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Wirtschaft

SBB: Weniger Abfallkübel in der S-Bahn

Fertig Güsel-Kübel: Pendler müssen ihren Abfall künftig weiter tragen

Die SBB bauen die Abfallkübel aus allen Zügen der Zürcher S-Bahn aus. Die Massnahme soll den Kunden mehr Beinfreiheit bieten.
27.11.2016, 10:2527.11.2016, 10:47
Stefan Ehrbar / Schweiz am Sonntag
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Pendler am fruehen Morgen im S-Bahn Bahnhof Zuerich Altstetten, aufgenommen am 3. April 2012. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Ein Eimer pro Türe: Die SBB erschweren die Abfallentsorgung in den Zügen.Bild: KEYSTONE

Zehn Medienmitteilungen verschickten die SBB in den letzten zwei Monaten, um auf das Aufstellen von neuen Recyclingstationen an Bahnhöfen aufmerksam zu machen. Mit keinem Wort erwähnten die Bundesbahnen hingegen, dass die Massnahme mit einem Abbau einhergeht. Denn gleichzeitig mit den neuen Recycling-Stationen verschwinden die Abfallkübel in den Zügen.

Besonders betroffen ist die S-Bahn Zürich. Bei den S-Bahn-Zügen der neusten Generation aus dem Haus Stadler, welche seit 2011 umherkurven, wurden Abfallkübel in den Abteilen erst gar nie eingebaut. Stattdessen müssen sich die Kunden mit Kübeln im Eingangsbereich begnügen.

38'000 Tonnen Abfall...
... entsorgen die SBB jährlich. Darunter sind 31 000 Tonnen Kehricht, 6100 Tonnen Papier und 43 Tonnen Glas. 1200 Mitarbeiter kümmern sich um die Reinigung.

Dieses Prinzip wird nun auf die ganze S-Bahn Zürich übertragen. Wie SBB-Sprecher Reto Schärli bestätigt, werden die Abfallkübel in den Abteilen momentan aus allen Zügen der S-Bahn entfernt – also auch aus den S-Bahn-Zügen der ersten und zweiten Generation. Damit erhielten die Reisenden mehr Beinfreiheit, sagt Schärli. Auf die Verunreinigung in den Zügen habe der Abbau keinen Einfluss.

Ob tatsächlich Komfort- und nicht Sparüberlegungen hinter der Massnahme stecken, muss offenbleiben: In der ersten Klasse bleiben die Abfalleimer am Platz nämlich bestehen. In einem SBB-Blog heisst es, die kleinen Kübel hätten sowieso wenig Platz für Abfall geboten.

Betroffen sei nicht nur die S-Bahn Zürich: In den nächsten Jahren solle die ganze Regionalverkehrsflotte der SBB vom Kübel-Sterben betroffen sein. Ob der Umbau stattfindet, ist allerdings noch unklar. Vorerst beschränke sich der Abbau auf den Zürcher Verkehrsverbund, sagt SBB-Sprecher Schärli. Für andere Regionalzüge sei die Massnahme noch nicht finanziert und werde derzeit geprüft. Konkrete Pläne gebe es noch nicht.

Jetzt auf

In ihrem Blog verweisen die SBB darauf, dass immer mehr Abfall aus den Zügen genommen werde. Im Bahnhof Bern wurden zwischen 2012 und 2015 etwa 73 Tonnen mehr Abfall von den Kunden selbst in den Kübeln im Bahnhof entsorgt, während 31 Tonnen weniger Abfall aus den Zügen genommen werden musste.

Die SBB rüsten deshalb grössere Bahnhöfe mit Recycling-Stationen aus, bei denen Abfall, Papier, Alu und PET getrennt weggeworfen werden können. Die Trennquote dürfte in den neun grössten Bahnhöfen Ende Jahr etwa 45 Prozent betragen.

Von den insgesamt 2300 Tonnen Abfall, welche in diesen Bahnhöfen angefallen sind, wurden 202 Tonnen PET-Flaschen und auch 478 Tonnen Papier getrennt weggeworfen. Bis Ende Jahr sollen 25 grössere Bahnhöfe mit den Stationen ausgerüstet werden.

Auch in Zürich fehlen Kübel

Die SBB sind nicht der erste Schweizer Verkehrsbetrieb, der auf Abfalleimer verzichtet. Im Sommer 2013 verschwanden sie etwa nach einem erfolgreichen Pilotprojekt aus allen Fahrzeugen der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ). Ein halbes Jahr später bilanzierten die VBZ im «TagesAnzeiger», die Trams und Busse seien sauberer geworden – etwa, weil keine halb leeren Dosen mehr in den Wagen entsorgt werden könnten, welche dann in die Fahrzeuge tropften. (aargauerzeitung.ch)

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schreiberling
27.11.2016 11:44registriert Februar 2014
Ich finds gut. Es gab kaum was ekligeres, als die verschmierten, dreckigen und klebrigen kleinen Abfalleimer. Jene im Eingangsbereich reichen völlig aus. Und wer schon einmal in einer S-Bahn der neusten Generation sass, weiss dass die Züge deshalb nicht schmutziger sind.
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Gianni48
27.11.2016 12:30registriert Oktober 2015
Auch beim Wandern, Fahrradfahren nehme ich den von mir erzeugten Abfall mit und entsorge ihn richtig, warum nicht auch im Zug (ich benutze nur den ÖV, die Füße und das Fahrrad, Auto hab ich keins). In den Bahnhöfen kann man den Abfall sogar noch richtig bequem entsorgen in die richtigen Behälter. Einfacher geht's wirklich nicht mehr!
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Luca Brasi
27.11.2016 10:42registriert November 2015
Toll! Die 1. Klasse kriegt keine Beinfreiheit. Wie diskriminierend. *Ironie aus*
Was mache ich, wenn ich einen Sitzplatz erwische, es gegen die Mittagszeit geht, viele Pendler einsteigen und ich mir einen Apfel gönne? Muss ich wohl die ganze Fahrt warten und Bioabfalltonnen gibt es am Bahnhof nicht, aber Hauptsache Beinfreiheit.
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