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In der Schweiz werden pro Jahr rund zwei Tonnen Heroin konsumiert

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Ein Grossteil des Heroins wird von den Konsumierenden in Genf und bisweilen im Kanton Bern erworben und dann im Waadtland konsumiert beziehungsweise weiterverkauft.Bild: KEYSTONE

In der Schweiz werden pro Jahr rund zwei Tonnen Heroin konsumiert

28.06.2017, 08:0028.06.2017, 08:49
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Im Kanton Waadt werden laut einer neuen Studie pro Jahr zwischen 163 und 223 Kilogramm Heroin für acht bis elf Millionen Franken konsumiert. Hochgerechnet auf die ganze Schweiz beläuft sich die konsumierte Menge Heroin auf 1,8 bis 2,5 Tonnen jährlich.

Sucht Schweiz, das Institut für Kriminologie der Universität Lausanne und das Institut für Sozial- und Präventivmedizin des Universitätsspitals Lausanne haben erstmals in der Schweiz eine interdisziplinäre Studie zu einem geografisch umrissenen Drogenmarkt durchgeführt. Die Studie basiert auf Abwasseranalysen, Befragungen von Polizeikräften, Sozialarbeitern und Drogenkonsumenten.

Beim Waadtländer Heroinmarkt scheint es sich gemäss der am Mittwoch veröffentlichten Studie weitgehend um einen Sekundärmarkt zu handeln: Ein Grossteil des Heroins wird von den Konsumierenden in Genf und bisweilen im Kanton Bern erworben und dann im Waadtland konsumiert beziehungsweise weiterverkauft.

Heroin ist die Hauptsubstanz auf dem Opioidmarkt im Kanton Waadt und generell in der Schweiz. Es wird mit geringem Reinheitsgrad und zu wesentlich günstigeren Preisen verkauft als noch vor zwanzig Jahren.

In this Thursday, Sept. 17, 2015, photo, a loaded heroin syringe is found in the underbrush of a wooded area in Combs Park in Hamilton, Ohio. The Centers for Disease Control and Prevention has called  ...
Bild: John Minchillo/AP/KEYSTONE

Stark gestreckt und erschwinglich

Die Drogen werden in gepressten Packungen von 500 Gramm bis zu einem Kilogramm mit einem Reinheitsgrad von 40 bis 60 Prozent importiert und dann drei- bis viermal mit einer Mischung aus Koffein und Paracetamol gestreckt. Anschliessend wird das Heroin in 5-Gramm-Beutelchen abgepackt – mit einem Reinheitsgrad von 10 bis 15 Prozent. Ein solcher Druckverschlussbeutel geht je nach Verkaufsort zum Preis von 120 bis 200 Franken an die Endverbraucher. Diese packten das Heroin manchmal noch in Briefchen ab – meist zu Dosen von 0,2 Gramm – und verkaufen sie an weitere Konsumierende.

Zwei unabhängige Methoden, die sich auf die Nachfrage und auf die Abwasseranalysen berufen, deuten gemäss Studie im Kanton Waadt auf eine konsumierte Menge in der Grössenordnung von 145 beziehungsweise 205 Kilogramm Strassenheroin pro Jahr hin. Diese Schätzung legt nahe, dass es in der Waadt 763 bis 1076 regelmässige und zwischen 580 und 818 gelegentlich Konsumierende gibt, die im Schnitt täglich zwischen 1300 und 2800 Mal Heroin inhalieren, injizieren oder schnupfen.

Wenn man die von der Polizei sichergestellte Menge von rund 18 Kilogramm Strassenheroin dazu zählt, kommt man auf eine Menge zwischen 163 und 223 Kilogramm. Extrapoliert auf den Schweizer Markt, dürfte die Grössenordnung bei jährlich 1,8 bis 2,5 Tonnen gestrecktem Heroin liegen. Würde man diese Menge mit den Preisen im Waadtland berechnen, würde der Umsatz etwa 100 bis 150 Millionen Franken ausmachen, wie Frank Zobel, Vizedirektor Sucht Schweiz, auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA ausführte.

Die Anzahl der regelmässig Konsumierenden in der gesamten Schweiz dürfte sich laut Zobel grob geschätzt auf etwa 12'000 bis 18'000 Menschen belaufen. Dazu kommen noch gelegentlich Konsumierende. Diese könnten etwa 10'000 sein. Aber es gebe noch einige offene Fragen bei diesen Schätzungen, so Zobel.

Albaner kontrollieren Markt

Importiert, gestreckt, vertrieben und verkauft werde Heroin in der Schweiz überwiegend über Kanäle von ethnischen Albanern. Sie kontrollierten den Markt seit einem Vierteljahrhundert in der Schweiz wie auch in anderen Ländern. Oft seien kleine und ersetzbare Organisationen im Spiel, die als Ganzes ein sowohl für die Polizei als auch für die Konkurrenten schwer zu bekämpfendes System bildeten.

Der vom Waadtländer Heroinkonsum generierte Umsatz wird auf rund acht bis elf Millionen Franken pro Jahr geschätzt. Die kriminellen Machenschaften dürften den beteiligten Gruppen auf diesem Markt nicht mehr als insgesamt vier Millionen Franken einbringen.

Aufgrund der Analysen ist gemäss der Studie davon auszugehen, dass die Hälfte des Umsatzes auf den Wiederverkauf unter Konsumierenden zurückgeht. Damit lasse sich der Eigenkonsum finanzieren und ein kleines Einkommen generieren. Wer regelmässig konsumiert und kein Heroin weiterverkauft, muss für den Eigenbedarf zwischen 400 und 1700 Franken pro Monat aufwenden.

Nach den Opioiden wollen die drei Forschungsinstitute den Markt der Stimulanzien und der Cannabinoide im Kanton Waadt untersuchen. (sda)

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