Im Rahmen des Super-Legue-Spiels zwischen Lugano und Sion kam es zu einem Eklat. Sion-Präsident Christian Constantin griff TV-Experte Rolf Fringer an.
Rolf Fringer meint zum Vorfall: «Ich habe gedacht, das könne gar nicht wahr sein. Zuerst kam der Sohn, dann kam er. Er gab mir drei, vier Ohrfeigen.» Dann sei er umgefallen und habe Tritte am Rücken und am Hintern gespürt.
Auch Christian Constantin nahm gegenüber Teleclub Stellung. Rolf Fringer habe ihn kritisiert diese Woche, so der Sion-Präsident, jetzt habe er dies mit ihm geregelt. «Ich habe ihm einen Tritt in den Hintern gegeben», gibt Constantin zu, «das hat mir gut getan». Wenn man attackiert werde, dann müsse man sich eben wehren.
Fringer sagt zwar, dass er kritisch gewesen sei, aber eine solche Reaktion sei nicht tragbar. «Diese Menschen können nur austragen und nicht einstecken.» Das letzte Wort sei in dieser Sache noch nicht gesprochen, so der Ex-Nati-Trainer.
Fringer bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA den Vorfall und meinte, der Übergriff sei noch schwerwiegender gewesen, als wohl auf den TV-Bildern zu erkennen ist.
Die Attacke des Walliser Klubchefs ist nach Aussagen von mehreren Zeugen schwerwiegender Natur. Der frühere Nationalcoach hat gemäss Augenzeugen gegen zehn Tritte und Ohrfeigen über sich ergehen lassen müssen; mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dürfte der Eklat strafrechtliche Konsequenzen haben.
Es ist damit zu rechnen, dass die Liga innerhalb von 24 Stunden ein Verfahren eröffnen wird. Die Tragweite ist unabsehbar, das Spektrum der Urteile reicht wohl bis zur mehrjährigen Sperre. Noch ist eine offizielle Stellungnahme der Liga hängig, es ist aber zeitnah eine scharfe Replik der Sport-Justiz zu erwarten; zumal Constantin einen Vertreter des wichtigsten TV-Partners und Geldgebers der Super League angegriffen hat.
Offenbar war Cristian Constantin sauer auf ein Interview von Rolf Fringer, das diese Woche veröffentlicht wurde. Darin kritisierte der Experte den Sion-Boss scharf: «Er ist ein Narzisst, hat null Empathie, schaut nur für sich. Man sagt, er sei ein Farbtupfer für die Liga. Aber ich muss sagen, langsam wird es lächerlich. Es ist Jahr für Jahr der gleiche ‹Stuss›.»
Bereits vor zwei Jahren waren Fringer, damals Sportchef in Luzern, und Constantin verbal aneinander geraten, als der Sittener Präsident versucht hatte, den Innerschweizern Marco Schneuwly auszuspannen.
Christian Constantin ist nicht zum ersten Mal handgreiflich geworden. Nach dem Spiel Kriens – Sion am 5. Dezember 2004 attackierte er Schiedsrichter Markus von Känel und den Assistenten José Antonio Gonzalez. Zweieinhalb Jahre später verurteilte ihn das Amtsgericht Luzern-Land wegen einfacher Körperverletzung gegen Schiedsrichter von Känel zu einer bedingten Geldstrafe von 24'500 Franken.
Die Tätlichkeiten gegenüber dem Assistenten konnten ihm nicht schlüssig nachgewiesen werden. Um eine unbedingte Strafe kam Constantin nur dank einer Gesetzesänderung herum, die just auf Anfang 2007 zu greifen begann. Von der Sportgerichtsbarkeit wurde Constantin zuerst für 30 Monate, nach verschiedenen weiteren Verhandlungen aber lediglich noch für drei Monate gesperrt. (cma/sda)