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Im Aargau nimmt die Zahl der über 46-jährigen Sozialhilfebezüger dramatisch zu

Sozialhilfe aargau, AZ
Viele der über 46-Jährigen sind Alleinerziehend.foto: az

Armutsrisiko Ü46 – im Aargau beziehen immer mehr von ihnen Sozialhilfe

Im Kanton Aargau stieg die Zahl der Sozialhilfebezüger innerhalb des letzten Jahres erheblich. Besonders betroffen: Über 46-Jährige.
08.12.2016, 05:1908.12.2016, 06:27
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Die kürzlich publizierte aktuelle Sozialhilfestatistik des Kantons Aargau sieht auf den ersten Blick sehr gut aus: Mit einer Sozialhilfequote von 2,2 Prozent steht der Kanton im schweizweiten Vergleich gut da (Schweizer Durchschnitt: 3,2 Prozent). Grund für Freudensprünge gibt es trotzdem nicht: Die Zahl der Sozialhilfebeziehenden stieg im vergangenen Jahr drastisch – um 5,5 Prozent. Auffallend ist zudem der Anstieg der Beziehenden zwischen 46 und 64 Jahren. Seit 2006 ist ihre Zahl um 70 Prozent gestiegen. 

Zuwanderung ist ein Grund

Für die Zunahme um mehr als fünf Prozent hat Sandra Stamm, Leiterin Sektion Öffentliche Sozialhilfe beim Kanton, mehrere Erklärungen. Im Interview mit der «Aargauer Zeitung» sagt sie: Zum einen erlebe der Kanton Aargau eine starke Zuwanderung. Proportional dazu gebe es auch mehr Sozialhilfefälle (siehe Kasten).

Zum andern sei die wirtschaftliche Situation gerade für Personen ohne oder mit einer schlechten Ausbildung ungünstig – unabhängig von der Nationalität. «Für Leute ohne Ausbildung sind immer weniger einfache berufliche Tätigkeiten im Angebot.»

Armutsrisiko für Alleinerziehende

Das bilden auch die Statistiken ab. Laut Stamm haben 40 Prozent aller Sozialhilfebeziehenden ab 18 Jahren keine abgeschlossene Ausbildung. Auffallend: Der Anstieg in der Gruppe der 46- bis 64-Jährigen ist nicht auf eine allfällige fehlende Ausbildung zurückzuführen. 

Vielmehr seien darunter «viele Alleinerziehende, deren Zahl zunimmt, sowie Working Poors», sagt Stamm. Das seien Menschen, die trotz Arbeit zu wenig zum Leben haben. 

Dass es bei der IV nicht mehr so einfach ist, Beiträge zu erhalten, hat für den Aargau laut Stamm kaum eine Bedeutung. 

Die aktuelle Sozialhilfestatistik aus dem Aargau
2,2 Prozent beträgt aktuell die
Sozialhilfequote im Kanton
Aargau. Aufgrund der Zunahme
von Sozialhilfefällen um
5,5 Prozent kletterte sie letztes
Jahr von 2,1 auf 2,2 Prozent. Somit erhielten 14'132 Menschen im Aargau Beiträge. Zum Vergleich: Gesamtschweizerisch
liegt diese
Quote bei 3,4 Prozent. 51,1 Prozent der mit Sozialhilfe
unterstützten Personen sind Ausländerinnen und
Ausländer. Für Geschiedene ist das Risiko,
auf Sozialhilfe angewiesen
zu sein, höher als
für Verheiratete und Ledige.
Die Sozialhilfequote
der geschiedenen
Männer beträgt 3,5
Prozent, jene der geschiedenen
Frauen
4,2 Prozent. (Aargauer Zeitung)

(aargauer zeitung/rwy)

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7 Kommentare
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Spooky
08.12.2016 06:00registriert November 2015
"Dass es bei der IV nicht mehr so einfach ist, Beiträge zu erhalten, hat für den Aargau laut Stamm kaum eine Bedeutung."

Das stimmt nicht. Die Sozialämter würden die Sozialfälle noch so gerne in die IV abschieben. Aber das geht praktisch nicht mehr. Und es gibt IV-Bezüger, denen ihre IV-Rente nach Jahren einfach so Knall auf Fall von der IV gestrichen wird. Diese ehemaligen IV-Rentner landen dann auf dem Sozialamt.
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