meist klar
DE | FR
Schweiz
Wirtschaft

Euro-Mindestkurs hätte im Januar 100 Milliarden Franken gekostet

Thomas Jordan, Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, Jean-Pierre Danthine, Vizepraesident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, und Fritz Zurbruegg, Mitglied des Di ...
Thomas Jordan, Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, Jean-Pierre Danthine, Vizepraesident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, und Fritz Zurbruegg, Mitglied des DirektoriumsBild: KEYSTONE
Geldpolitik

Euro-Mindestkurs hätte im Januar 100 Milliarden Franken gekostet

22.01.2015, 07:5822.01.2015, 08:02
Mehr «Schweiz»

Um den Euro-Mindestkurs zum Franken beizubehalten, hätte die Schweizerische Nationalbank SNB mit immer höheren Beträgen am Devisenmarkt intervenieren müssen. Das gab Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg in einem Interview mit dem «Blick» vom Donnerstag bekannt.

«In den Tagen vor dem Entscheid wurden die Interventionsbeträge immer grösser», sagte Zurbrügg. «Hochgerechnet auf einen Monat hätten wir allein im Januar für rund 100 Milliarden Franken intervenieren müssen.» Milliardenbeträge seien täglich rausgegangen ohne Aussicht auf ein Ende.

Die Notenbank habe Alternativen geprüft, darunter einen Mindestkurs, der sich aus Euro und Dollar zusammensetzt. «Wir kamen aber zum Schluss, dass langfristig die Freigabe des Wechselkurses die beste Option ist», erklärte Zurbrügg. Die Reaktionen an der Börse seien «heftig und schwierig vorauszusehen». Verantwortlich für den Entscheid seien drei Personen: Er selber, Thomas Jordan und Jean-Pierre Danthine.

Die Glaubwürdigkeit der SNB habe unter dem Schritt nicht gelitten, sagte Zurbrügg. «Wir haben immer gewusst, dass wir einen Ausstieg nicht kommunikativ vorbereiten können.» Um glaubwürdig zu bleiben sei es eben gerade wichtig gewesen, nichts vorab durchsickern zu lassen. «Eine Vorwarnung wäre eine Einladung an Spekulanten gewesen.»

Keine Anzeichen auf Deflationsspirale

Die Preisstabilität sieht die Notenbank mittel- bis langfristig nicht in Gefahr. Durch die Aufhebung der Kursuntergrenze werde die Inflation zwar weiter abgeschwächt. Das sei aber ein einmaliger und vorübergehender Effekt, sagte Zurbrügg. «Wir haben keine Anzeichen für eine Deflationsspirale.»

Die Notenbank rechnet nach der Aufhebung der Kursuntergrenze mit einer Dämpfung des Wirtschaftswachstums in der Schweiz. «Das Ausmass ist davon abhängig, wo sich die Aufwertung einpendelt», erklärte Zurbrügg. Der Franken sei derzeit klar überbewertet und die Märkte würden überschiessen. «Wir gehen davon aus, dass diese Situation nicht anhält», sagte Zurbrügg.

Wenn es zu aussergewöhnlichen Bewegungen komme, die geldpolitisch nicht vertretbar seien, sei die SNB bereit, wieder aktiv zu werden, sagte Zurbrügg. Geldpolitisch halte sich die SNB alle Optionen offen. (sda/reu)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Grosse Unfallstatistik: Wegen dieses Fehlverhaltens passieren die meisten Verkehrsunfälle
In der Schweiz kamen im letzten Jahr 236 Menschen bei einem Verkehrsunfall ums Leben und 4096 Menschen wurden schwer verletzt. In welchem Kanton die meisten Unfälle passieren und weitere Zahlen und Fakten zu Strassenunfällen in der Schweiz.

Kurz aufs Handy geschaut, Musik gehört und den Strassenverkehr nicht wahrgenommen oder zu fest aufs Gaspedal gedrückt und die Ampel übersehen – Unaufmerksamkeit im Strassenverkehr kann schwere Folgen haben. Das Bundesamt für Statistik hat die neue Strassenunfallstatistik von 2023 publiziert. Wir haben die wichtigsten Zahlen und Fakten für dich zusammengefasst.

Zur Story