Auf die kaufmännischen Angestellten in der Schweiz kommen grosse Veränderungen zu, wie zwei Studien zu den Trends Offshoring (Auslagerung von Tätigkeiten ins Ausland) und Digitalisierung des Kaufmännischen Verbandes Schweiz zeigen.
Laut der Offshoring-Studie sind 30'000 bis 100'000 Jobs im kaufmännischen Bereich gefährdet. Sie könnten aufgrund der repetitiven Tätigkeiten, dem Kostendruck in gewissen Branchen und globalisierten Unternehmensstrategien ins Ausland verlagert werden, wie Christian Zünd, CEO des Kaufmännischen Verbands in einer Mitteilung erläutert. «Die Anzahl der betroffenen Arbeitsstellen genau vorherzusagen, ist schwierig, da die Digitalisierung das Offshoring verstärkt oder gar ersetzt», so Zünd.
Vom Dienstleistungs-Offshoring seien besonders die Bereiche Rechnungswesen, IT, Kundenbetreuung, Personalwesen, Business Management und das Beschaffungswesen betroffen. Die kaufmännischen Tätigkeiten, die in der Schweiz erhalten bleiben, werden sich gemäss der Studie von ausführenden zu koordinierenden, analytischen und strategischen Tätigkeiten entwickeln. Dies fordere von den kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Angestellten neue Kompetenzen.
Die zweite Studie zur Digitalisierung zeigt, dass sich diese auf die gesamte Arbeitswelt und alle Berufsbilder auswirkt. In Bezug auf die kaufmännischen Berufe kommt der Kaufmännische Verband Schweiz zum Schluss, dass sich diese zu Querschnittsfunktionen entwickeln wird, bei denen koordinierende Tätigkeiten immer wichtiger werden.
Routineaufgaben würden zunehmend automatisiert. Neu seien Menschen gefragt, die über hohe Sozialkompetenzen verfügen, mit neuen Technologien und Kunden umgehen können und sich neben einer guten Allgemeinbildung in einem Fachgebiet spezialisiert haben. Die Spezialisierung finde dabei innerhalb von Funktionen und nicht mehr entlang von Branchen statt, da die Bedeutung von Branchen aufgrund der Digitalisierung schwindet.
Auch werden die Arbeitsverhältnisse dynamischer, heisst es in der Studie weiter. Arbeitnehmende würden zu «Portfolioworkern» und künftig öfter projektbasiert beschäftigt statt fest angestellt. Die Teams würden sich deshalb immer wieder neu zusammensetzen.
«Aufgrund der neuen Wirtschaftsmodelle und Organisationsstrukturen müssen sich kaufmännisch-betriebswirtschaftliche Angestellte von Sacharbeitenden zunehmend zu Vermittlern und Managern entwickeln, die mit komplexen Aufgaben umgehen und Ideen und Informationen bei verschiedenen Adressaten verständlich machen können», fasst Prof. Dr. Sybille Sachs, Studienverantwortliche und Leiterin des Institutes für Strategisches Management an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich, die Ergebnisse der Studie zusammen. Sie fügt hinzu: «Die Arbeit wird interessant, kreativ, wenig repetitiv, aber auch sehr anspruchsvoll.»
(aargauerzeitung.ch)