Schweiz
Wirtschaft

Ausländischer Strom gefährdet Schweizer Stromnetz 😳

Ausländischer Strom gefährdet Schweizer Stromnetz 😳

Weil sich die Nachbarländer zu einem gemeinsamen Strommarkt zusammengeschlossen haben und die Schweiz schlecht integriert ist, droht ein Blackout.
29.03.2017, 15:4129.03.2017, 16:14
Mehr «Schweiz»

Es gibt zunehmend Engpässe im Schweizer Stromnetz, weil die Nachbarländer ihre Netze verstärkt zusammenschliessen, ohne dass die Schweiz darauf Einfluss hat.

Die Warnung kommt gemäss Handelszeitung von einem Mann, der es wissen muss: Jörg Spicker ist Manager bei der für das Stromnetz zuständigen Betreibergesellschaft Swissgrid.

Grund sei Strom, der ungeplant durch die Schweiz fliesse – Fachleute sprechen von «Loop Flows». Auf das Problem sei Swissgrid bei den Untersuchungen der Netzengpässe vom Winter 2015/2016 gestossen. Damals haben sich laut Spicker die Zeiten mit kritischen Überlastungen verzehnfacht. Politiker und Experten debattierten über die Gefahren von Blackouts.

Am Katzentisch...

2015 wurde ein Teil der Schweizer Nachbarländer zu einem hoch integrierten Strommarkt zusammengeschlossen. Technisch funktioniere dieser Markt so, als gehöre die Schweiz dazu, sagt Spicker. Und das mit unbeschränkten Kapazitäten. Die Folge: Nun wird zu viel Strom gehandelt, der dann durch die Schweiz fliesst. Dagegen wehren kann sich die Schweiz schlecht, denn sie ist bei wichtigen Gremien nicht mehr dabei.

Swissgrid bleibe nichts anderes übrig, als das Schweizer Netz für die ungewollten Stromflüsse auszubauen, sagt Spicker. «Ein grosser Teil des heutigen Ausbaus dient der Entlastung.»

«Wir sitzen heute am Katzentisch», konstatiert Spicker. Ja, das Wort gibt's tatsächlich – es ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für einen Platz im Abseits, wie Wikipedia weiss.

Schlecht integriert

2014 wurde Swissgrid aus der europäischen Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung der Stromnetze (ACER) ausgeschlossen. Erst im vergangenen Dezember lehnte die EU-Kommission zudem einen Vorschlag von Swissgrid ab, wie die Schweiz hätte enger in den Tageshandel für Strom integriert werden können.

Das habe Folgen. Früher sei die schlechte Integration in den europäischen Strommarkt vor allem ein wirtschaftliches Problem gewesen, sagt Spicker. Nun warnt er: «Dass die Schweiz beim europäischen Engpassmanagement ausgeschlossen ist, gefährdet zunehmend die Versorgungssicherheit.»

Wovor hast du mehr Angst: Blackout oder Katzentisch?

(dsc/sda)

Blackout – wenn nichts mehr geht

1 / 20
Blackout – Wenn nichts mehr geht
Gravierende Stromausfälle sind kein neues Phänomen – im Gegenteil: Ein Polizist bewacht am 9. November 1996 im New Yorker Stadtteil Bronx nach einem Blackout einen Eingang.
quelle: ap / str
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
50 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
koks
29.03.2017 16:54registriert August 2015
"Jörg Spicker ist Manager bei der für das Stromnetz zuständigen Betreibergesellschaft Swissgrid."

jaja. die strombranche ist unterdessen eine der erfolgreichsten im jammern.

was svp-blocher damals mit der lonza-energieerzeugung gemacht hat, soll jetzt standard für die ganze energiebranche werden: lukrative filetstücke ins ausland bzw an ausländische aktionäre verhökern, die defizitären bereiche durch die steuerzahler subventionieren lassen.
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Lonza-und-das-schwere-Erbe-von-Blocher-und-Ebner/story/13743613
3916
Melden
Zum Kommentar
avatar
Regas
29.03.2017 19:12registriert September 2016
Je mehr Wind - und Sonnenwackelstrom eingespeist wird, desto grösser werden die Probleme. Um sich der Problematik zu entziehen, müsste die Schweiz dringend Phasenschieber an den Netzübergängen ins Ausland installieren. Damit liesse sich der Stromfluss regulieren, und man bekäme erst noch ein Druckmittel gegenüber der EU, die dann eine Strom-Durchleitung beantragen müsste. Aber leider sind solche Anlagen sehr aufwändig und kostspielig.
308
Melden
Zum Kommentar
avatar
Str ant (Darkling)
29.03.2017 17:31registriert Juli 2015
Das ist wohl genauso wie dort als die Schweiz einfach von sich aus den Europäischen Bankengremien fernblieb und sich die Politiker dann echauffiert haben, dass die Schweiz nicht beteiligt sei und man die Schweiz jetzt auf eine Schwarze Liste setzt.

Swissgrid hat einfach die fahrlässig die Entwicklung verpennt
3414
Melden
Zum Kommentar
50
Thundorfs (TG) Kampf gegen Windmühlen – ein Drama in 4 Akten (weil der 5. noch fehlt)
Zuerst sollten es acht Windräder sein. Nun stimmt die Gemeinde Thundorf im Herbst nur noch über drei ab. Der erbitterte Widerstand des 1600-Seelen-Dorfs gegen einen Windpark steht sinnbildlich für die weit verbreitete Mentalität: «Erneuerbare Energien, ja, aber nicht bei mir.» Eine Chronologie.

Es ist der 15. März 2022, als die Elektrizitätswerke des Kantons Zürichs (EKZ) den Plan für den «Windpark Thundorf» vorstellen. 18'000 Thurgauer Haushalte. So viele sollen ab 2026 durch acht Windräder mit Strom versorgt werden. Die EKZ wollen sie im Wald und auf Feldern des Wellenbergs in der Gemeinde Thundorf erbauen. Nur wenige Kilometer von der Kantonshauptstadt Frauenfeld entfernt.

Zur Story