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Am Wahlsonntag wurde die TV-Moderatorin Gülsha Adilji 30. Am Nachwahldienstag war sie im «Club». Und machte es gut. Zusammen mit Donat Kaufmann (26) war sie «parteipolitisch nicht organisiert». Die andern schon. Da waren Lukas Reimann (33, Nationalrat SVP/SG), Jonas Fricker (38, Nationalrat Grüne/AG) und Nina Haas (22, Präsidentin Junge BDP/AG). Menschen unter 39. Unsere Gegenwart und Zukunft.
Donat ist ja nicht so sehr der Redemann, eher der Richtig-Lebemann. Der in seiner Freizeit auf einem Biobauernhof arbeitet, kein Auto fährt, so selten und so bewusst wie möglich einkauft. Lukas findet das «total vorbildlich», er würde Donat sofort wählen. Nina («Ich lebe für den Kapitalismus») fragt hingegen: «Aber wenn du auf so viel verzichtest, lebst du noch?» Jonas ruft, doch, genau dieser bewusste Verzicht sei doch «Lebensqualität».
Als vor einer Woche das von Donat initiierte «20 Minuten»-Cover erschien, las Gülsha für «Joiz» zwei Stunden lang alle Namen der Crowdfunder vor. Donat sagt, eine der Reaktionen auf Facebook sei gewesen: «Man sollte dich an die Wand stellen und erschiessen wie damals im KZ.» Aber hat er mit dem Kauf eines Cover-Inserats nicht das Gleiche getan wie vor ihm die SVP? «Ich will ja nicht Wähler gewinnen, ich will keine Wahlen gewinnen. Es ist etwas anderes, ob ich eine Diskussionsgrundlage zur Verfügung stellen oder ob ich Stimmen für meine Partei gewinnen will.»
Donat argumentiert eher so mit Bauchgefühlen, aber auf eine ungeheuer sympathische Art. Mit einem verwundert-verwundeten Staunen über die Ungerechtigkeit der Welt. Und endlich sieht man ihn mal ohne seine rote Mütze. Sein Auftritt im «Club» ist genauso symbolhaft – der engagierte, kritische, sensible junge Mann mit der metapolitischen Botschaft – wie seine «20 Minuten»-Aktion. Und womit erreicht man in der Politik am meisten? Okay, mit Geld. Aber auch mit Symbolik.
Gülsha ist nicht erstaunt über den Ausgang der Wahlen. Sie hat so etwas schon in einem ihrer Oktober-Gespräche in der WoZ vorausgesehen. Aber, sagt sie jetzt im «Club», der Wahlausgang «ist kein Zeichen dafür, wie sich die Schweiz im Moment fühlt, das ist bloss gutes Marketing. Wir sind nicht so, wir haben nicht so gewählt, weil wir Angst haben.»
Die parteipolitisch nicht Organisierte nervt sich. Über das Wählen an sich: «Wir sind im 21. Jahrhundert! Wieso zum Teufel müssen Bäume sterben! Wieso kann man das nicht einfach via Internet anklicken und dann kommt ein Video von dem Nationalrat oder Ständerat und man kann sich das anschauen und weiss, wer das ist, und kennt seine politische Botschaft. Man kann ja auch E-Banking machen!» Ja! Und über das Bildungssystem. Weil man in der Schule weder lernt, Abstimmungsunterlagen auszufüllen, noch, wieviel eigentlich der Strom zum Haare-Föhnen kostet. Genau!
Sie nervt sich aber auch über sich selbst: «Ich bin so eine der ‹Politik-Verdrossenen›, ich bin nicht mega immer voll on und geh abstimmen und so.» Aber dann sagte einer ihrer «Joiz»-Kollegen «Ja gell, wenn du dieses Jahr nicht wählen gehst, dann wählst du automatisch rechts.» Da sagte sie sich: «Man kann nicht nicht wählen!» Und: «Okay, jetzt musst du einfach IMMER.» Ja Genau!
Und während sich Lukas und Jonas – wie es sich für ihre Parteizugehörigkeiten gehört – im Lauf der Sendung zunehmend aggressiv ins Wort fielen ... Während die proper bürgerliche Nina zu Beschwichtigungsversuchen ansetzte ...
Während also unter diesen dreien alles genauso war wie unter ihren älteren Parteigschpänli, wurden Gülsha und Donat zu echten Vorbildern: Authentisch, reflektiert, originell, frisch und unnachgiebig. «Mit Sigmund Freud» ist Gülsha sich gewohnt vollmundig sicher «dass am Ende des Tages die Intelligenz, die intellektuelle Stimme siegen wird. Sie ist leise, aber beständig.» Macht weiter, Leute. Wir möchten gern Teil eurer Jugendbewegung sein.
Eine intelligente Person muss nicht darauf hinweisen, wie gescheit sie sei und wie dumm alle Andersdenkenden sind. Eine intelligente Person liefert Argumente.
Gleich mal zu den Aufnahmen hinzufügen, damit ich das nachholen kann!