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Grosses Sesselrücken in der Grossen Kammer: 49 neue Gesichter, das sind knapp ein Viertel, zählt der neu bestellte Nationalrat – zumindest, wenn die zweite Runde der Ständeratswahlen keine Verschiebungen zur Folge hat.
Mehr als die Hälfte der Neulinge, nämlich 25, gehören der SVP an, deren stark gewachsene Vertretung damit zu fast 40 Prozent aus Neugewählten besteht. Der Erneuerung fielen bekanntlich auch SVP-Schwergewichte wie Christoph Mörgeli und Hans Fehr zum Opfer.
Die meisten neuen Nationalräte, nicht weniger als 12, kommen aus dem Kanton Zürich. Der bevölkerungsreichste Kanton schickt neu 35 Vertreter in die Grosse Kammer.
Nicht wirklich von einer Erneuerung kann man indes sprechen, wenn es um das Alter der Volksvertreter geht: Im neuen Rat sitzen weniger Junge und mehr Alte. Nur noch 4 statt 8 Nationalräte gehören zur Altersgruppe der 20-29-Jährigen; dafür sind nicht weniger als 40 Parlamentarier bereits über 60 Jahre alt. Vor vier Jahren waren es nur 28. Das Durchschnittsalter ist daher um ein Jahr angestiegen und liegt nun bei 50,3 Jahren.
Der älteste Nationalrat kommt aus dem Aargau: Der 73-jährige Maximilian Reimann (SVP) sitzt schon seit 1987 im Parlament, war jedoch zwischendurch im Ständerat tätig. Als Reimann damals im Nationalrat Einzug hielt, war die jüngste Nationalrätin noch gar nicht geboren: Die Genfer Grüne Lisa Mazzone ist erst 27.
Auch beim Frauenanteil wäre es nicht angebracht, von Erneuerung zu sprechen: Zwar sitzen 64 Frauen im neuen Nationalrat – so viele wie noch nie seit der Einführung des Frauenstimmrechts 1971 –, aber der Anteil von 32 Prozent ist nur unwesentlich höher als zuvor. 2011 waren es 57 Frauen (28,5%), direkt vor den Wahlen 62 (31%). Das ist sehr viel weniger als der Frauenanteil von 50,5 Prozent in der Gesamtbevölkerung.
Von den grösseren Parteien sind es nur die SP und die CVP, bei denen mehr Frauen als Männer im neuen Nationalrat sitzen. 25 Frauen und 18 Männer sind es bei den Sozialdemokraten, 9 Frauen und 8 Männer bei der CVP. Die Freisinnigen sind dagegen deutlich männerlastig: Nur 7 Frauen stehen 20 Männern gegenüber. Noch deutlicher ist das Missverhältnis bei der SVP: 11 Frauen gegen 54 Männer.
Mehr als jeder fünfte Nationalrat hat Jus studiert: Die 45 Juristen stellen vor den 38 Unternehmern die grösste Berufsgruppe in der Grossen Kammer. Etwas mehr als jeder zehnte hat die Politik zum Beruf gemacht; die 22 Berufspolitiker bilden die drittgrösste Gruppe vor den Bauern (16) und den Naturwissenschaftlern (16).
Ärzte (4), Handwerker (3) und Lehrer (2) gibt es dagegen nur wenige im neuen Nationalrat. Im Dienstleistungssektor sind insgesamt rund 80 Prozent der Ratsmitglieder tätig.
Die meisten Neumitglieder im Rat – über 85 Prozent – haben zuvor im Kanton oder in der Gemeinde politische Erfahrungen in einem Parlament sammeln können. Gerade einige der bekanntesten kommen aber als parlamentarisch unerfahrene Quereinsteiger in den Rat: Roger Köppel (SVP/ZH), Magdalena Martullo-Blocher (SVP/GR), Tim Guldimann (SP/ZH) oder Claude Béglé (CVP/VD).
Verheiratet sind fast zwei Drittel der Nationalräte: 126 geben diesen Zivilstand an. Als ledig bezeichnen sich knapp ein Fünftel (39), als geschieden 8 und verwitwet 2. Ein Ratsmitglied gibt an, in einer eingetragenen Partnerschaft zu leben.
Diese Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu geniessen, denn nicht weniger als 24 Nationalräte – das sind 12 Prozent – machen keine Angaben zu ihrem Zivilstand. Das gilt noch in verstärktem Mass zur Religionszugehörigkeit: Dieses einst wichtige Kriterium wird von den allermeisten Ratsmitgliedern gar nicht mehr erwähnt.
356 Kinder haben die 200 Mitglieder des neuen Nationalrats derzeit zusammen. Allerdings sind 63 Nationalräte – 40 Männer und 23 Frauen – kinderlos, zumindest im Moment. Dafür haben andere mehr Nachwuchs: An der Spitze steht der Waadtländer CVP-Politiker Claude Béglé. Der ehemalige Postchef hat 6 Kinder. Acht Nationalräte, allesamt Männer, haben jeweils 5 Kinder. (dhr)