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Heikle Mitgliedschaft: Aussenminister Cassis trat Waffenlobby «Pro Tell» bei

Heikle Mitgliedschaft: Aussenminister Cassis trat Waffenlobby «Pro Tell» bei

14.10.2017, 14:4714.10.2017, 15:02
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Der neu gewaehlte Bundesrat Ignazio Cassis, Mitte, waehrend des offiziellen Festes zu seinen Ehren, am Donnerstag, 28. September 2017, in Bellinzona. (KEYSTONE/Ti-Press/Pablo Gianinazzi)
Ignazio Cassis lässt sich nach seiner Wahl in den Bundesrat in seinem Heimatkanton feiern.Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Ignazio Cassis ist im Monat seiner Wahl in den Bundesrat Mitglied der Gesellschaft für ein freiheitliches Waffenrecht «Pro Tell» geworden. Diese kämpft gegen jede Verschärfung des Waffenrechts in der Schweiz und geht damit auf Konfliktkurs mit der EU.

Der designierte Aussenminister Cassis habe sich «Anfang September» von sich aus an «Pro Tell» gewandt und um eine Mitgliedschaft ersucht, sagte der Generalsekretär von «Pro Tell», Robin Udry, am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Er bestätigte zugleich einen Artikel von «Tages-Anzeiger», «Bund» und «Luzerner Zeitung» vom gleichen Tag.

Der am 20. September in den Bundesrat gewählte Cassis habe seine Mitgliedschaft in der Zwischenzeit auch nicht aufgekündigt, so Udry. Cassis selbst war am Samstag auf Anfrage nicht zu erreichen.

Richtungsweisende Verschärfung

Der neue Bundesrat tritt sein Amt am 1. November sein Amt an. Er gehört bereits der Tessiner Organisation «Libertà e Valori» an. Nach eigenen Angaben formierte sich dieses Komitee, um sich gegen die eidgenössische Volksinitiative «Für den Schutz von Waffengewalt» einzusetzen. Sie kämpft ausserdem für einen «legalen und liberalen» Waffenbesitz.

«Pro Tell» hatte zuletzt auf sich aufmerksam gemacht, weil die Organisation gegen die drohende Verschärfung des Waffenrechts mobilisierte und dagegen auch das Referendum ergreifen will. Der Bundesrat will die EU-Bestimmungen dagegen ins Schweizer Recht übernehmen – er hat dafür zwei Jahre Zeit.

Zur Übernahme ist die Schweiz als Schengen-Staat verpflichtet. Bei einem Nein drohte dem Land der Ausschluss aus dem Schengen-Raum. (wst/sda)

«Die Waffenlobby hat Ihre Eier in einer Geldscheinklammer»

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lowend
14.10.2017 16:14registriert Februar 2014
Ich möchte ja nicht wissen, was für ein Aufschrei der Empörung durch die rechte Presse gehallt wäre, wenn z.B. Frau BR Simonetta Sommaruga kurz vor ihrer Wahl GSoA Mitglied geworden wäre?

Alle hätten laut Skandal gebrüllt, weil sie sich als Pazifistin geortet hätte, aber ein rechter Bundesrat, der sich zur extrem rechten Waffenlobby bekennt, scheint dagegen total normal zu sein und sogar noch bewundert zu werden?

Diese Doppelmoral schreit doch zum Himmel!
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dracului
14.10.2017 16:50registriert November 2014
Es scheint, dass hier jemand seine Versprechen in den Hearings bei den Parteien einlösen muss und den Preis für einige Stimmen zahlen muss.
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Don Sinner
14.10.2017 17:09registriert Januar 2015
Opportunisten sind wir ja alle. Sonst kommst du schlecht durchs Leben (vgl. Lügen, "Notlügen" u. dgl.). Aber dermassen offensichtlich. Für einen Politiker. Einen bürgerlichen. Zuerst der Passport, dann das Coci, jetzt das. (Was ist mir entgangen?) Nicht gerade professionell - im opport. Sinne nat. Hoffentlich wird er im Amt dann "besser".
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