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Der Glanzsieg des Zürcher SP-Ständeratskandidaten Daniel Jositsch trübt den nationalen Freudentaumel der SVP. Diese fünf Probleme müsste die SVP aus dem Weg räumen, damit es doch noch klappen könnte, mit dem Stöckli-Einzug.
Trotz souveränen Auftretens und geschickten Wahlkampfs – bis hin zur Werbeplatzierung in – hat es der Jurist Hans-Ueli Vogt nicht geschafft, eine Mehrheit der Zürcher Wähler für sich zu begeistern. Der eher zurückhaltende 46-jährige Quereinsteiger sollte als Vertreter der intellektuell-urbanen SVP das linke Zürich einnehmen. Das ist ihm nicht gelungen. Das Land wählte ihn zwar, in der Stadt räumte aber vor allem SP-Mann Jositsch ab. Vogt kam 54'627 Stimmen hinter dem absoluten Mehr zu stehen. Er müsste in einem zweiten Wahlgang antreten. Gay-Magazinen
Am Montag sagt er dazu nicht Nein, aber auch nicht Ja. «Ich klammere mich nicht an die Kandidatur», sagt er gegenüber watson mit wenig Kampfgeist. Den Sitz wolle die SVP aber sicher nicht kampflos den anderen überlassen. Wer dafür die geeignete Person sei, werde der Vorstand der Kantonalpartei am Dienstag entscheiden. Bereits am Sonntag wurden andere Kandidaten gehandelt. Vogt sieht dem Ganzen dennoch «relaxt» entgegen: «Es geht nicht um mich als Person», sagt er.
Vogts Ego ist nach eigenen Aussagen ein wenig angekratzt. Wahrscheinlich nicht nur wegen des verpassten Ständeratssitzes. Seine Freude über den Nationalratssitz – den er immerhin nach nur vier Jahren als Kantonsrat gemacht hat – wurde auch von Natalie Rickli getrübt. Kaum war ausgezählt, schlug sie gegenüber Blick Roger Köppel als neuen Ständeratskandidaten vor. «Mit seinem Resultat hat er gute Wahlchancen», sagte sie. Ein paar Tage zuvor hatte sie Köppel noch als überheblich bezeichnet, weil er mit dem Wahlspruch «Wählen Sie Roger Köppel: Endlich ein Politiker, der die Schweiz verteidigt!» antrat.
Die Konkurrenz ist hart bei der Zürcher SVP. Köppel will sich vorerst nicht darauf einlassen. Eine Ständeratskandidatur «sei kein Thema», sagte er am Montag gegenüber dem Tages-Anzeiger. «Ich konzentriere mich auf mein Mandat als Nationalrat. Dieser Rucksack ist schwer genug», sagte Köppel. Der aufsteigende Stern am SVP-Himmel steht also nicht als Stöckli-Ticket für die Zürcher SVP zur Verfügung. Rickli selber winkte ebenfalls ab.
Einen Glanz-Kandidaten wie Köppel hätte die SVP gut gebrauchen können, denn nach Jositsch hat der FDP-Kandidat Ruedi Noser im ersten Wahlgang die meisten Stimmen gemacht. Und dieser denkt nicht daran, nicht wieder anzutreten, obwohl SVP-Präsident Alfred Heer giftelte: «Die SVP ist doppelt so gross, wenn schon müsste die FDP verzichten.»
Doch Nosers Chancen stehen gut, vor allem, wenn er nur gegen Hans-Ueli Vogt antreten muss. Um einen SVP-Sitz zu verhindern, könnte der FDP-Kandidat auch einige linke Stimmen auf sich vereinen. Gegenüber watson sagt Noser: «Ich trete für den zweiten Wahlgang an. Ich respektiere die SVP-internen Diskussionen, aber ich möchte sie nicht kommentieren.» In diesem Punkt werden sich FDP und SVP also nicht annähern.
Nosers Unwille seine Kandidatur zurückzuziehen, um die Stimmen der bürgerlichen Wähler nicht auf zwei Kandidaten zu verzetteln, kommt nicht von ungefähr. Das Verhältnis zwischen der Zürcher FDP und SVP ist belastet. Heer hat Noser bereits im Wahlkampf angegriffen, ihn einen «Euroturbo» genannt und empfohlen, neben Vogt «einen Strich auf den Wahlzettel zu machen», schreibt die NZZ.
Heers Frust ist im Wahlkampf gewachsen. Ihm passte es nicht, dass die FDP sich weigerte, mit der SVP eine Listenverbindung einzugehen. Vertragen sich die Bürgerlichen nicht bald wieder, könnte ihr Gezanke am Ende die Linke freuen.
Denn ein dritter Player hat noch nicht aufgegeben. Der Grüne Bastien Girod, der gerade auf Social Media einen sehr engagierten Wahlkampf hingelegt hat, hat gestern Abend seine Teilnahme am zweiten Wahlgang angekündigt. Diverse Grüne wie Kantonsrat Robert Brunner und GP-Fraktionschefin Esther Guyer haben bereits ihre Unterstützung versprochen. Mit seiner Kampagne will Girod den Unmut weiter linker Kreise über den Rechtsrutsch vom Sonntag aufnehmen und unter dem Hashtag #rechtsreichts für sich mobilisieren.
Girod hofft als linker Kandidat gegen zwei bürgerliche Kandidaten, die Wählerstimmen von Jositsch auf sich zu vereinen. Ob diese Rechnung aufgeht, ist fraglich. Für Vogt werden aber mit Sicherheit nur die treuen SVP-Wähler stimmen, die gemässigten Rechten werden sich für Noser entscheiden, einige Linke, die den SVP-Sitz mit Sicherheit verhindern möchten, vielleicht ebenfalls. Sollten sich diese aber für Girod entscheiden, würde die Zürcher Ständeratsvertretung sehr links ausfallen. Mit Köppel im Boot hätte das ganz anders ausgesehen.