird automatische Fahrzeuge geben, die einem auf einer Kurzstrecke von A nach B bringen», beschreibt Glättli seine Mobilitäts-Vorstellung im Jahr 2060.
Wenig begeistert von Glättlis Idee war Andreas Burgenener, Direktor von Auto-Schweiz. Dennoch musste auch Burgener einräumen, dass es in ferner Zukunft wohl zu vermehrten Car-Sharing kommen wird.
Auch über die nahe Zukunft konnten sich Burgener und Glättli nicht einigen. Während Glättli in der Stadt Zürich am liebsten überall Tempo 30-Zonen einführen würde, setzt Burgener auf flüssigen Tempo 50-Verkehr und Lärm schluckenden «Flüster-Asphalt».
Geschwindigkeit hin oder her, dass damit das Mobilitätsproblem noch lange nicht gelöst ist, stellt Mobilitätsexperte Thomas Sauter-Servaes fest. Thomas Hurter, SVP-Nationalrat setzt dabei auf Optimierung: «Der Erfolg der Zukunft ist der Mobilitätsmix. Wir müssen die Technologien spielen lassen.»
Nicht auf Technologien, sondern auf pragmatische Lösungen setzt Publikumsgast Felix Egolf. Wenn es nach ihm ginge, würde er dem Stau auf den Strassen mit einer zweistöckigen Autobahn den Kampf ansagen. SP-Nationalrätin Allemann sieht das gar nicht. «Das würde in der Landschaft extrem hässlich aussehen», so die VCS Präsidentin. Zudem seien Brücken extrem teuer im Unterhalt.
Dass der Verkehr, egal ob auf Strassen oder Schienen, in Zukunft teurer wird, darüber waren sich alle einig. Eine Finanzierungsmöglichkeit ist das «Mobility Pricing». Wer zu Hauptverkehrszeiten reist, soll auch mehr bezahlen, so die Idee. Mobility Pricing war zwar in aller Munde, ist aber laut allen Politikern «ferne Zukunftsmusik».
Einzig der Mobilitäts-Experte Sauter wandte sich seufzend an die Studiogäste und meinte: «Mobility Pricing wird nicht erst Überübermorgen kommen, sondern viel schneller als wir alle denken.» In der Luftfahrt sei das schon lange so. Wenn die Nachfrage steigt, tun es auch die Preise. «Warum soll so etwas nicht auch im normalen Strassen- oder Bahnverkehr funktionieren?», warf Sauter fragend in die Runde.
Unstimmigkeit mit einem Schuss Ratlosigkeit, so lässt sich die «Arena»-Debatte über das Mobilitätsproblem gut beschreiben. Etwas, was wiederum Experte Sauter spürte und erneut den Politikern die Leviten lies: «Wir müssen uns einfach im Klaren darüber sein, was wir ausgeben möchten und welche Ziele wir damit erreichen wollen. Und solange wir das nicht definieren, läuft die ganze Diskussion am Ziel vorbei.»