«Reassuringly Swiss» – auf beruhigende Weise schweizerisch: So beschrieb ein befreundeter englischer Musikproduzent seine Bandmaschine der Marke Studer. Klar, auf was hier angespielt wird: Wenn die Schweizer etwas zusammenschrauben, dann verhebt's (was übrigens ein grossartiges Schweizer Wort ist).
Es ist nun mal ein Fakt, dass weltweit mit Schweizerkreuzen und dem Attribut «Swiss» für Qualität geworben wird. In den USA, etwa, ist jedes zweite Küchengeschirr mit «Swiss Diamond» oder «Swiss Pro» betitelt. Immerhin: Auch wenn einige Produkte made in China sind, handelt es sich trotzdem um veritable Schweizer Marken wie Sigg oder Kuhn Rikon, die ihre Firmensitze in der Schweiz haben.
Etwas anders verhält es sich mit diversen Alltagsprodukten und populärkulturellen Erscheinungen, die unter der Bezeichnung «Swiss» laufen. Das hier, etwa:
Das «Schweizer Fräulein», gewissermassen – das ist sie:
Die Swiss Miss existiert heutzutage vor allem im Kostümverleih; spezifisch in der Unter-Abteilung «sexy fancy dress costumes». Aber ursprünglich war aber die Swiss Miss die Werbefigur für das hier:
Noch heute eine der beliebtesten Kakao-Marken ... Amerikas! Und deshalb gehört die kesse Swiss Miss in den USA heute zur kulturellen Wahrnehmung und ist eine Ikone, genauso wie Wonder Woman oder Disney's Alice in Wonderland.
Die Swiss Miss ist als Figur so einflussreich, dass gar eine Spider-Man-Kontrahentin mit gleichem Namen existierte. Sehet und staunet, das ist Swiss Miss, üble Schurkin aus dem Spider-Man-Universum:
Keine Ahnung, was daran nun «Swiss» sein soll. Gerüchten zufolge soll ihre Bewaffnung den vielen Klingen eines Schweizer Armee-Sackmessers nachempfunden sein. Vielleicht.
Mehr Kalifornien geht kaum, oder? Nun, wie es sich aber herausstellt, wurde diese Turnschuhmarke 1966 von den – tadaaa –Schweizer Gebrüder Art und Ernie Brunner gegründet. Zunächst importierten sie Tennisschuhe der Marke Künzli aus ihrer Schweizer Heimat. 1972 wurde das Unternehmen in K-Swiss umbenannt, wenig später die Produktion eigenorganisiert.
Doch noch eine ordentliche Portion Schweiz drin, also – was aber kein Grund darstellt mit Anna Kournikova statt Martina Hingis Werbung zu machen:
Eigentlich heisst der Herr Kasseem Dean, stammt aus der New Yorker Bronx, ist mit Sängerin Alicia Keys verheiratet und ist Musikproduzent von Beruf. Weshalb er sich ausgerechnet Swizz Beatz nennt, weiss niemand so recht. Ein stylishes Pärchen geben die beiden Musiker aber ab, das muss man ihnen neidlos zugestehen.
Das, verehrte Leserschaft, ist ein Swiss mushroom burger:
Weiter gäbe es noch Swiss mushroom omelettes oder Swiss mushroom chicken. Weshalb Pilze ausgerechnet schweizerisch sein sollen? Alles eine Frage der kulturellen Perspektive! In den USA heissen sie Swiss mushrooms; in der Schweiz haben sie einen französischen Terminus: Champignons!
Gut, hier sollte klar sein, um was es sich handelt.
Wirklich? Think again:
Hmm ... Schweizer Käse einer finnischen Marke, die in den USA hergestellt wird. Verwirrt? In der Tat bedeutet Swiss cheese mitnichten Schweizer Käse allgemein, sondern eine sehr spezifische Form von Koch- und Schmelzkäse, welche ein etwas stärkerer Geschmack als der Cheeseburger-Schmelzkäse namens American cheese hat. Ausserdem hat Swiss cheese die hübschen, an Emmental erinnernden Löcher.
In einem traditionellen amerikanischen Diner ist es demnach absolut korrekt, ein Swiss cheese Swiss mushroom omelette zu bestellen.
Guckt! Das Matterhorn! Öh ... fast.
Wer den Disneyland-Freizeitpark in Anaheim, Kalifornien besucht, sollte sich unbedingt eine Fahrt auf den Matterhorn Bobsleds gönnen. Es ist grossartig. Der Eingang ist mit Schweizer Kantonswappen und Chalet-Kitsch geschmückt. Und die Durchsagen kommen mit einem vermeintlichen Schweizer Akzent daher, der aber leider doch viel eher einem deutschen ähnelt. Und dann geht's ab auf die Achterbahn – wie's halt so ist in den Walliser Alpen, halt.
Und ja, das sind Yetis. Authentisch. Wie auf dem echten Matterhorn.
«Schweizer» Eistee, made in the USA.
Dieser Tee wird vor allem in riesigen Gallonen-Behältern verkauft. Ohnehin hat man sich bei Swiss Tea offenbar der Autohof-Ästhetik verpflichtet.
Das ist nun ganz einfach: In englischsprachigen Ländern heissen Rouladen swiss rolls. Genauso wie Krautstiel swiss chard heisst.
Man liess es sich aber nicht nehmen, Little Debbie ein wenig wie Heidi zu stylen und die Schweizer Alpen als Hintergrund dazuzunehmen. Und ein Schweizerkreuz braucht's auch noch, dort, gleich unter der Kennzeichnung «baked in the USA». Grossartig.
Über Swiss Toni, den schmierigen Autohändler, müsst ihr folgendes wissen: 1) Er entstammt der legendären BBC-Comedyshow «The Fast Show». 2) Er ist gar nicht Swiss. 3) Er vergleicht alles – aber auch alles – ständig damit, «mit einer wunderschönen Frau Liebe zu machen». Zum Beispiel:
Und wieso, um Herrgottswillen, heisst er «Swiss»?
Hunger? Heute im Angebot: Swiss steaks!
Zartgeklopftes oder -gewalltes Rindfleisch, das in einer Tomaten- oder Pilzsauce eingekocht wird – herzhafte Hausmannskost aus den USA. Nein, auch dies hat wiederum nichts mit der Schweiz zu tun, sondern bezieht sich auf das Verb to swiss, was offenbar das Weichklopfen des Fleisches beschreibt.
Und hier eines der ältesten angelsächsischen Missverständnisse bezüglich der Schweiz: Kuckucksuhren!
Tamminomol – Kuckucksuhren kommen aus dem Schwarzwald, nicht aus der Schweiz! Das ist den Amis und den Briten aber egal. Genauso wie Zürich die Hauptstadt von Schweden ist, sind Kuckucksuhren so urschweizerisch wie Schokolade und Nazi-Gold.