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Work-Life-Balance ist bei Schweizer Fachspezialisten wichtiger als fetter Lohn und Firmenauto  

Work-Life-Balance ist bei Schweizer Fachspezialisten wichtiger als fetter Lohn und Firmenauto  

26.08.2016, 14:0826.08.2016, 14:13
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Passt ihm der Job nicht, hat der heiss begehrte Fachspezialist rasch einen neuen. Auch junge Arbeitnehmer sind weniger loyal als in früheren Zeiten. Ihnen ist die Frage, ob ihre Arbeit Sinn stiftet und zum Privatleben passt, wichtiger als die Karriere.

«Viele 15- bis 34-Jährigen wollen kein fettes Firmenauto oder ein hohes Einkommen; sie wollen mit Gleichgesinnten etwas bewegen», sagt der Geschäftsführer von Angestellte Schweiz, Stefan Studer.

Generation «No thanx»

«Die jungen Leute suchen in ihrer Tätigkeit nach einer Sinnhaftigkeit; wichtig ist ihnen auch der Kontakt mit Kollegen, eine ausgeglichene Work-Life-Balance oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.» In den 1980er wollten viele Junge noch schnell Karriere machen. Im Laufe der Zeit vollzog sich ein Sinneswandel.

Dieser schlägt sich in den Zahlen nieder, die Demoscope im Auftrag des Arbeitnehmerverbandes mittels einer Umfrage erhoben hat. Demnach ist die Loyalität gegenüber der Firma je weniger ausgeprägt, desto jünger die Beschäftigten sind.

«Die jungen Leute suchen in ihrer Tätigkeit nach einer Sinnhaftigkeit; wichtig ist ihnen auch der Kontakt mit Kollegen, eine ausgeglichene Work-Life-Balance oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.»
Stefan Studer, Geschäftsführer von Angestellte Schweiz
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Auch Fachspezialisten ohne Kaderfunktion sind weit weniger loyal zu einer Firma als deren Geschäftsleitung. Bei der Umfrage erreichten Geschäftsleitungsmitglieder mit einem Wert von 3.90 fast die Maximal-Loyalitätspunktzahl von 4 (dem statistischen Mittelwert). Diese lag sogar noch über der Loyalität der Selbstständigen zu ihrem eigenen Unternehmen mit 3.85. Die Fachspezialisten kamen dagegen auf schlappe 3.46 Loyalitätspunkte.

Geld allein macht nicht loyal

Angesichts des Fachkräftemangels in der Schweiz findet Angestellte-Schweiz-Geschäftsführer Studer, dass Unternehmen offenbar noch einiges aufzuarbeiten haben. «Es reicht nicht, einen schönen Satz über Loyalität ins Leitbild zu schreiben.» Auch ein grosser Lohn allein genüge nicht.

«Wertschätzung und Respekt muss gelebte Firmenkultur sein.» So müssten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter korrekt informiert, motiviert oder konstruktiv kritisiert werden. «Loyalität ist gegenseitig und partnerschaftlich.»

Arbeitgeber weniger loyal?

Gerade mit der Gegenseitigkeit hapert es: Von den 1001 Befragten wurde der Anteil an loyalen Arbeitnehmenden auf immerhin 65 Prozent geschätzt. Loyale Arbeitgeber machten sie aber nur noch 59 Prozent aus.

Dies zeigt, das Misstrauen gegenüber den Arbeitgebern hat in den letzten Jahren angesichts von Entlassungen auch in Branchen, die lange als krisenfest galten, zugenommen. «Auch die täglichen Hiobsbotschaften in den News schüren Ängste, gerade bei den Jungen. Ängste fördern nicht gerade die Loyalität», sagte Studer.

Das Meinungsforschungsinstitut Demoscope hat zwischen dem 13. und 18. Juni eine Befragung unter 1001 Bewohnerinnen und Bewohnern der Deutsch- und Westschweiz durchgeführt und sie nach der Loyalität zu ihren Arbeitgebern befragt. (whr/sda)

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