Zehn Medienmitteilungen verschickten die SBB in den letzten zwei Monaten, um auf das Aufstellen von neuen Recyclingstationen an Bahnhöfen aufmerksam zu machen. Mit keinem Wort erwähnten die Bundesbahnen hingegen, dass die Massnahme mit einem Abbau einhergeht. Denn gleichzeitig mit den neuen Recycling-Stationen verschwinden die Abfallkübel in den Zügen.
Besonders betroffen ist die S-Bahn Zürich. Bei den S-Bahn-Zügen der neusten Generation aus dem Haus Stadler, welche seit 2011 umherkurven, wurden Abfallkübel in den Abteilen erst gar nie eingebaut. Stattdessen müssen sich die Kunden mit Kübeln im Eingangsbereich begnügen.
Dieses Prinzip wird nun auf die ganze S-Bahn Zürich übertragen. Wie SBB-Sprecher Reto Schärli bestätigt, werden die Abfallkübel in den Abteilen momentan aus allen Zügen der S-Bahn entfernt – also auch aus den S-Bahn-Zügen der ersten und zweiten Generation. Damit erhielten die Reisenden mehr Beinfreiheit, sagt Schärli. Auf die Verunreinigung in den Zügen habe der Abbau keinen Einfluss.
Ob tatsächlich Komfort- und nicht Sparüberlegungen hinter der Massnahme stecken, muss offenbleiben: In der ersten Klasse bleiben die Abfalleimer am Platz nämlich bestehen. In einem SBB-Blog heisst es, die kleinen Kübel hätten sowieso wenig Platz für Abfall geboten.
Betroffen sei nicht nur die S-Bahn Zürich: In den nächsten Jahren solle die ganze Regionalverkehrsflotte der SBB vom Kübel-Sterben betroffen sein. Ob der Umbau stattfindet, ist allerdings noch unklar. Vorerst beschränke sich der Abbau auf den Zürcher Verkehrsverbund, sagt SBB-Sprecher Schärli. Für andere Regionalzüge sei die Massnahme noch nicht finanziert und werde derzeit geprüft. Konkrete Pläne gebe es noch nicht.
In ihrem Blog verweisen die SBB darauf, dass immer mehr Abfall aus den Zügen genommen werde. Im Bahnhof Bern wurden zwischen 2012 und 2015 etwa 73 Tonnen mehr Abfall von den Kunden selbst in den Kübeln im Bahnhof entsorgt, während 31 Tonnen weniger Abfall aus den Zügen genommen werden musste.
Die SBB rüsten deshalb grössere Bahnhöfe mit Recycling-Stationen aus, bei denen Abfall, Papier, Alu und PET getrennt weggeworfen werden können. Die Trennquote dürfte in den neun grössten Bahnhöfen Ende Jahr etwa 45 Prozent betragen.
Von den insgesamt 2300 Tonnen Abfall, welche in diesen Bahnhöfen angefallen sind, wurden 202 Tonnen PET-Flaschen und auch 478 Tonnen Papier getrennt weggeworfen. Bis Ende Jahr sollen 25 grössere Bahnhöfe mit den Stationen ausgerüstet werden.
Die SBB sind nicht der erste Schweizer Verkehrsbetrieb, der auf Abfalleimer verzichtet. Im Sommer 2013 verschwanden sie etwa nach einem erfolgreichen Pilotprojekt aus allen Fahrzeugen der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ). Ein halbes Jahr später bilanzierten die VBZ im «TagesAnzeiger», die Trams und Busse seien sauberer geworden – etwa, weil keine halb leeren Dosen mehr in den Wagen entsorgt werden könnten, welche dann in die Fahrzeuge tropften. (aargauerzeitung.ch)
Was mache ich, wenn ich einen Sitzplatz erwische, es gegen die Mittagszeit geht, viele Pendler einsteigen und ich mir einen Apfel gönne? Muss ich wohl die ganze Fahrt warten und Bioabfalltonnen gibt es am Bahnhof nicht, aber Hauptsache Beinfreiheit.