Schweiz
Wirtschaft

«Die Geiz-ist-geil-Mentalität ist in der Fleischbranche gefährlich»

Sieht die Schuld nicht nur bei der Metzgerei, sondern auch bei der Industrie: Markus Bolliger, Präsident des Metzgermeisterverbands Aargau.
Sieht die Schuld nicht nur bei der Metzgerei, sondern auch bei der Industrie: Markus Bolliger, Präsident des Metzgermeisterverbands Aargau.Bild: Tele M1
Metzgermeister verteidigt Skandalmetzgerei

«Die Geiz-ist-geil-Mentalität ist in der Fleischbranche gefährlich»

Ungarische Hühner als Schweizer Poulet: Die Bündner Grossmetzgerei Carna Grischa hat Fleisch falsch deklariert. Doch der Aargauer Präsident der Metzgermeister verteidigt ein Stück weit das Verhalten der Bündner. 
25.11.2014, 07:5226.11.2014, 13:23
Mehr «Schweiz»
Ein Artikel von
Aargauer Zeitung

Die Bündner Grossmetzgerei Carna Grischa hat ungarisches Poulet als Schweizer Produkt verkauft oder Pferde- statt Rindfleisch geliefert. Und das systematisch über Jahre hinweg. Ruedi Hadorn, Direktor des Schweizer Fleisch-Fachverbandes, hat den Vorfall «schockiert», wie er selbst sagt. «Man kann relativ viel schnell kaputtmachen, aber es ist sehr schwierig, das Vertrauen wieder aufzubauen. Das braucht sehr viel Knochenarbeit.» 

Etwas anders sieht es Markus Bolliger. Für den Aargauer Präsidenten des Metzgermeisterverbandes sind die Gastro-Betriebe nicht unschuldig am Vorfall im Bündnerland, wie Tele M1 berichtet: «Das Verhalten wie von der Grossmetzgerei Carna Grischa muss streng bestraft werden, doch die Schuld liegt nicht nur in der Industrie.» Die Firma sei wahrscheinlich auch unter Druck gesetzt worden von der Gastronomie, weil diese Leute sagen, was sie zahlen wollen. «Die Geiz-ist-geil-Mentalität auch in der Fleischbranche ist ganz gefährlich.» 

Die Herkunft des Fleisches kontrolliert das Aargauer Lebensmittelinspektorat anhand der Lieferscheine. Doch dort sind Falschangaben möglich. Absolute Sicherheit, ob es sich um Schweizer Fleisch handelt, gäbe nur eine spezielle Isotopenanalyse, welche die Herkunft des Fleisches anhand des Futters bestimmt. Doch das ist aufwändig und wird fast nie gemacht. 

Viele Fleisch-Konsumenten haben daher das Vertrauen in die Industrie längst verloren, wie eine Strassenumfrage zeigt: «Heute geht's leider nur ums Geld», sagt ein Passant. Und eine Passantin meint, dass sie ihr Fleisch nur noch beim Bauern kaufe. (fam)

Jetzt auf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
UNRWA im grossen Interview: «Das ist eine menschengemachte Katastrophe»
Die humanitäre Krise im Gazastreifen spitzt sich zu. Auch, weil der grössten Hilfsorganisation vor Ort, der UNRWA, das Geld ausgeht. Israel wirft ihr vor, mit der Hamas zusammenzuarbeiten. Im grossen Interview bezieht die UNRWA Stellung.

Während der UNO-Sicherheitsrat erstmals eine Resolution verabschieden konnte, die eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen zwischen der Hamas und Israel fordert, geht das Sterben im Gazastreifen weiter. Nicht nur wegen israelischer Angriffe, sondern auch wegen Hunger.

Zur Story