US-Präsident Donald Trump hat seine Wahlkampfparole «America first» zumindest in einem Punkt bereits umgesetzt: Dank ihm haben die Amerikaner die Schweizer vom Vermögensthron gestossen. Sie sind nun die Reichsten der Welt.
Jeder Amerikaner hat im vergangenen Jahr 2016 ein Netto-Geldvermögen (Vermögen minus Schulden) von 177'210 Euro besessen, wie der Versicherer Allianz am Mittwoch in seinem Weltvermögensreport bekannt gab. Das sind knapp 6 Prozent mehr als 2015.
Damit haben die Amerikaner die Schweizer erstmals von der Spitze verdrängt: Herr und Frau Schweizer konnten indes nur noch um 2,7 Prozent auf 175'720 Euro zulegen. Grund für den Verlust des ersten Platzes sei, dass das Vermögenswachstum hierzulande unterdurchschnittlich sei, stellte die Allianz fest.
Schuld am Verlust der Tabellenführung ist Donald Trump. Seit seiner Wahl im November hat eine Börsenrallye in den USA eingesetzt, die die dortigen Vermögen nach oben trieb. Zudem wertete sich gleichzeitig der Dollar gegenüber der Vergleichswährung der Studie, dem Euro, auf, während der Franken gegenüber dem Euro an Wert verlor.
«Davon haben die Amerikaner profitiert», sagte Studienmitautor Arne Holzhausen auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. «Wenn wir den Wechselkurs des Vorjahres genommen hätten, wären die Schweizer weiterhin auf Platz eins.»
Der Vorsprung sei jedoch hauchdünn. Schon in diesem Jahr könnte es wieder zu einem Wechsel an der Spitze kommen, sagte Holzhausen.
Während das Vermögenswachstum in der Schweiz bereits seit drei Jahren hinter dem der anderen westeuropäischen Staaten hinterherhinkte, wuchsen die Schulden schon seit acht Jahren überdurchschnittlich.
Hier ist die Schweiz nach wie vor einsame Weltspitze: Jeder Bewohner steht mit durchschnittlich 93'120 Euro (knapp 107'000 Franken) in der Kreide. Damit liegen die Schweizer weit vor den Norwegern, die mit 69'560 Euro verschuldet sind, und den Australiern, die einen Schuldenberg von 65'620 Euro tragen müssen.
Krass fällt der Vergleich mit dem Krisenstaat Griechenland aus, wo jeder Hellene 10'220 an Verbindlichkeiten hat, was die tiefsten Schulden Westeuropas sind. Seit Ausbruch der Krise ist der Abstand zwischen beiden Ländern von rund 65'000 auf fast 83'000 Euro gestiegen.
«Während die griechischen Haushalte ihre „Schuldenexzesse“ aus den Vorkrisenjahren korrigierten und ihre Verbindlichkeiten im Mittel um 0,8 Prozent pro Jahr senkten, wuchs die ausstehende Kreditsumme der Schweizer weiterhin um durchschnittlich 3,4 Prozent pro Jahr», schrieb die Allianz. Denn angesichts der tiefen Zinsen nahmen die Hypothekarkredite deutlich zu, die den Löwenanteil der Schweizer Schulden ausmachen.
In Griechenland ist der Schuldenabbau nicht nur auf eine gesunkene Nachfrage und strengere Kreditrichtlinien zurückzuführen: Teilweise konnten die Haushalte ihre Kredite einfach nicht mehr bedienen und die Gläubiger mussten ihre Forderungen abschreiben.
Seit Ende 2008 sind die privaten Verbindlichkeiten in Griechenland, Irland, Portugal und Spanien um insgesamt 283 Milliarden Euro oder durchschnittlich 2,6 Prozent pro Jahr geschrumpft. In den übrigen Ländern Westeuropas hingegen nahmen die Schulden im selben Zeitraum im Mittel um 2,2 Prozent pro Jahr zu.
Insgesamt haben die Schweizer mehr als doppelt so hohe Schulden wie die Amerikaner (44'500 Euro pro Kopf). Diese hätten ihre Bilanzen im letzten Jahr konsequent saniert, hiess es weiter. Die Westeuropäer müssen durchschnittlich fast 26'000 Euro Verbindlichkeiten schultern.
Global sei der Schuldenabbau 2016 zum Stillstand gekommen. Im vergangenen Jahr wuchs die weltweite Verschuldung erstmals seit dem Jahr 2009 wieder schneller als die nominale Wirtschaftsleistung. In der achten Auflage ihrer Studie analysierte die Allianz die Vermögens- und Schuldenlage privater Haushalte in 53 Staaten. (sda)