Schweiz
UserInput

Autoindex-App ruft zur Denunziation von Parkbüssern auf

Eine Parkbusse hinter den Scheibenwischer, aufgenommen am Dienstag, 14. Oktober 2014 in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Wer beim Falschparkieren Glück hat, entgeht den Augen der Polizei. Doch jetzt ruft eine App den Normalbürger dazu auf, Polizist zu spielen und Falschparkierer zu büssen.Bild: KEYSTONE

Schweizer Autoindex-App ruft zur Denunziation von Parksündern auf

Eine App, mit der man Autohalter ausfindig machen kann, hat eine Parkbüsser-Funktion eingeführt: Wird ein Falschparkierer entdeckt, kann mit einem einfachen Klick eine Meldung an die Polizei gesandt werden. Der Konsumentenschutz findet das höchst problematisch.
04.11.2016, 09:5604.11.2016, 16:54
Daria Wild
Folge mir
Mehr «Schweiz»

Diese App hat's in sich: Mit Autoindex kann jeder bequem Autonummern abfragen und so Halter von Fahrzeugen ermitteln. Nicht nur der Name wird sofort geliefert, auch Adresse und Telefonnummern sind damit einsehbar. Das ist nichts Neues, diese Schweizer App gibt's schon lange, sie bezieht die Daten zu den Autonummern von den kantonalen Verzeichnissen, die ohnehin online aufrufbar sind.

Doch die App-Entwickler gehen nun noch einen Schritt weiter. Diese Woche haben sie allen, die die App benutzen, eine neue Funktion vorgestellt: Mit einem einfachen Klick können Parksünder der Polizei gemeldet werden. Im Newsletter von Autoindex klingt das so:

  • Falschparker in der App Autoindex suchen.
  • Foto vom falsch geparkten Auto machen.
  • Mittels App einschicken und Falschparker melden.

«Bireweich!», findet Thomas G., von dem der Hinweis stammt und der nach eigenen Angaben mal «so ein militanter Velofahrer» war, dass er die App kaufte, um rücksichtslose Autofahrer an die Kandare zu nehmen. Kein Autofreund also, und trotzdem ärgert ihn die Funktion. «Das ist nichts Geringeres als ein Aufruf zur Denunziation!», sagt G.

Und was meinst du?

Kantonspolizei prüft Eingaben

«Höchst problematisch», urteilt der schweizerische Konsumentenschutz. Ohnehin würden die Daten der Autofahrer von den Kantonen zu leichtfertig herausgegeben. «Wurden die Datensätze tatsächlich von den Kantonen herausgegeben, wirft das ein schlechtes Licht auf den Datenschutz der Kantone», sagt Konsumentenschutz-Sprecherin Josianne Walpen.

Daten sperren lassen
Der Konsumentenschutz empfiehlt Autohaltern, die Daten beim Kanton zu sperren. Auf dieser Liste sind alle Kantone und Musterbriefe zu finden, um das zu erledigen.

Generell sei der Nutzen der leichtfertigen Datenfreigabe viel kleiner als die Risiken. Und: Es sei Aufgabe der Polizei, Falschparkierer zu ahnden. «Die App stachelt Leute dazu an, selbst Polizei zu spielen und Autohalter anzuschwärzen», fügt Walpen an.

Die Kantonspolizei Zürich kennt die App und die Parkbüsser-Funktion. Mit den Betreibern des Autoindex bestünden aber keine Verbindungen oder Verträge. Generell prüfe die Polizei Meldungen von Verkehrsübertretungen aber.

Der App-Betreiber, die Luzerner Firma R!Digital GmbH, reagierte nicht auf eine Anfrage. 

Apropos Parksünder: Mit diesen Dingen schlägt sich die Polizei sonst grad so rum ... 

1 / 95
Aktuelle Polizeibilder: Lagergebäude durch Brand beschädigt
2.3.2020, Bremgarten (AG): Mehrere Feuerwehren rückten nach Bremgarten aus, nachdem ein Brand in einer Liegenschaft ausgebrochen war. Personen wurden keine verletzt. Die Kantonspolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
bild: kapo Aargau
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Auto #unfucked

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
79 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
N. Y. P. D.
04.11.2016 10:26registriert Oktober 2015
Eine richtige
Schweizer - Bünzli - Funktion.
Aus dem Hintergrund jemanden anzeigen. Vielleicht sogar den Nachbarn, falls sich die Gelegenheit ergibt.
Und dann auf der Strasse diesem Nachbarn ein schmierig, freundliches Grüezi zuhauchen, nachdem man ihn 5 Min. vorher bei der Polizei denunziert hat. Ja, die App ist auf uns Schweizer zugeschnitten.
9513
Melden
Zum Kommentar
avatar
Matrixx
04.11.2016 11:16registriert März 2015
Ich abs bei mir zuhause zwar immer wieder mit Falschparkern zu tun. Aber bitte, deswegen gleich jemanden an den Pranger stellen? Man kann höflich darauf hinweisen ...
789
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lord_ICO
04.11.2016 10:33registriert März 2016
Kannte diese App bis jetzt nicht, habe Android und sie im Play Store gesucht und gefubden. Die Zugriffsberechtigung, die diese App verlangt, sollte eigentlich bei jedem mit gesundem Menschenverstand die Alarmglocken schrillen lassen. Wenn man die Bewertungen liesst, weiss man was das Geschäftsmodell dieser Firma ist, schön eure Daten an Dritte verkaufen. Also Hände weg von dieser App!!
675
Melden
Zum Kommentar
79
Wir vermissen diese verschwundenen Einkaufsgeschäfte – und du?

Der Schweizer Ableger der Modekette Esprit ist pleite – alle ihre 23 Filialen wurden geschlossen. Die Überschuldung betrug Ende 2023 rund zwölf Millionen Franken. In einer Mitteilung schreibt Esprit Switzerland Retail:

Zur Story