Schweiz
Waffen

Wachsende Unsicherheit: Schweizer decken sich mit Schusswaffen ein

Immer mehr Schweizer kaufen sich eine Schusswaffe.
Immer mehr Schweizer kaufen sich eine Schusswaffe.
Bild: KEYSTONE

Wachsende Unsicherheit: Schweizer decken sich mit Schusswaffen ein

30.12.2015, 20:2731.12.2015, 06:58
Mehr «Schweiz»

Deutlich mehr Schweizer kaufen eine Pistole, ein Gewehr oder eine andere Waffe für den privaten Gebrauch. Die Gesuche für Waffenerwerbsscheine nahmen im laufenden Jahr im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 20 Prozent zu.

Dies zeigt eine Umfrage in mehreren Kantonen, welche die Sendung «10vor10» des Schweizer Fernsehens SRF gemacht hat und die am Mittwoch publiziert wurde. Demnach nahmen 2015 die Gesuche für Waffenerwerbsscheine in zwölf befragten Kantonen im Vergleich zum Vorjahr zu. Auch die Waffenhändler spürten die erhöhte Nachfrage nach Schusswaffen.

Am grössten ist der Anstieg im Kanton Waadt – von 2427 auf über 4200 Gesuche. Pierre-Olivier Gaudard, Chef der Kriminalprävention der Kantonspolizei Waadt, erklärt die Zunahme von über 70 Prozent mit einem generellen Klima der Beunruhigung und einer gewachsenen Angst vor Einbrechern.

Martin Boess, Direktor der Schweizerischen Kriminalprävention, warnt derweil vor dem zunehmenden Waffenkauf. Eine Waffe im Haus zu haben, um sich sicherer zu fühlen, sei eine sehr schlechte Idee. Gegenüber «10vor10» sagte er: «Wenn mehr Waffen im Umlauf sind, steigt die Gefahr für die Bevölkerung. Das zeigen unter anderem Erfahrungen aus den USA. Wo es mehr Waffen hat, passieren auch mehr Unfälle mit Waffen.»

Schweiz beim Waffenbesitz weltweit vorne dabei

In der Schweiz wurde das Waffenrecht in den vergangenen Jahren verschärft. In vielen Punkten ist das Schweizer Recht dem europäischen Recht angepasst worden.

Mit den strengeren Beschlüssen setzte der Bundesrat auch das im Nachgang zur Abstimmung über die Waffen-Initiative gemachte Versprechen um, den Schutz vor Waffenmissbrauch trotz des Neins zur Initiative weiter zu verbessern. Die Initiative war im Februar 2011 vom Schweizer Stimmvolk mit 56,3 Prozent bachab geschickt worden.

Auch der Waffenerwerb ist nicht mehr so liberal wie früher. Je nach Kategorie (verbotene Waffen, bewilligungspflichtige Waffen oder meldepflichtige Waffen) wird laut dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) eine Ausnahmebewilligung, ein Waffenerwerbsschein oder eine Meldepflicht verlangt.

Somit könne nicht jeder in der Schweiz eine Waffe erwerben, schreibt das Fedpol. Insbesondere bei Dritt- oder Selbstgefährdung sei dies beispielsweise nicht möglich.

Dennoch gibt es in der Schweiz bei rund 8 Millionen Einwohnern etwa 2,5 Millionen legale Waffen – das ist einer der höchsten Pro-Kopf-Werte weltweit. Rund die Hälfte der Waffen kommt vom Militär.

Keine Pflicht zur Nachregistrierung von Waffen

Das Parlament hatte sich in der Herbstsession gegen eine Gesetzesänderung ausgesprochen, die eine Nachregistrierung von Feuerwaffen verlangte. Die Befürworter argumentierten vergeblich, mit der Pflicht zur Nachregistrierung könnte die Sicherheit verbessert werden, insbesondere jene von Polizistinnen und Polizisten.

Die Gegner bezweifelten dies. Aus ihrer Sicht würden unbescholtene Bürger mit administrativem Aufwand belastet. Gegen die Nachregistrierung hatten vor allem Schützenvereine und Jäger gekämpft.

Justizministerin Simonetta Sommaruga gab vergeblich zu bedenken, die Registrierung von Waffen sei eine wesentliche Voraussetzung, um gegen illegalen Waffenhandel vorgehen zu können. Wer rechtmässig eine Waffe besitze, habe nichts zu befürchten.

Heute müssen in der Schweiz nur jene Waffen in den kantonalen Registern eingetragen sein, die nach dem 12. Dezember 2008 gekauft wurden. Wie viele ältere Waffen es gibt, ist unbekannt. Der Bundesrat schätzt, dass es etwa zwei Millionen sind. (jas/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
163 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Madison Pierce
30.12.2015 22:41registriert September 2015
Eine Waffe ohne ausgebildeten Schützen ist im Falle eines Einbruchs unnütz bis gefährlich. Wenn man einen Einbrecher stellt, wird er seine Waffe (wohl meist ein Messer) ziehen. Falls man ihn dann nicht neutralisieren kann, weil man entweder die Waffe nicht bedienen kann, zögert oder daneben schiesst, hat man verloren. Ohne Waffe wäre man wohl gar nicht angegriffen worden, denn Einbrecher wollen meist nur Beute und keine Kämpfe.

Zieht man die Waffe, muss man bereit und fähig sein, sie einzusetzen. Auch aus dem Schlaf heraus. Das bedingt regelmässiges Training, Call of Duty reicht leider nicht.
9311
Melden
Zum Kommentar
avatar
Schmiedrich
30.12.2015 21:28registriert Dezember 2015
Schon blödsinnig, was mehr waffen zur sicherheit beitragen sieht man ja in den USA...
10040
Melden
Zum Kommentar
avatar
SagittariusA*
31.12.2015 09:19registriert Februar 2014
Ich bin begeisterter Sportschütze (Pist. 50m, 25m). Ein absolut faszinierender Sport bei welchem man Konzentration, Geist, Fitness steigern kann (und zwar für jedes Alter)!
Ich behaupte von mir, dass ich weiss wie mit einer Waffe umzugehen ist. Ich behaupte ebenfalls, dass ich die Handhabung meiner Waffen im Griff habe und mir bewusst bin, was mit einer Waffe angerichtet werden kann.
Bei uns zu Hause ist eine Alarmanlage installiert und meine Sportgeräte sind weggeschlossen. Schusswaffengebrauch bei einem Einbruch? Wo liegt da die Verhälnismässigkeit?
314
Melden
Zum Kommentar
163
So war der SRF Bounce Cypher 2024 – ein emotionaler Liveticker

Endlich ist es wieder so weit: An dem SRF Bounce Cypher 2024 hat sich wieder die Rap-Szene der gesamten Schweiz versammelt, um zu zeigen, was sie drauf hat.

Zur Story